Bublava ? Wie nochmal? Bubble Gam? Nein Bublava. So der Name
eines klitzekleinen tschechischen Seelendorfes mit 370 Einwohnern, gelegen
im westlichen Teil des wunderschönen
Erzgebirges. Nachbarort ist Klingenthal, direkt an der deutsch-tschech. Grenze.
Viele werden sich jetzt fragen, warum ausgerechnet Bublava. Nicht
Tourismushochburgen wie
Fichtelberg/Klinovec, Annaberg-Buchholz oder den Städten Aue, Schneeberg
und Schwarzenberg.
Abwägig auf den ersten Blick, nicht auf den zweiten: Bublava
ist als gute Adresse für Wintersport im Erzgebirge bekannt. Das dortige
Skizentrum, mit hoher Schneesicherheit und den doch durchaus ansprechenden
Abfahrten bietet durchaus gute Bedingungen. um sich einmal die Ski unter die Füße
zu schnallen und den Berg hinunterzustürzen.
Wahnsinnige Natur
Aber es ist nicht nur das. Umgeben von sanften Riesen des
Erzgebirges, dem Aschberg (936m) und dem Bleiberg (860m), mit ihren prachtvollen
Nadelwäldern an den Hängen, bietet diese Kulisse jedem Naturgenießer ein
großartiges Panorama zum Verweilen. Gerade von Klingenthal kommend, über den
Bergkamm der deutsch-tschechischen Grenze, gegenüberliegend der Bleiberg mit
seinem Skizentrum, macht das Auge Luftsprünge. Das Herz tanzt vor Freude. Das
Tal wird sanft vom kleinen Bublavska durchzogen, Namensgeber der Gemeinde, saftige
Wiesen in einem sehr milden Winter machen dieses Kleinod äußerlich perfekt. Nur
einzelne Schneehaufen liegen an Straßen- oder Wegeränder und der Bleiberg mit
seinen Teller, Schlepp- und Sesselliften erstrahlt unnatürlich in hellem Weiß.
Wie ein Fremdkörper in dieser grandiosen Landschaft. Der Technik mit der
Beschneiung von Kunstschnee sei Dank!
Genie und Wahnsinn im
Ortsbild
Kleine Häuser,
oftmals auch mit dunklem mahagonibraunem Holz verkleidet, an den Hängen und im
Tal, prägen den Wohnstil, die Einfachheit, aber auch einen Hauch von
Gemütlichkeit der Einwohner. Die, die typisch für die
Menschen in Tschechien, auf den durchlöcherten Gehsteigen mit ihren alten, fast
rostigen Bollerwägen ihre Einkäufe durch den Ort von A nach B transportieren.
Bublava verdient nicht den
Preis für das schönste Dorf der Region. Ruinen gibt es genüge, vermischen sich
mit liebevoll gepflegten Häuschen. Der angefangene Aquapark im Zentrum wurde nie fertiggestellt,
ragt mit seinem unverputzten Rohbau heraus. Es beschreibt auch irgendwie das
Dilemma, was man auch spürt. Irgendetwas Beklemmendes. Jedoch nicht zu erklären.
Der Ort versuchte sich neu zu erfinden. Ursprünglich als Köhlersiedlung im 16.
Jhd. gegründet, später von der
Bergbauindustrie, endete die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung in der
Herstellung von Musikinstrumenten in den benachbarten Orten. Seit dem Beginn
des 20. Jhd. versucht man durch den
Fremdenverkehr seine Brötchen zu verdienen. Sie profitieren natürlich durch den
nun offenen Grenzgang und dem dadurch verbundenen regen Besuch des
Nachbarvolkes.
Vielleicht ist es das aber
gar nicht. Zwei verschiedene Nationen, zwei Sprachen und irgendwo zwei
verschiedene Welten, nicht auf gleicher Höhe. Man hat das Gefühl, das beide
Seiten nicht miteinander leben, nur nebeneinander. Schade, weil man mehr
voneinander profitiert, als es sich schädigend auswirkt. Ist
nur ein Gefühl von mir, aber denke, das es eine wahren Kern trifft.
Das Ski- und Snowboardzentrum am Fuß des Bleiberges,
befindet sich mitten im Ort. Aus Richtung Klingenthal kommend, kann man das
bunte Treiben am gegenüberliegenden Hang sehen, einfach nicht zu verfehlen. Die
Kasse, der Skiverleih, der Imbiss und die Liftanlagen sind über eine
Nebenstraße erreichbar. An manchen Tagen kommt es hier zu kleinen Staus
.Parkplätze sind genügend vorhanden. Die Kasse und der Skiverleih sind in
kleinen Containern untergebracht, Der Imbiss und der Snowboardverleih in einer
Art Holzbaracke. Alles klein gehalten,
aber das macht es gerade aus. Sehr familiär. 5 Pisten mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden stehen den
Besuchern zur Verfügung. Davon sind 3 mit blau gekennzeichnet, jeweils eine als
rot und schwarz. Sie haben natürlich nicht die Länge wie die bekannten
Skigebiete in den Hochgebirgen. Mit ca. 800 m Länge bleibt das relativ
überschaubar, jedoch ausreichend. Für Anfänger oder Fortgeschrittene bietet es
idedale Bedingungen, um die Künste des Carvens und Wedeln zu erlernen oder zu
verbessern. Ein kleiner Snowpark mit Rambs und kleinen Kickern bietet reichlich
Action und Spaß. Auch für die ganz Kleinen gibt es einen Minihang mit Ziehlift.
Die Stangen sind Gesichter von Comic-und Zeichentrickfiguren. Die Pisten sind,
trotz des warmen Winters, gut präpariert, dank der Beschneiung mit Kunstschnee.
An manchen Stellen sind kleine braune
Stellen sichtbar. Mit etwas Vorsicht tut das dem Spaß keinen Abbruch.
Die Liftanlagen mit Schlepp-, Teller- und Sessellift sind modern ausgestattet und
entsprechen den technischen Standards. Hilfsbereites und freundliches Personal
stehen bei Problemen immer bereit oder
helfen beim Einstieg, vor allem beim Schlepplift. Die Tageskarte kostet 16 €.
Der Kauf von Zeitkarten (1h, 2h, 3h, 4h) ist auch möglich. Alles in Euro und
Kronen zahlbar
Also ab auf die Piste. Der
Berg ruft. Aber da war noch was.
“Bisschen Deutsch?
Nur etwas. Hier Tschechische Republik. Also nur tschechisch“
Für das Skifahren braucht man Ski. Welch kluger Satz, ja.
Also ging es in den Skiverleih. Ein
Container, wie man ihn vom Baugewerbe kennt. Innen ist es kuschelig warm und
funktional eingerichtet. Mit einem freundlichen
Ahoi wird man vom Personal empfangen. Man erwidert natürlich. Insgesamt ein
hoher Wohlfühlcharakter. Mein Tschechisch ist leider nicht ausreichend, um
meinen Wunsch Ausdruck zu geben, nämlich Ski auszuleihen. Also fragte ich
den Mitarbeiter, ein Mitfünfziger mit graumeliertem Schnauzer und
Haupthaar , ob er etwas Deutsch könne. “Bisschen Deutsch? Nur etwas. Hier
tschechische Republik. Also nur tschechisch“.
Nun stand ich da, wie ein
Eichhörnchen, wenn es blitzt und donnert. Ich war geplättet, einfach baff.
Sofort kam ein weiterer Mitarbeiter
hinzu. Sehr freundlich, sehr hilfsbereit. Nach 2 Minuten hatte ich meine Ski,
8,80 € für 5 Stunden. Da kann man wirklich nicht meckern.
Die Frage war nicht böse gemeint, fand sie auch nicht
schlimm. Vielleicht war sie einfach zu selbstverständlich. Klar liegt Bublava
in der Tschechischen Republik, allerdings befindet man sich im Grenzgebiet. Logischerweise
besteht da auch Kontakt zwischen beiden Völkern. Vielleicht steht es auch für die Zerrissenheit, möglicherweise auch den inneren Konflikt, der in Ihnen
steckt. Auf der einen Seite ist da der Stolz. Es ist sein Land und er will, dass
dort die Sprache seines Landes auch gesprochen wird. Verstehe ich gut. Wenn wir
ehrlich sind, geht es uns genauso. Auf der anderen Seite ist da diese
gewisse Abhängigkeit vom Nachbarvolk. Viele Deutsche sind in den
Grenzregionen unterwegs, auch in Bublava. Die Parkplätze sind voll mit Autos und
deutschem Nummernschild. Sie lassen ihr Geld in den kleinen Pensionen,
Restaurants und eben auch am Skilift.
Leckerer Imbiss in
der Holzabaracke
Pause. Das Hungergefühl ist da. Skifahren ist auch
anstrengend. Einzige Möglichkeit ist die Holzbaracke am Skilift, am Skiverleih.
Man kann fast hineinfahren. Es gibt alles was das Herz begehrt, das Ungesunde.
Allmögliche Variationen von Burgern, Pommes, Riegel aller Art und
Getränken erfüllen alle Wünsche, auch die
der Kleinen. Mein Favorit war der Hovezi burger. Fleischkäse, frittiert in der Fritteuse, in
einem aufgebacken Brötchen und belegt mit Salat und Gurke. Alles knackfrisch.
Dazu noch eine Portion Pommes und eine Cola. Alles in allem für 4,90 €.
Preis-Leistungsverhältnis fantastisch gut.
Was ist abschließend zu sagen…?! Was bleibt in Erinnerung? Wunderschöne
Natur, gepaart mit tschechischem Charme eines kleinen idyllischen Kleinod. Im
Sommer das riesige Netz von Wanderwegen, im Winter das Skizentrum mit
seinen Abfahrtshängen, bieten ganzjährig
ein ausreichendes Angebot für einen Eintagesausflug oder ein verlängertes
Wochenende. Grund genug, um Bublava und seine Umgebung selbst zu
entdecken.
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