Bad Steben…Bad Steben…klingt nach Erholung, nach Entspannen und Relaxen. Ein Erholungsort. Ein Kurort. Ein Staatsbad sogar. Nein Königlich-Bayerisches Staatsbad. Wow, welch Superlative. Aber doch nur ein Fleck von vielen in der fast überfüllten bayerischen Karte der Erholungs-, Kur- und Heilbäder. Trotzdem eine Reise wert? Wir werden sehen.
Die kleine Marktgemeinde, immerhin etwa 3300 Einwohner, ist
wirklich schön gelegen, eingebettet von der Natur des Frankenwaldes. Abseits
von großen Städten. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Hof (25km) und die
Wagnerstadt Bayreuth (60 km). Die Welt ist hier noch heile. Denkt man.
Fortuna herausfordern
Als erstes, was dem Besucher, also mir, begegnet, ist die
Bayerische Spielbank. 2001 wurde sie eingeweiht, als letzte von den neun
Spielbanken in Bayern. Warum ausgerechnet Bad Steben dafür ausgewählt wurde, keine Ahnung. Gewinn
hat sie die letzten Jahre nicht gemacht, der Steuerzahler darf dafür blechen. Dieses
Jahr war es immerhin eine Null. Gott sei Dank. Angeblich 22 Mio. DM hat der moderne
und sehr elegante Glasbau mit seiner Dachwellenstruktur gekostet. Es hat sich
gelohnt. Wirklich sehenswert. Zur Abenddämmerung wird das Gebäude mit einer
kunstvollen Beleuchtung in Szene gesetzt. Es lädt zum Besuch ein.
Also rein. Was auch sonst. Eintritt zahlt man keinen. Nur
der Ausweis wird verlangt, da man erst ab 21 Jahren sein Glück im Poker, im
Roulette oder Black Jack versuchen darf. Freundliches Personal, nette
Groupiers, die natürlich immer auf der Seite der Gäste sind. Dazu ein
gediegenes Ambiente mit Restaurant und Bar. Die Stunden vergehen wie im Flug. Empfehlenswert.
Weiter geht’s durch den Ort. Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser
und kleine Geschäfte prägen das ruhige und gemütliche Ortsbild Bad Stebens. Vom
Feinkosthändler über kleine Modeboutiquen, Geschenkartikelläden bis hin zum
traditionsreichen Kaufhaus. Alles das wirkt beruhigend, weg vom Stadttrubel in
den Shoppingcentern dieses Landes. Discounter sind zum Glück Mangelware. Einer
hat sich verirrt, der ist am Ortsausgang. Trotzdem gibt es natürlich auch
leerstehende Schaufenster und ehemalige Cafes. Der Zahn der Zeit nagt. Der Ort
lebt hauptsächlich vom Tourismus und dem
Gesundheitssektor. Die Lutherkirche und die Wehrkirche St. Walburga wachen hoch
über den Einwohnern und sind weit sichtbar. Die einheimische Bevölkerung mit
ihrer ruhigen, gelassenen Art bestärken dieses Gefühl. Das Leben scheint von
einer gewissen Gelassenheit und Einfachheit geprägt zu sein, so der Eindruck.
Die typische Frankenwälder Mundart erreicht beim Gast eine heitere
Freundlichkeit. Man muss ganz genau hinhören, um alles zu verstehen. Es macht
sie nur noch sympathischer.
Auffällig sind die meist schwarzen Dächer der Häuser, auch
der Kirchen. Schiefer. Welches schon seit Jahrhunderten benutzt wird. Bad
Steben war ein Zentrum des Bergbaus im 18. Jahrhundert. Dank eines Weltbürgers,
eines genialen Forscher und Denker: Alexander von Humboldt. Der verbrachte dort
3 Jahre (1792-1795), gründete eine Bergschule und katalogisierte die Vorkommen
der Bodenschätze im Stebener Gebiet. Kaum zu glauben. Heute erinnert nur noch
das Humboldt-Haus. Schade.
Tempelquelle |
Heilfaktor
Über die Badstraße geht das Marktzentrum
fließend in den Kurbereich über. Wenige Menschen säumen die Marktmitte und den
Kurbereich. Junge Leute sieht man leider gar nicht. Anzeichen für den
demographischen Wandel? Oder nur typisch Kurort? Beides. Der Kurbetrieb hat
lange Tradition.
Seit der Ernennung zum Staatsbad 1832 folgte der
kontinuierliche Ausbau der Kuranlagen im 19. Jahrhundert, rückführend auf die
Radon-Mineralquellen. Der Kurpark ist umgeben von kleinen Pensionen und Hotels,
alles aber sehr überschaubar und nicht überfüllt. Vielleicht liegt es an der
Jahreszeit. Das Relaxxa-Hotel, in dem ich nächtigte, ist das größte im Ort. Mit
einem Mix aus Moderne und Klassik, stilvoll eingerichteten Zimmern und sehr
freundlichem Service kann das Vier-Sterne Hotel mit seinem breiten Spektrum im
Gesundheits- und Wellnessbereich (Sauna, Schwimmbad, Massage) punkten. Etwas
unterhalb, nur ein paar Schritte entfernt, befindet sich die Wiesen- und Tempelquelle mit
ihrem hohen Radongehalt. Kurhaus, Klenzebau, Säulenwandelhalle und kleine Musikpavillons
prägen diesen Landschaftspark mit einem leicht englischen Charakter im
klassischen Stil. Bunte und farbenvolle Blumenrabatten machen das Bild noch
freundlicher. Durch die Säulenhalle gelangt man in den naturbelassenen Nordteil,
geprägt von bis zu 100 Jahre alten Mischwäldern und kleinen Weihern, der eine
gefühlte Fläche von 100ha hat. Tatsächlich sind es insgesamt 40ha, auch ganz
stattlich. Der passionierte
Spaziergänger wird hier seine helle Freude haben. Die reizarme und reine Luft des
Mittelgebirgsklimas fördern zusätzlich den Heilfaktor, vor allem im Bereich der
Herz- und Gefäßkrankheiten, Haut- und Rheumaerkrankungen sowie Atemwegskrankheiten.
Merkt man irgendwie im Geist und Körper, richtig befreiend.
Hinter dem Klenzebau, gleichzeitig auch am Ortsausgang, befindet sich das eigentliche Highlight des
Kurbereichs, die Therme von Bad Steben. Überregional bekannt und sehr gut
besucht. Äußerlich etwas unscheinbar, ist
sie wahrlich eine Oase für Erholung. Verschiedene Bereiche, wie Wellnessdome, Wasserwelten, Saunaland oder
Wellness-und Gesundheitszentrum lassen keine Wünsche offen und erzeugen eine
tolle Wohlfühlatmosphäre. Jung und Alt lässt es sich hier gut gehen. Völlig
konträr zum ersten Eindruck im Orts- und Kurbereich. Es soll in keine
Lobpreisung ausarten, aber die Therme ist wirklich klasse. Zugegebenermaßen nicht
billig, aber gut in die eigene Seele investiert.
Bleibt die Frage, ob Kriterien eines Kurortes erfüllt werden?
Ja, ganz klar. Heilende Wirkung erreicht den Besucher, auch wenn es nur den
Geist betrifft, reicht ja oftmals schon. Die Gesundheitszentren, die Klinik und
die spezialisierten Ärzte in den diversen Einrichtungen genießen einen
hervorragenden Ruf. Wandertouren durch den Frankenwald, die Wagnerstadt
Bayreuth, das Thüringer Schiefergebirge und der Thüringer Wald, Kronach mit der
Festung Rosenberg oder die Bierstadt Kulmbach. Sehr, sehr viele Möglichkeiten,
um seine Urlaubstage spannend und abwechslungsreich in der Umgebung zu
gestalten. Ein weiterer Pluspunkt. Dennoch
merkt man den Kampf um die Gäste in einem Wettstreit gegen die nicht gerade
geringe Konkurrenz, allein schon in Bayern. Der höhere Bekanntheitsgrad der Konkurrenz
ist da natürlich kein Vorteil. Bad Steben, muss sich aber nicht verstecken. Ein
Geheimtipp unter den Kurorten.
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