Am Morgen ein schlabbriges Rührei von der Chefin
Es regnet. Regen im Urlaub. Pech. Erstmal
ausgiebig frühstücken. Sehr reichhaltig. Kleine Küchlein, Obst, Brötchen mit
einer kleinen Wurstplatte oder Marmelade dazu. Ein schön schlabbriges Rührei.
Alles was das Herz begehrt und was man für einen guten Start in den Tag
benötigt. Bedient wurden wir von der freundlichen, redseligen und emsigen
Wirtin. Immer ein Lächeln auf den Lippen und immer an den Gästen interessiert,
die heimliche Chefin der Pension. Sie gab uns einige Tipps, was wir uns ansehen
sollten. Dafür war sie am nächsten Morgen umso verwunderter und erstaunter, als
sie hörte, welch Ausflug wir gemacht haben. Ihr Mann mit einem kleinen grauen
Ziegenbärtchen stand mit dem Senior in der Küche und kochte. Ein reiner Familienbetrieb.
Quer
durch den Spessart – mit Zielen und Opel
Nichtsdestotrotz haben wir noch keinen
richtigen Plan für den Tag. Die redselige Hotelwirtin empfiehlt Miltenberg oder
auch Würzburg. Würzburg wollen wir nicht, gehört nicht zum Spessart. Deswegen
fällt es aus dem Raster. Miltenberg mit seinem Fachwerk ist ein Muss, das
wussten wir vorher, verschieben wir auf den nächsten Tag. Spontan entscheiden
wir uns für eine Rundtour durch den Spessart. Erfahrungsgemäß immer gut. Quer
durch den Spessart Erste Station ist Mechelbrunn. Nur wenige Kilometer
entfernt, quasi nur
über den Berg, durch das kleine Örtchen Heimbuchenthal und
da sind wir auch schon. Wir wollen zum Wasserschloss, die wahrscheinlich
schönste Sehenswürdigkeit. Heute noch in Privatbesitz einer Grafenfamilie liegt
es sehr malerisch und traumhaft in einem Seitental. Das muss man mögen und
gesehen haben. Im Ortsteil Hessenthal befindet sich die gotische
Marien-Wallfahrtskirche. Im ersten Moment gar nicht so recht aufgefallen. Nett
anzuschauen, allerdings gibt es imposantere und vor allem schönere. Wir biegen
ab in Richtung Lohr. Auf den rund 30km passieren wir, über einen kleinen
Abstecher den Ort Weibersbunn, welcher mitten im Hochspessart liegt. Er war in
der Vergangenheit berühmt für die Herstellung von Mondglas, das
halbkreisförmige Scheibenglas. Überhaupt geht die Gründung des Ortes auf die
Glas- und Spiegelmanufaktur Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Nicht einfach,
sich durch die Enge der gut befahrenen Hauptstraße zu schlängeln. Die parkenden
Fahrzeuge an der Straßenseite sind nicht ganz unschuldig. Nervig sowas, aber es
ist Urlaub, also relaxt. Wird uns aber im Verlauf der weiteren 2 Tage noch
öfters begegnen. Opel über Opel fahren hier herum, der Händler vor Ort scheint
bombastische Verkaufszahlen zu haben. Jedes zweite Auto, wir werden das
wahrscheinlich auch in den nächsten beiden Tagen sehen. Rüsselsheim mit seinem
Werk ist nicht weit entfernt. Da passt mein silberner Astra perfekt ins Bild.
Langsam bekommen wir einen ersten Eindruck von der Natur des Spessarts. Leichte
und sanfte Erhebungen mit dem äußerst reichen Bewuchs von Wäldern, vermehrt
sogar Laub- und Mischwald. Die Ortschaften, wie Rothenbuch mit seinem kleinen
Schlosshotel, liegen unten in den Tälern mit den strahlenden, saftig grünen
Wiesen an den Hängen.
Schloss Mespelbrunn |
Verregnetes Lohr |
Entlang
des Mains - Von Lohr am Main bis Gemünden
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen
wir Lohr, die 15000-Einwohner-Kleinstadt am Main. Es regnet leicht. Das in der
Altstadt gelegene Schloss beheimatet das Spessartmuseum. Für übersichtliche 3
Euro wird sehr viel geboten. Die Holztür knarzt beim Eintritt in die trockene
Stube. Die emsige Museumsfrau an der etwas anderen Kasse empfängt uns sehr
freundlich. Vor uns waren Engländer. Dessen Sprache beherrschte sie fließend.
Der Raum hier ist wirklich beeindruckend. Ein alter Kaufmannsladen der
Fünfziger Jahre, man fühlt sich etwas zeitversetzt. Meterhohe Holzregale an den
Wänden, gefüllt mit großen Apothekergläsern voll Bonbons und Fruchtgummi.
Flyer, Broschüren und Bücher über die Stadt, über den Spessart, alles zu
kaufen. Wir kündigen uns schon mal für den Kauf nach dem Besuch an. Die
Mitarbeiterin erklärt uns freundlich und geduldig das Gebäude, zeigt uns anhand
des knallgrünen Flyers, was wir wo finden. Die Jacken lassen wir da, hängen wir
auf, den Regenschirm natürlich auch. Sinnloser Ballast. Die Geschichte der
Region des Mittelgebirges wird umfangreich und anschaulich dargestellt. Ganze
Zimmer, darunter Wohnstuben, Küchen oder Schlafgemächer und Arbeitswerkstätten
mit ihren Erzeugnissen aus jeder vergangenen Zeitepoche werden originalgetreu
mit viel Liebe zum Detail nachgestellt. Das Handwerk des Kupfer- und
Eisenabbaus, die Forstwirtschaft, die Glasherstellung oder die einsetzende
Industrialisierung zum Beispiel. Die Lebensweise der Menschen und natürlich
auch die Mythen um den Spessart werden thematisiert. Jedes in seinem eigenen
Bereich. Highlight ist das Spiegelzimmer. Hier können sich die Besucher in
verschiedenen Spiegel betrachten. Als Liliputaner, als Dicker. Es ist sehr,
sehr witzig. Dieses Museum ist auch ein Schneewittchenschloss.
Im dazugehörigen Raum kann man viel über das Märchen und die Geschichten dahinter. Als Schmankerl kann man sein Gesicht in die Öffnung der Pappfigur Schneewittchens hineinhalten und sich fotografieren lassen. Hab ich natürlich auch gemacht. Generell kann man viel ausprobieren, ertasten und selbst erkunden. Dokumentar- und Fernsehfilme werden gezeigt. Mit allen Sinnen. Das Rauschen des Spessartwaldes, das Ertasten der verschiedenen Holzgewächse in der Region oder das Spielen von kleinen Musikinstrumenten. Das sind nur ganz wenige Beispiele. Man denkt es erst gar nicht, aber auf 3 Stockwerken und unendlichen Räumen ist die Gefahr gegeben, sich gedanklich zu verlieren. Am Ende ist es etwas zu viel Input, zu viel für den Kopf, um es zu verarbeiten. Zum Schluss werden noch die bereits angesprochenen Bonbons und Fruchtgummis, ein Mix aus allen Geschmackssorten, gekauft. Mit der alten Kaufmannswaage werden diese grammgenau abgewogen. Rundet diesen fantastischen Museumsbesuch ab. Hätte ich vorher nicht gedacht. Unterhalb des Schlosses ist das Firmenzentrum der Rexroth-Gruppe. Arbeitsplatz-Motor der Gegend um Lohr. Wir schlendern weiter durch die kleine Altstadt, die fast nur aus Fachwerkensemblen besteht. Ich überlege, ob ich mir bei “Karin“, so der Name des Imbiss am Rathaus, noch eine Wurst gönne, lasse es dann allerdings. Hat mich nicht so recht überzeugt. Trotz des leichten Nieselregens ist ordentlich was los. Der Wochenmarkt auf dem Marktplatz bringt das rege Treiben in das Zentrum. Kleine Geschäfte säumen die Fußgängerzone. Ein schmucker Ort.
Im dazugehörigen Raum kann man viel über das Märchen und die Geschichten dahinter. Als Schmankerl kann man sein Gesicht in die Öffnung der Pappfigur Schneewittchens hineinhalten und sich fotografieren lassen. Hab ich natürlich auch gemacht. Generell kann man viel ausprobieren, ertasten und selbst erkunden. Dokumentar- und Fernsehfilme werden gezeigt. Mit allen Sinnen. Das Rauschen des Spessartwaldes, das Ertasten der verschiedenen Holzgewächse in der Region oder das Spielen von kleinen Musikinstrumenten. Das sind nur ganz wenige Beispiele. Man denkt es erst gar nicht, aber auf 3 Stockwerken und unendlichen Räumen ist die Gefahr gegeben, sich gedanklich zu verlieren. Am Ende ist es etwas zu viel Input, zu viel für den Kopf, um es zu verarbeiten. Zum Schluss werden noch die bereits angesprochenen Bonbons und Fruchtgummis, ein Mix aus allen Geschmackssorten, gekauft. Mit der alten Kaufmannswaage werden diese grammgenau abgewogen. Rundet diesen fantastischen Museumsbesuch ab. Hätte ich vorher nicht gedacht. Unterhalb des Schlosses ist das Firmenzentrum der Rexroth-Gruppe. Arbeitsplatz-Motor der Gegend um Lohr. Wir schlendern weiter durch die kleine Altstadt, die fast nur aus Fachwerkensemblen besteht. Ich überlege, ob ich mir bei “Karin“, so der Name des Imbiss am Rathaus, noch eine Wurst gönne, lasse es dann allerdings. Hat mich nicht so recht überzeugt. Trotz des leichten Nieselregens ist ordentlich was los. Der Wochenmarkt auf dem Marktplatz bringt das rege Treiben in das Zentrum. Kleine Geschäfte säumen die Fußgängerzone. Ein schmucker Ort.
Blick zum Marktplatz in Gemünden |
Die
Tour geht weiter, entlang des Mains. Gemünden soll ganz schön sein. Nicht
gerade groß, nicht gerade viel los. Die Ruine der Scherenburg thront über der
Stadt am östlichen Rande des Spessarts. Sie liegt an 3 Flüssen, Sinn und
Fränkische Saale münden in den Main. Wieder bilden Fachwerkhäuser eine stimmige
Kulisse. Beliebt ist sie, durch die günstige Lage an Fernwander- und
Radfahrwegen (Birkenhainer Straße, Maintalradweg, etc.), als Haltepunkt für
Radfahrer und Wanderaktive. Das Kloster Schönau im gleichnamigen Stadtteil kann
man sich schenken. Ein Gotteshaus, an der die Fassade bröckelt. Mehr gibt es
dort nicht. Durch das Sinntal fahren wir nördlich weiter. Ziel ist Bad Orb. Die
bekannte Kurstadt im Norden des Spessarts. Dorthin sind es etwa 40km. 43km um
exakt zu sein, laut Navigationsgerät.
40
km – von Ost nach Nord
Auf der Fahrt passieren wir Rieneck mit
seinem Fachwerk und der Pfarrkirche unterhalb der Burg. Die heutige Gemeinde
erhielt ihren Name durch die gleichnamige Grafenfamilie, denen im Laufe der
Jahrhunderte einige Besitztümer im Spessart gehörten. Der Markt Burgsinn ist
die nächste Stadt. Das Alte und Neue Schloss lassen wir rechts liegen und
biegen links in den Sinngrund ab. Das breite Tal mit den Sinnauen übt eine
beruhigende Atmosphäre aus. Hier wächst eine seltene Blumenart, die
Schachblume. Sie blüht leider erst Ende April. Da sind wir deutlich zu früh
dran. Trotzdem macht es den Sinngrund mit dem Seelendorf Aura, welch passender
Name, nicht unattraktiver. Mit der Einfahrt in den Main-Kinzig-Kreis
überschreiten wir nun auch die Landesgrenze zu Hessen. Bad Orb ist nicht mehr
weit. Auffällig ist, dass sich der Waldbestand verändert. Zwar weiterhin sehr
ausgedehnt, aber mit einem großen Anteil von Nadelbäumen. Die Ergebnisse und
Erzeugnisse sind links und rechts zu sehen. Massen von Baumstämmen werden aus
den Tiefen herausgekarrt und verarbeitet. Parkplätze für Wanderer reihen sich
aneinander. Auf hunderte Kilometer kann sich jeder Aktive durch den Spessart
austoben. Mit dem 120 km langen Eselsweg oder mit der Birkenhainer Straße nenne
ich nur zwei Fernwanderwege. Wer die langen Kanten nicht mag, kann die unzähligen
kleinen Rundtouren durch die Natur oder die Kulturwanderwege nutzen. Der
Tourismus zielt auf diese Zielgruppe der Gäste ab. Attraktive Angebote gibt es
en masse.
Bad
Orb – Irgendwie enttäuschend
Vereinzeltes Fachwerk in Bad Orb |
Bad Orb. Eingebettet zwischen bewaldeten
Bergen in einem Kessel. Der erste Eindruck war allerdings denkbar ungünstig.
Kurz nach dem Ortseingangschild steht ein festinstallierter Blitzer.
Bergabwärts, bin mir nicht mehr ganz sicher, aber es dürfte Tempo 50 erlaubt
gewesen sein. Ich mit 65. Es hat “Bling“ gemacht, bei Tempo 65. Bodenlos. Naja,
nichtsdestotrotz, es geht weiter, muss es ja. Was dann kommt, finde ich relativ
enttäuschend.
Die Kurstadt ist deutschlandweit bekannt.
In Kreuzworträtseln ist sie eine beliebte Frage: “ Kurort im Spessart? Bad…“.
Leider hält sie das für mich nicht in allen Bereichen ein. Wir parken am
Solplatz, lösen vorbildlich ein Ticket. Die für den Spessart typisch roten
Pflastersteine bestimmen das Bild. Die Orb fließt in einer Art Betonkanal fast
schon unter dem Platz durch. Cafes und Restaurants säumen den Platz gegenüber
des ehemaligen Rathauses, in dem heute die Touristeninformationen ihren Sitz
hat. Alles wirkt etwas kühl. Trist ist das falsche Wort. Farblos trifft es
eher. Die kleine Innenstadt hat wenig Charme. Sie macht einen etwas tristen
Eindruck. Blasse und verschmutzte Häuser sind vermehrt zu finden, nur
vereinzelt der Stil des Fachwerks, entgegen der Beschreibungen im Internet auf
den einschlägigen Seiten. Jedenfalls sah ich sie nicht. Schaufenster der doch
insgesamt wenigen Geschäften stammen teilweise aus den vergangenen Jahrzehnten.
Ohne Kreativität. Ohne Modernität. Wie die Innenstadt. Am Ende der
Fußgängerzone kommt ein Imbiss. Inhaber ist ein Mit-Vierziger mit türkischer
Abstammung. Der Mann mit dem schütteren und verschwitzten Kopf erzählt uns,
dass er seit 23 Jahren in Bad Orb zuhause ist, kennt sich bestens aus und somit
auch die Leute und die Besucher. Er will auch uns gekannt haben, da täuscht er
sich leider. Die vorbeigehenden Passanten grüßt er überschwänglich, kennt sie
natürlich. Generell redet er gern. Das alles macht ihn aber keineswegs
unsympathisch. Hähnchen, Burger, Schnitzel - alles im Angebot. Wir bekommen
einen Cheeseburger, mit selbstgemachter Soße, wie er stolz berichtet. Der Salat
fehlt ein wenig, trotzdem schmeckt es und ist mit den dazu bestellten, gut
gewürzten Pommes schnell verputzt. Wir verabschieden uns wieder.
Zum Kurpark. Der ist nicht weit weg. Den
Weg zurück und noch einmal 200m geradeaus. Die über 100 Jahre alte Anlage ist
konträr zur Innenstadt. Mit einem kleinen Teich, dem durchfließenden Bächlein,
die Orb und den verschiedenen Pflanzenarten drückt er eine gewisse
Naturbelasseheit aus. Krokusse, Stiefmütterchen oder Astern blühen mit ihren
bunten Farben. Einzig die kurze Allee von Tarnbäumen passt nicht so recht ins
Bild, wobei das keine Abwertung ist. Er verfügt im Vergleich zu anderen
Kurparks nicht über die riesigen Quadratmeterzahlen. Darauf kommt es auch nicht
an. Nur über die Menschen ärgere ich mich manchmal. Muss ein Frauchen seinen kleinen
Hunden, der kaum laufen kann zwischen die Krokusse koten lassen?! Oder die
Zigarette in den Teich schnippen?! Auch wenn sie feinste Mode tragen?! Finde
ich unmöglich. Da passt die grün gestrichene Metallumzäunung ins Bild, genauso
geschmacklos, zeigt das Dilemma der Kurstadt. Man hat verpasst, dem Zahn der
Zeit zu folgen, sich neu zu orientieren. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man
den Sprung bzw. die Weiterentwicklung zu einem modernen Gesundheitszentrum
nicht geschafft oder nicht vollzogen hat. Heutzutage reicht es nun mal nicht,
sich nur auf den Heilfaktor und die Tradition als Staatliches Heilbad, seit
1909, zu verlassen. Der Markt ist heiß umkämpft, auch in Hessen. Ursprünglich
war Bad Orb eine Stadt der Salzgewinnung mit seinen vielen Solequellen im
Einzugsgebiet. Anfangs erfolgte diese Gewinnung durch die Kastendegradierung.
Hier wurde, auf dem bereits erwähnten Solplatz, die Sole in den Sudkesseln
eingedampft, eingedickt und später gereinigt. Seit dem 18. Jahrhundert wurden
dann neue Salinen, Magazine und Gradierwerke gebaut. Dort, wo heute der Kurpark
sich befindet. Eines dieser über zweihundert Jahre alten Gradierwerke existiert
noch. Ein beeindruckendes Werk der Technik, ein sogenanntes Freiinhalatorium.
Es ist 180m lang, mit Wänden aus Schwarzdornreisig, an denen die Sole
herunterrieselt, um so die Konzentration des salzigen Wassers zu erhöhen. An
den Ästen kann man die Salzablagerungen erkennen. Geht man hindurch, atmet man
eine reine, gesunde Luft ein. Wir haben Glück diesmal. Es ist einen Tag zuvor
wieder aus dem Winterschlaf erweckt worden. Deswegen riecht es auch noch
vermodert. Eine betagtere Frau sagte zu ihrem Enkel sinngemäß: “Da wirste
gleich sehen, das ist wie an der See, diese Luft“. Naja ganz so ist es nicht.
Seeluft ist nochmal anders. Spielt aber keine Rolle, deswegen ist sie trotzdem
gut für die Atemwege. Auf den ersten Blick wussten wir gar nicht, was das ist.
Ein Kurgast erklärte uns liebenswürdigerweise die Funktionalität dieses
technischen Denkmals. Klasse, das sdas auf diese Weise genutzt wird. Zum
Kurpark gehört noch die Bücherei, der Musikpavillon mit einem größeren Platz
für Veranstaltungen und die Toskana-Therme. Ein Design Monument. Sündhaft
teuer. 23 Millionen Euro, hab ich mal gelesen. 23 Millionen. Euro. Absoluter Wahnsinn,
irreal. Wir gehen nicht rein. Es ist 16 Uhr.
Was machen wir jetzt noch? Hotel? Nein,
dafür ist es zu früh. Wir müssen so oder so in Richtung Aschaffenburg. Am
Ortsausgang entdecken wir noch ein kleines Hinweisschild: Wildpark Spessart.
Eine Enttäuschung. Nach etlichem Hin- und Herfahren haben wir tatsächlich 10km
und 20 min gebraucht, um ihn zu finden. 1km nach dem Ortsausgang ist er
gelegen. Unscheinbar. Kein Schild weist darauf unmittelbar hin. Nur einige
Hirsche, Kälber, Wisente und Schafe sind hier zu sehen. Zum Spazieren gehen ist
das ganz nett. Aber eine Attraktion, ein Muss ist es nicht. Irgendwie etwas
trostlos. Einige Spaziergänger haben sich mit ihren Kids verirrt. Für sie ist
der Umgang mit Tieren immer spannend. Im angrenzenden Cafe Waldfrieden ist
ordentlich was los, der Parkplatz ist voll. Lohnt sich meines Erachtens nicht
weiter, schnell machen wir weiter. Durch den Spessart mit seinen Tälern und
Hochplateaus. Wieder diese malerische Kulisse.
Aschebersch
Aschebersch ist nah vor Augen, von oben sichtbar.
Wir fahren hinunter, von über 500 ü.N.N auf 120 ü.N.N. „Aschebersch“, wie es in
der Lokalsprache heißt. 70000 Menschen leben hier am westlichen Rand des
Spessarts, hatte den Eindruck, dass es mehr sein könnten. Viel los in der City.
Zuallererst steht etwas Sightseeing auf dem Programm. Die Stiftsbasilika St.
Peter und Alexander, ein beeindruckendes Gotteshaus mit Teilen des
frühgotischen und romanischen Architekturstils. Wie immer gehen wir rein,
obwohl ich nicht gläubig bin, in keinster Weise. Verhalte mich natürlich
respektvoll, nehme die Mütze oder das Cappy ab, wie sich das eben gehört. Es
ist sehenswert, all der Prunk und diese Überproportionalität. Zweiter Aspekt.
Es ist ruhig. Jeder verhält sich leise. Man kann kurz verschnaufen. Zufällig fanden
gerade Proben für ein Klassikkonzert statt. Wir lauschten den Musikklängen der
Geige, des Schifferklaviers und der Opernstimme der Sängerin. Die Töne hallten
durch das große Schiff, dieser im 12. Bis 13. Jahrhundert erbauten Basilica
minor. Das Stiftsmuseum mit dem angeblich üppigen Domschatz lassen wir links
liegen. Die Straße führt weiter hinab zum Main. Den Glasbau des Stadttheaters
und kleine Fachwerkhäuser passieren wir. Der Stiftsberg bildet die historische
Altstadt Aschaffenburgs. Die Sonne ist sogar leicht herausgekommen, bei
angenehmen 13 Grad. An der Mainpromenade kann man endlos spazieren, joggen oder
nur chillen. Das Schloss Johannisberg und dahinter das Pompejanum, ein Nachbau
einer römischen Villa aus Pompeij. Erbaut nach den Plänen von Ludwig I. Mitte
des 19. Jahrhunderts dient es heute als Ausstellungsort. Es geht fast ein wenig
unter im Schatten des Renaissanceschloss Johannisberg. Georg Ridinger ließ die
Anlage aus Rotsandstein mit vier Flügen und vier Glockentürmen bauen. Das 1614
eingeweihte Schloss hat mit seinen drei Geschossen eine immense Kapazität. Es
beheimatet heute eine Hofbibliothek, verschiedenen Museen und ein Restaurant.
Wir gehen zurück, durch die Einkaufsmeile. Man fühlt sich nicht wie in Bayern.
Der hessische Einfluss mit der Nähe zur Metropole ist deutlich zu spüren.
Normal bei einer Entfernung von geschätzten 100 km, wenn überhaupt.
Dementsprechend ist der Einfluss in Bereichen wie Mode und Lebensart ganz
selbstverständlich gegeben. Auch von der Architektur her. Funktionale,
“normale“ Häuser für Geschäfts- und Wohnraum. Gut, jetzt ist die Frage was ist
normal? Aber jeder kennt das aus den Großstädten dieses Landes. Die üblichen
Mode- und Kaufhausketten sind hier vertreten. Werden durch kleine
Buchhandlungen und Boutiquen ergänzt. Wie es eben immer kommt. Shoppen. In das
eine Geschäft, dann gleich in den nächsten Laden. Da und dort noch einiges
gesehen. Und so weiter. Am Ende sind wir in der Stadtgalerie gelandet.
Erfolgreich waren wir. Es ist jetzt dunkel. Die Kneipen, Bars und Restaurants
sind sehr gut besucht, einige restlos gefüllt.
Ein
langer Tag endet mit einem Riesenschnitzel
Wir sind knülle und haben Hunger. Das
Shoppen hat uns den Rest gegeben. Überlegen, ob wir uns in Aschaffenburg etwas
Nettes suchen, aber entscheiden uns schließlich dagegen. In der urigen
Gaststätte unserer Pension essen wir noch was. Jeden Samstag gibt es hier
Rindfleisch mit Meerrettich. Habe ich so noch nie gegessen. Ich überlege,
entscheide mich dann lieber für ein Schnitzel mit Tomate-Mozzarella mit Pommes.
Nach dem Motto: Was der Bauer nicht kennt…Das zarte Fleisch füllt den Teller
komplett aus, also sehr üppig die Portion. Nebenbei ein gutes Pils. Wirklich
lecker. Nur der Salat war nichts. Keine Frische, der Paprika und der Mais war
leider aus der Dose. Merkt man am Geschmack. Etwas latschig. Ein sehenswerter
Tag geht wieder zu Ende. Die Zeit verfliegt. Wie so oft im Urlaub. Eine
Rundtour durch den Spessart. Von Mitte nach Ost. Von Ost nach Nord und
schlussendlich nach West. Ein sehr guter Überblick über das Leben der Menschen
in der Vergangenheit und der Gegenwart. Im Bett wird das Geschehene Revue
passiert, nacherinnert sozusagen. Nicht, dass man etwas vergisst. Es wäre
schade
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