Die Welt scheint hier oben in Ordnung zu sein
Irgendwann raffen wir uns auf, die Erkundung der Umgebung steht
auf dem Plan, mit einem Abendessen auf dem Lande. Die Hochebene von
Pokljuka wollen wir mit dem Auto durchstreifen, eine halbe Stunde von
Bled entfernt. Insidern des Biathlons sagt das sicherlich etwas, denn
hier wird jedes Jahr in den Wintermonaten ein Weltcup ausgetragen.
Über die Orte Zgornje Gorje, Krnica und vielen Serpentinen gelangen
wir hinauf auf 1300 Meter Höhe. Das zum Triglav-Nationalpark
gehörende Hochplateau ist hauptsächlich durch dichte Tannenwälder
und weite Wiesen gekennzeichnet. In unteren Gefilden findet man
Mischwald. Je höher es geht, verschwindet er jedoch. Nadeln
dominieren dann. Wir nehmen die Straße in Richtung Bohinsjko Jezero.
Es geht stetig bergab. Weitläufige Moore sind durch Gletscher
geformt wurden, die Südlichsten ihrer Art in Europa. Dadurch sind
kleine Höhlen entstanden. Unterwegs passieren wir kleine Orte wie
Gorjuse und Koprivnik V Bohinju. Außer das Zwitschern einzelner
Vögel und das Grillen der Heuschrecken hört man kein Ton. Sehr
verschlafen. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein. Alles ist sehr
ruhig, sehr harmonisch. Pure Natur. Immer wieder fallen uns diese
typischen Holzhütten der Pokljuka-Ebene ins Auge. Noch heute wird in
manchen solcher Hütten Milchprodukte erzeugt.
Im Tal angekommen, erreichen wir die kleinen und engen Dörfer
Jererka, Bohinskja Cesnica und Srednja Vas V Bohinju, Wahre
Zungenbrecher, ganz schwer auszusprechen, eigentlich unmöglich. Auf
den engen Straßen in und außerhalb der Ortschaften kommen uns die
Einheimischen entgegen, laufen schnell ins andere Dorf. Bürgersteige
sind dort generell Mangelware. Stara Fuzina, ein erneut typisch
traditionellen Ort mit alten Bauernhäusern, wie die anderen Dörfer
auch, ist idealer Ausgangspunkt für eine Wanderung zur
Teufelsbrücke, laut einer Sage hat Satan die Brücke persönlich
errichtet, und zum Wasserfall des Mostnica. Das Sennereimuseum im Ort
stellt eine weitere Attraktion dar.
Bilderbuch ohne Übertreibung
Wir können den Bohinska See schon sehen. Erneut diese wahnsinnige
Landschaft. Das vier Kilometer lange Gewässer liegt im Talkessel
Bohinji. Umschlossen von teils über 2000 Meter aufragenden Riesen
der Julischen Alpen, im Schatten des Triglavs, dem Nationalmonument
der Slowenen. Sein kristallklares Wasser bezieht der See aus dem
Bergfluss Savica, dessen 60 Meter tiefen Wasserfall kann man 20
Minuten vom Westufer als Naturspektakel. Ebenfalls direkt am See,
führt eine Seilbahn hinauf zum Vogel auf 1600 Meter Höhe, ein
komischer Name für einen Berg, einen weiten Blick soll man von dort
oben haben. Wir haben beides nicht gemacht, haben uns lieber die Zeit
für eine Pause mit freier Sicht auf den See mit diesem Bergpanorama,
vergleichbar mit dem bayerischen Königsee, gegönnt. Im kleinen Ort
Ribcev Laz, an der Ostseite, wird es, bedingt durch die Hotels und
Appartements für die Touristen, lebhafter. Dennoch ist es hier sehr
ruhig, sehr angenehm. Wir suchen ein Lokal, welches uns zusagt. Der
Magen knurrt langsam, es ist mittlerweile acht Uhr durch.
Slowenische Spezialität – meins auf jeden Fall
Wir beschließen nach Bohinskja Bela zurückzufahren. Der Fluss
Sava Bohinjka, der dem eben beschriebenen See entspringt und später
den Bleder See mit kristallklarem Wasser speisen wird, begleitet uns
wechselnd links und rechts der gut ausgebauten Straße.Über
Bohinjska Bistrica, eigentlich nicht erwähnenswert, kommen wir
endlich zum Ziel. Fast sterbend vor Hunger. Die Tipps, die uns die
Appartementbesitzerin gegeben hat, finden wir nicht oder haben gar
geschlossen. Da besuchen wir genau jene Lokalität, die sich uns
dringend abgeraten hat. Nämlich den Gasthof neben unserer
Unterkunft. Costoljna Rot ist sein Name. Da scheint ein
Nachbarschaftsstreit zu herrschen. Wir setzen uns in die urige Stube,
draußen ist es zu frisch für uns Warmduscher. Die Grillplatte, die
wir beim zurückhaltenden und schüchternen Kellner bestellen, ist
sehr köstlich und reichhaltig. Cevapcici, Grillwürste als Art
Debreciner , Hackfleisch und Putenschnitzel mit Pommes als Beilage
sind sehr würzig.Fleisch, Fleisch, Fleisch, immer gut. Es mundet.
Bis auf die Fliegen im Balsamico und Oel am Tisch, konnten wir uns
überhaupt nicht beschweren, zu keinem Zeitpunkt. Wahrlich
vollgefressen, gehen wir zu Bett. Ein erlebnisreicher erster Tag
neigt sich dem Ende entgegen. Zum Glück wird es die nächsten nicht
schlechter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen