Es ist Sonntag. 12 Uhr. Gerade erst aufgestanden. Mal
überlegen, was man noch mit dem angebrochenen Tag anfangen könnte. Gar nicht so
einfach. Auf alles habe ich dann doch keine Lust. Es ist bewölkt, kein
Sonnenstrahl kommt heraus. Es sieht so aus, als fange es jeden Augenblick an zu
regnen.
Dann ein kleiner Gedankenblitz. Startklar machen. Und los.
Bad Elster. Ganz in der Nähe. Ideal für einen Ausflug. Nichts Spektakuläres.
Entspannung wartet.
Die kleine Stadt wird geprägt durch die Elster. Die Weiße Elster,
die nur wenige Kilometer entfernt, ihre Quelle hat. Als kleiner Bach
durchfließt sie das Tal. Kaum zu glauben, dass sie im weiteren Verlauf für
gewaltige Hochwasserschäden im vergangenen Jahr verantwortlich war. Das
Quellgebiet bildet das Elstergebirge. Es stellt
mit seinen von Nadelbäumen bewachsenen Kegelbergen im Dreiländereck Sachsen - Bayern –
Böhmen eine herrliche Kulisse dar und
setzt den schmucken Ort in Szene. Ein reizvolles Landschaftsbild. Mitten drin:
das Sächsische Staatsbad .
Gut 3700 Menschen sind hier beheimatet. Die tschechische
Grenze ist nur, im wahrsten Sinne des
Wortes, zwei Schritte entfernt. Find ich immer irgendwie irreal, wenn man sich
vorstellt, dass die Grenzen mal geschlossen waren. Heute geöffnet.
Kur,Kur, Kur
Der Kurbereich erstreckt sich entlang des Flusses im Tal, an der
durchgehenden Land- oder Dorfstraße, je nachdem wie man es nennen will, As –
Adorf. Wir kommen aus Richtung As, rumpeln über etwas holprigen Asphalt,
passieren die Grenze, ehe wir schon mittendrin sind. Gästehäuser mit den
schönsten Namen, komfortable Hotels und Pensionen reihen sich aneinander. Man
meint es gibt gar nichts anderes.
Mit dem Luisa-See beginnt der eigentliche Kurbereich. Ein
romantischer, kleiner Gondelsee. Das Bistro am Ufer bietet Getränke und Snacks
für jedermann an. Tretboot fahren kann man auch, etwas für Romantiker.
Gegenüber liegt der Flora-Tempel. Von dort lohnt sich der Blick. Ohne Probleme
kann man den See umwandern. Neben dem Luisa-See liegt der Rosengarten. Um diese
Jahreszeit sieht man nur leider nicht viel davon. Die Gartenexperten kennen
sich aus.
Auf der anderen Seite der Straße und der Weißen Elster
beginnt der Kurpark. Etwas winzig, für mein Empfinden zu winzig. Nach wenigen
Schritten gelangt man zur Wandelhalle. Das Sächsische Bademuseum und eine
Kunsthalle, die regelmäßig verschiedene Ausstellungen anbietet, finden hier ihren
würdigen Platz. Gleichzeitig findet man im rechten Seitenflügel des hellen,
lichtdurchfluteten Gebäudes mit grauer Außenfassade die Moritzquelle. Leider um
diese Jahreszeit geschlossen. Da waren wir etwas betröbbelt.
Hinter der Wandelhalle ist der kleine Goethebrunnen. Der ist
jetzt nicht kunstvoll, auch hat er kein wunderschönes Wasserspiel. Das
Besondere an ihm ist die Überlieferung einer kleinen Episode. Der Namensgeber Johann
Wolfgang Goethe fand die Inspiration für die Vollendung seines Werks “Hermann und Dorothea“ in dieser
Landschaft. Dementsprechend ist dort das Konterfei des Übermanns der Klassik
und ein Zitat aus jenem Werk abgebildet.
Richtet man den Blick weiter geradeaus sieht man eine Vielzahl
von Gebäuden. Links ist eine Art Flachbau mit einer Reihe an kleinen regionalen
Geschäften, rechts das Badecafe. Das lassen wir liegen. Noch. Dahinter befindet
sich ein weiteres Quellenhaus. Die Marienquelle. Deutlich in goldenen Lettern über dem Eingang zu lesen. Das
Highlight ist die goldene Ghette, die eine Krugträgerin darstellt, auf dem
Dach. Hier kann man es sich gut gehen lassen. Entspannung und Heilung in Trinkkuren.
Alles sehr gediegen. Durchaus viel Gold verarbeitet. Im Inneren sticht die
Quellenschale der Marienquelle im
Untergeschoss ins Auge. Schnell ein Glas geholt, gegen einen Unkostenbeitrag
von 1 €. Die Wendeltreppe hinunter und das Wasser kosten. Schmeckt, eigentlich
wie erwartet, sehr eisenhaltig. Aber kann man trinken, Gläser sind schnell ausgetrunken.
Weitere 4 Quellen warten darauf, probiert zu werden. Die Salzquelle. Puh. Die
spucke ich gleich wieder aus. Hätte ich mir fast denken können, überhaupt nicht
meins. Zum Glück gibt es den Elstersäuerling, denn der ist zum Nachspülen
bestens geeignet. Nein, so schlimm ist es nicht. Er schmeckt nach Wasser,
relativ geschmacksneutral. Sehr gut, sehr ausgewogen von der Konzentration her.
Man denkt, es kommt direkt aus dem Fluss. Die Moritzquelle ähnelt der
Marienquelle.
Nach Wasser kommt Kaffee. Wir gehen ins Badecafe. Liebevoll
eingerichtet, in der Mitte des Raumes ist ein kleiner Teich angelegt. Die gut
genährten Quois haben darin ein Zuhause. Daneben steht ein Klavier. Ein fröhlicher
Mann mit passender blauer Fliege zum weißen Hemd gibt sein Bestes. Ihm merkt
man die Leidenschaft an. Ob das nun klaviertechnisch gut war, weiß ich nicht,
ist mir aber auch egal. Es rundete einfach das Bild ab. Einen Platz zu finden,
dürfte nicht allzu schwer sein. Es ist wirklich sehr groß. Wir setzen uns ans
Fenster.
Wir gönnten uns erstmal einen Milchkaffee. Aus der
Tortentheke suchen wir uns noch eine regionale Spezialität aus. Eierschecke.
Ein dreischichtiger Kuchen. Hefeteig als Boden, ein Quark-Vanille Pudding in
der Mitte und oben der Mix aus Eigelb, Butter und Zucker. Also sehr, sehr
kalorienarm. Das ist natürlich ein Scherz, aber darüber sollte man nicht
nachdenken. Lieber kosten. Man wird es mögen, wie ich.
Wir überlegen, was wir noch machen, schlendern durch den Ort und gelangen zum König Albert Theater, dem kulturellen Zentrum. Ein imposantes Gebäude, welches 1914 als letztes deutsches Hoftheater eröffnet wurde. Generell hat Bad Elster ein sehr vielfältiges Veranstaltungsprogramm zu bieten. Nicht nur durch das Theater. Mit der Naturbühne am Waldschlösschen gibt es einen weiteren bemerkenswerten Aufführungsort. Die Festspielsaison von Mai bis September, verschiedene Oper- und Theateraufführungen, die Chursächsischen Musikwochen, um nur eine Auswahl der zahlreichen Veranstaltungen zu nennen. Klar für junge Menschen im Alter von 20-30 Jahren ist da nicht allzu viel dabei. Aber es ist ein Kurort.
Nebenan das Kurhaus. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance
ist sehr repräsentativ. Es steht als Symbol für die Tradition und die Bedeutung
des Heilbades. Immerhin erholen sich die Kurgäste aus Nah und Fern seit der
Ernennung zum Staatsbad 1852 in Bad Elster. Im Übrigen eines der ältesten
Mineral- und Moorheilbäder Deutschlands. Erwähnenswert. Dementsprechend leben
die Einheimischen hauptsächlich vom Gesundheitssektor, alles ist auf den
Kurbetrieb ausgerichtet. Verschiedene Fachkliniken, diverse Therapiezentren und
Praxen stellen eine hohe medizinische Versorgung zur Verfügung. Eine der renomiertesten
medizinischen Berufsfachschulen ist angesiedelt. Berufe, wie Masseure, Physiotherapeuten oder
Bademeister werden hier zur Ausbildung angeboten.
So, wir wollen ins Albert Bad, müssen vom Kurhaus nur über
die Straße.
Bad in Nostalgie und
Moderne zum Ausklang
Entspannung als Ausklang. Die Badesachen haben wir dabei.
Gott sei Dank. Bestens dazu geeignet ist das Albert Bad. Von außen ein wirklich
repräsentatives Gebäude mit nostalgischem Ambiente. Schlossarchitektur. Eine
breite Holztür weist den Eingang aus. Man stellt sich auf einen Kraftakt ein.
Aber nein. Sesam öffne dich, automatisch geht die Tür auf und heißt die Gäste
willkommen. Die Eingangshalle mit der verzierten Wandelkuppel und dem kleinen
Brunnen bestätigen den Eindruck, den man von außen hatte. Den Gang geradeaus,
vorbei an den Moorbädern mit den Kupferwannen, gelangt man in die helle,
lichtdurchflutete Bade- und Saunalandschaft. Die Glas- und Stahlkonstruktion
stellt den Gegensatz zwischen Nostalgie und Moderne dar. Alles ist sehr hell
und offen gestaltet. Ab 18 Uhr gibt es den Mondscheintarif. 3 Stunden für 5,50
€. Verschiedene Becken, bis zu 36 Grad warm, stehen den Gästen zu Verfügung,
sowie zwei Whirlpools, einer innen und einer außen. Das Außenbecken ist für
mein Empfinden etwas kalt. Aber gut, muss auch zugeben, dass ich Warmduscher
bin. Daher zählt das nicht.
Die Therme wird von Menschen jeder Generation besucht. Junge
Leute, Kleinkinder oder die, in der Regel, älteren Kurgäste. Es ist natürlich
nicht einfach, die Wünsche aller Gäste zu erfüllen. Interessen werden gestört. Wie
so oft , kommt man mit anderen Leuten ins Gespräch. So auch diesmal, ein graumelierter Herr mit schön gezwirbeltem Schnauzer. Sehr gesprächig. Die kleine
Konversation lenkte sich relativ zügig auf das Thema Albert Bad. Erstaunt
stellten wir fest, dass viele ältere Menschen gar nicht mehr die Therme besuchen würden. Zu laut, zu viele
Kinder, zu viel Krawall. Die Ruhe wäre nicht gewährleistet. Hmm, das kann jetzt
so oder so gesehen werden. Zu empfindlich oder zu viel Erlebnisbad? Will das
gar nicht beurteilen. Recht machen kann man es sowieso keinem. Jeder hat da
seine eigene Wahrnehmung. Allerdings zeigt es schon in welcher Zwickmühle die
Badbetreiber sind. Will man mehr Kinder und mehr Familien? Will ich mehr Ruhe
und Entspannung, auch im Badebereich. Da
hat jeder Betreiber eine andere Ausrichtung.
Nach über 2 Stunden Planschen gehen wir mit der typischen schrumpligen Haut zum Ausgang. Ein super Tag neigt sich dem Ende zu. Viel Natur, viel frische Luft mit hohem Wohlfühlcharakter. Der Körper fühlt sich schwebeleicht, man ist frei im Kopf. Gut erholt eben. Es hat sich gelohnt, dieses Bad Elster an der Weißen Elster im Elstergebirge.
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