Die Winterzeit ist vorbei. Ein Rückblick bleibt.
Das Fichtelgebirge ist im Januar ein
Eldorado des Wintersports. Schneewandern, Skifahren am Ochsenkopf und
Klausenlift in Mehlmeißel sowie das Skilanglaufen sind nur einige
attraktive Beispiele. Dafür stehen eine Vielzahl von Loipen im
Naturpark zur Verfügung. Rund um den Ochsenkopf, am
gegenüberliegenden Waldstein oder in den kleinen Touristenorten
Fichtelberg, Warmensteinach oder Bischofsgrün. Eine nehmen wir in
Angriff. Keine von den eben genannten.
Die Epprechtsteinloipe bei
Kirchenlamitz steht auf dem Programm. Gute sechs Kilometer ist die
Runde lang. Ein guter Einstieg für uns Anfänger.
Etwas
außerhalb des kleinen Kirchenlamitz, in Richtung Weißenstadt,
befindet sich eine kleine Siedlung. Hnter dem Buchaus heißt diese.
Ein dutzend Häuser stehen hier, haben von ihrem Heim aus einen
wundervollen Blick über das Plateau zwischen Waldstein und Kornberg.
Die Epprechtsteinloipe ist auf der Bundesstraße bereits
ausgeschildert. Ein kleiner Tip: nicht den untersten Parkplatz
benutzen, der obere ist der bessere. Einfach die huklige Straße 100m
hinauf fahren. Nimmt man den unteren Parkplatz muss man die besagten
Meter hinauf laufen. Wäre aber auch kein Beinbruch. Dort hat man den
direkten Einstieg. Ski heraus, in die Bindung und los gehts.
Wacklig legen wir die ersten Meter auf den dünnen Ski
zurück. Selbst die Junggebliebenen der Altersgruppe ü60 machen
einen dynamischeren Eindruck. Uns interessiert das nicht. Schneller
sind wir freilich nicht. Wir haben Spaß. Spaß an der Bewegung in
der Natur. Das Wetter ist gut, obwohl der Himmel wolkenverhangen
ist. Die Sicht ist aber klar. Die feste und harte Schneeschicht
beträgt ungefähr 30cm. Perfekte Bedingungen bei Temperaturen um die
0 Grad.
Gleich zu Beginn zieht sich ein leicht stetiger
Anstieg. Die Lunge pumpt. 200 leicht abfallende Meter weiter gabelt
sich die Loipe. Der Ausschilderung folgen wir nach rechts.
Epprechtsteinloipe. Anstieg. Kein leichter. So steil, dass die Spur
endet, der geübte grätscht hinauf. Wir machen langsam. Eher nach
Nordic Wallung sieht das bei uns aus. Oben angekommen, geht es fast
schon ebenso rasant den Berg hinunter. Ohne die Spur wären wir
aufgeschmissen, sie führt uns. Ohne sie haben wir kaum Kontrolle
über die Latten. Auf der anderen Seite müssen wir den Berg hinauf.
Über einen Kilometer lang, schier endlos. Der Puls geht nach oben.
Gleichmäßiges Tempo. Einige sind schneller wie wir, überholen uns.
Andere Fliegen extrem dynamisch in der Skatingtechnik an uns vorbei.
Wow, geile Technik. Wir können da mit unserem klassischen Stil von
Natur aus nicht mithalten. Müssen wir ja nicht.
Oben, am
höchsten Punkt der Epprechtsteinloipe treffen wir wiederum auf eine
Weggabelung. Rechts führt die Strecke weiter, die sogenannte
Bergkopfrunde wird dort fortgeführt. Links geht es auf der
Epprechtsteinloipe weiter. Heute laufen wir links, für den Anfang
reicht es.
Entspannt aber rasant rauschen wir ins "Tal",
bringen Meter um Meter hinter uns. Unten angekommen, vereinigen sich
die Bergkopfrunde und die Epprechtsteinloipe in einer Spur. Die
letzten Meter sind eingeläutet. 80 Prozent Langlaufen wir flach
dahin. Nur ein kurzer Anstieg zwischendrin ist nochmals ein letztes
Hindernis. Eine letzte minimale Steigung am Ende und wir
brettern in Hockposition auf unseren
dünnen Latten zum Ausgangspunkt.
6,5 km Epprechtsteinloipe haben wir
hinter uns. Ein schönes Gefühl. Eine durchaus anspruchsvolle
Strecke. Hoch und runter. Lange, knackige Anstiege, schnelle
Abfahrten, flache Passagen.
Die Große Bergkopfrunde wartet
Zwei Tage später. Die
Epprechtsteinloipe hat mich irgendwie nicht losgelassen. Das Gefühl,
die Bewegung in der Natur war einfach zu gut. Zu reizvoll. Das
passende Wetter habe ich erwischt. Kaiserwetter. Strahlender
Sonnenschein bei plus 2 Grad. Keine Wolke am Himmel. 13km stehen auf
dem Programm. Die Bergkopfrunde. Doppelt so lang wie die
Epprechsteinloipe. Für einen Anfänger ganz ordentlich.
Erneuter
Startpunkt ist der Parkplatz in der Siedlung hinteres Buchhaus in
Kirchenlamitz. Dort ist es nebelverhangen. Die Sonne hat keine
Chance, zwischen den Schwaden hervorzukommen. Die Vorfreude ist ein
Hauch getrübt. Der Parkplatz ist voll, einige vollen die Bedingungen
noch einmal nutzen.
Die Ski aus dem Auto, in die Bindung, die
Hände in die Schlaufen der Stöcke und los gehts. Der erste Teil der
Strecke ist bekannt. 3km bergauf, bergab und bergauf. Die "warmen"
Temperaturen legen sich auf den Schnee nieder. An schattigen Plätzen
ist es eisig, besonders am Berg rutscht man. In der Sonne wird es
sulziger. Die Spur ist ausgelaufen. Der Schnee nicht mehr so hart,
damit nicht so schnell. Doch ich will nicht auf hohem Niveau meckern,
Profis dürfen das. Ich bin froh unter diesen Bedingungen unterwegs
zu sein.
Am höchsten Punkt der Epprechtsteinloipe, auf der
Hälfte dieser 6km langen Strecke geht es nun für mich rechts weg.
Vor zwei Tagen rasten wir geradeaus den Berg hinunter. Auch heute
hatte der schwache Geist seine Stimme erhoben, den leichten Weg zu
nehmen. Zumal die ersten Meter nicht ganz rhythmisch waren. Von
Schritt zu Schritt wurde es besser. 13km schwirrten mir im Kopf
herum, bis zuletzt. Respekt hatte ich schon. Letzten Endes war es
jedoch kein Thema. Wie selbstverständlich nahm ich die verbliebenen
10,7km in Angriff.
Die Streckencharakteristik veränderte sich
nur unwesentlich. Hügelig blieb es, unruhig. Leicht bergan, ebenso
leicht bergab.
Das Wetter war atemberaubend. Die Sonnenstrahlen
brennen nur so auf mich nieder. Der Schnee bricht die einfallenden
Lichtstrahlen. Die erste wirkliche Tücke kommt nun, gut anderthalb
Kilometer nach dem besagten Abzweig. Gefälle. Abfahrt. Eine Spur
gibt es nicht mehr. Technik ist gefragt. Das, was ich ausgerechnet
nicht habe. Ich mache den Schneepflug. Versuche es zumindest. Helfen
tut es nichts. 50m später liege ich auf dem Hosenboden, das erste
mal Ski verkantet, Gleichgewicht verloren. Aufgestanden, Mund
abgeputzt und weiter gemacht. 100m weiter erleide ich das gleiche
Schicksal erneut. Sturz, wieder verkantet. Wieder Hosenboden. Langsam
werd ich fuchtig, fluche über mich selbst, beschimpfe mich sebst.
Zum Glück hört mich keiner. Danach habe ich sie endlich geschafft.
Erleichtert. Voller Tatendrang laufe ich weiter.
Ich bin allein
unterwegs. Kein anderer weit und breit. Absolute Stille. Nicht einmal
Vogelgezwitscher oder Rascheln ist zu vernehmen. Totale Stille. Nur
ich und die Natur.
Noch einmal geht es den Berg hinab. Diesmal
mit mehr Respekt. Gott sei dank mit Spur. Eine ungemeine Hilfe für
mich und meine Technikkünste. Etwas wackelig bringe ich es auf einen
achtbaren Speed. Stürzen werde ich auch nicht. Deswegen alles im
grünen Bereich.
Allmählich müsste der Wendepunkt
erreicht sein.
Die Natur und das Panorama sind einmalig. An
mancher Lichtung haben wir direkten Blick zum Waldstein. Ein Traum.
Genuss. Wirklich. Das sehen andere genauso. Mehr und mehr Läufer
kommen mir entgegen. Die einen schneller, die anderen gemächlicher.
Nicht einmal geht es leicht bergab. Ich ahne schon, dass ich das
nachher wieder rückwärts bewältigen muss. Irgendwie graut es mir
da dezent. Aber egal. Ich erreiche den Wendepunkt. Es ist der
Parkplatz, direkt an der Waldsteinstrasse. Dort, wo die Autos
hinüberrasen. Der Gipfel mit dem Teufelstisch ist durch die perfekte
Sicht leicht zu erblicken.
7km Rückweg liegen noch vor mir.
Eine gehörige Strecke. Schlussendlich leichter wie ich dachte.
Oftmals geht es leicht abschüssig dahin. Doppelstockeinsatz ist
gefragt. Schieben. Schieben. Schieben. Mit Schwung und im Rhythmus.
Die Arme brennen. Anfangs verlief der Kurs parallel zum Hinweg. Heißt
gleiche Loipe, nur entgegengesetzte Richtungen. Das Panorama bleibt.
Kurze Fotopause. Ein Muss, ehe es weitergeht im ordentlichen Tempo.
Nach zwei Kilometer trennen sich die Loipen. Für mich geht es durch
den Wald, ohne jegliche Anstiege. Die Meter, ja die Kilometer fliegen
förmlich an mir vorbei. Für meine Verhältnisse, mein Empfinden.
Ich überhole sogar. Ein kompliziertes Prozedere für mich.
Abbremsen, anschließend heraus aus der Spur, auf dem mittleren
Skatingabschnitt im klassischen Stil vorbei und schlussendlich wieder
bei genügend Abstand abbremsen, um sich nicht die Peinlichkeit zu
geben, beim in die Wiedereinsteigen in die Spur dumm zu stürzen.
Manchmal möchte ich mich nicht selbst sehen. Nehme es aber mit einer
Portion Selbstironie sportlich.
Spätestens bei der Kreuzung,
auf die wir wenige Tage zuvor bereits getroffen sind, ist der letzte
Schlussteil eingeläutet. Epprechtsteinloipe und Bergkopfrunde
vereinigen sich an dieser Stelle wieder. Die verbliebenen restlichen
2km sind erzählt. Bei wunderbaren Wetter bin ich schließlich nach
mehr als 90min am Ziel. Glücklich 13,6 km bewältigt zu haben. Ein
unglaubliches Gefühl.
Viele sagen, es sei die schönste Loipe
im Fichtelgebirge. Besonders landschaftich sehr reizvoll. Beantworten
kann ich das nicht. Doch eines kann ich: es ist eine wundervolle
Strecke inmitten erholender Natur.
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