Die Nacht tat gut, der Schlaf tat gut.
Bitternötig war das. Wir hatten vom Tag zuvor einiges nachzuholen.
Neun Uhr ging es zur morgendlichen Körperpflege in das Badezimmer.
Die wenigen Sachen noch in Taschen und Koffer verstaut , die
Zimmerrechnung bezahlt, das Auto startklar gemacht und auf geht’s
ins Gebirge. Die Julischen Alpen stehen heute im Fokus, vor allem das
Herzstück Sloweniens, der Triglav-Nationalpark.
Wir nehmen den Weg, wie gestern in die
Hochebene Pokljuka. Bled, Zgornje Gorje und Krnica passieren wir. Jetzt kommt der kleine, aber feine Unterschied. In Krnica
biegen wir rechts ab, in Richtung Mojstrana. Unscheinbar diese
Abbiegung, wir fahren erst vorbei, müssen dann mitten auf der Straße
wenden. Rund einen Kilometer fahren wir durch den Ort, noch einmal
links fahren laut Hinweisschilder und schon befinden wir uns in der
Natur. Bald wird der Fahrbahnuntergrund wechseln, vom Teerasphalt zu
Schotter. Über zehn Kilometer wird dieses Gerumpel so gehen, immer
dem Fluss entlang, der Radovna. Das breite Tal, umgeben von den
Eintausender Julischen Alpen, trägt ihren Namen. Ja sie begegnet uns
wieder. Gestern in der Vintgar-Klamm war sie bereits Teil dieses
spektakulären Naturschauspiels. Bis zum Ort mit dem leichten Namen
Zgornja Radovna sieht man nur vereinzelt Häuser. Die meisten trotz,
wahrscheinlich gerade wegen jener Abgeschiedenheit, bewohnt. Sonst
gibt es hier nur weite Wiesen, strahlend in saftigem Grün und viel
Wald, sehr viel Wald. Der Bestand von Laub- und Nadelbäumen hält
sich die Waage. Vor uns schürt ein mit Baumstämmen beladener
Lastwagen über die kleinen und großen Schlaglöcher. Ohne Rücksicht
auf Verluste. Dem Tempo können wir nicht standhalten, wollen wir
auch gar nicht. Endlich sind wir in den kleinen Alpendorf. Das Tal
hat sich hier geöffnet, es wird großflächiger. Es gibt eine
Attraktion. Das älteste Bauernhaus innerhalb des Nationalparkes
liegt direkt an der Straße nach Moistrana, dieser Teil ist sogar
asphaltiert. Nicht zu verfehlen, auch nicht für uns. Das auf 1609
datierte Haus ist heute ein Museum mit einer Infostelle zur
landschaftlichen Umgebung des Triglavs.
Moistrana haben wir dann ziemlich
schnell erreicht. Auf dem Abstecher ins Vrata-Tal fällt ein
architektonischer Bau ins Auge. Ein Mix aus Traditionellem und
Moderne. Holz und Glas als klassische Komponente wurden in dem Museum
für Alpinsport und Bergsteigen verbaut. Sieht neu aus,
möglicherweise noch gar nicht so alt. Jedoch liegt unser Fokus auf
das Vrata-Tal, genauer auf den Pericnik-Wasserfall, in etwa 4
Kilometer außerhalb des Ortes. 52 Meter stürzt das Wasser hinab und
findet das Ziel im Fluss Bistrica, beeindruckend. Das Flussbett ist
bei weitem nicht ausgefüllt,wir laufen ein paar Meter direkt darin,
ohne nasse Füße zu bekommen. Das kristallklare kalte Wasser
schlängelt sich parallel zur unbefestigten Straße. Eng geht es hier
zu. Man kann sich vorstellen, was abgeht, wenn im Frühling die
Schneeschmelze eintritt, ein reißender Fluss entsteht dann. Wer
will, kann noch 6 Kilometer weiter relativ beschwerlich bergauf zur
Aljaz-Hütte. Sie ist nach dem Bergpionier der Region Janus Aljaz,
der die Hütte oben auf dem Triglav errichtete, benannt und
Ausgangspunkt zur Besteigung dieses Berges.
Zurück durch den Ort gelangen wir auf
die Bundesstraße, die von Jesenice bis zur italienischen Grenze
führt. Wir lassen Kranska Gora noch links liegen, können aber die
Abfahrtshänge der Skialpinisten aus der Ferne schon erkennen. Wir
wollen nach Planica, ein Katzensprung nur entfernt. Die
Zufahrtsstraße ist nicht gerade menschenfreundlich. Holper di
Polper. Planica ist kein Dorf, keine Stadt. Es ist ein Alpental, auch
„ Tal der Schanzen“ genannt, nur sieben Kilometer lang. Die
Staatsgrenze zu Italien ist ganz in der Nähe. Bekannt ist es, wegen
der Skiflugschanze, die für eine sehr lange Zeit als die größte
seiner Art in der Welt galt. Bis 2017 entsteht hier eine
Skisprungzentrum vom Feinsten. Sieben Schanzen sind bereits
sprungbereit, mit Sommermatten ausgestattet. Von der Kinder- bis zur
Großschanze ist alles fertig. Sonst herrscht Baustellenatmosphäre.
Die Flugschanze ist weggerissen, wird grundlegend saniert. Im
Fernsehen kommt einem das immer monumentaler vor. Trotzdem ist es für
mich in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellbar, mit Latten an
den Füßen da hinunterzufliegen. Unglaublich. Genauso unglaublich,
dass der extra dafür beschäftigte Kassier zwei Euro für das Parken
verlangt. Naja, vielleicht sehe ich das einfach nur falsch.
Zwanzig Minuten später sind wir
endgültig in Kranjska Gora. Im der kalten Jahreszeit ist er als
Wintersportort sehr beliebt, in den restlichen Monaten des Jahres als
Erholungsort. Ideal für Wandertouren ins Gebirge. Ein Touristenort
eben. So präsentiert er sich auch. Hotels, Pensionen und
Appartements prägen das Erscheinungsbild. Eine besonders sehenswerte
Altstadt, eine spezielle Sehenswürdigkeit gibt es nicht. Nur die
Kirche Maria Himmelfahrt sticht heraus. Wir gönnen uns eine
Verschnaufpause, ein Latte Macchiato soll es sein, 1,40 Euro kostet
der, gerade einmal halb so viel wie bei uns. Der Kaffee ist generell
sehr preiswert in Slowenien, den schmeißen sie dir hinterher, um es
salopp zu formulieren. Kaffee trinken dauert bei mir immer eine
Weile. Dieses schnelle Schlürfen ist für mich nichts. Ich trinke es
als Genussmittel, dementsprechend nehmen wir uns die Zeit.
Über den Vrsic wollen wir ins
Soca-Tal, endgültig ins Herzstück der Region, dem Nationalparks.
Der Vrsic ist der höchste Gebirgspass Sloweniens. Zwölf Kilometer
in sechsundzwanzig Serpentinen geht es auf engen Straßen hinauf,
1600 Höhenmeter. Dennoch kommt man gut voran. Wir halten oft an,
schauen tief ins Tal und hoch auf die Zweitausender, deren Gipfel
mit Altschnee bedeckt sind. Nach vier Kilometer erreichen wir die
Russische Kapelle. Ein besonderes Mahnmal zur Erinnerung an die
russischen Kriegsgefangenen, die für den Bau der Passstraße
eingesetzt wurden und dabei, in Folge von Lawinenabgängen,
verstarben. Der Berg hatte während des ersten Weltkrieges enorme
strategische Bedeutung, da es den Streitkräften der österreichischen
Armee des Kaisers einen leichteren Zugang zum Soca-Tal, um die
Truppen schneller mit Kriegsgerätschaften und Lebensmittel versorgen
zu können. Insgesamt hat man knapp zwei Jahre für den Bau
benötigt, von 1914 bis 1916. Durch die russischen Kriegsgefangen
eigens errichtet. Höchstleistung, der Berg war zu damaligen Zeiten
nur schwer erreichbar, geschweige denn befahrbar. Die Kapelle ist im
typisch orthodoxischen Stil gebaut. Links und rechts zwei kleine
Holztürme, in der Mitte das Zwiebeldach. Leider ist sie geschlossen.
Sie steht am Ende eines schmalen Weges, auf dem man einige Treppen
steigen muss. Neben ihr ist ein kleiner Friedhof angelegt,
unübersehbar durch die Steinpyramide. Ein trügerischer Ort. Ein
Idyll in der Natur, auf den ersten Eindruck. Blickt man hinter die
Fassade mit dieser Geschichte, wird man ruhiger. Wir befinden uns auf
dem Gebiet eines Kriegsgefangenlagers im ersten Weltkrieges. Der
Krieg wirft heute noch seine Schatten, ist ja leider immer ein
aktuelles Thema in der Welt..
Wir fahren weiter und weiter bergauf.
Die Schilder in jeder Kurve verraten uns, die wievielte Serpentine
wir durchfahren und natürlich die Anzahl der noch zu bewältigenden.
Bei Motorradfahrern scheint diese Route sehr beliebt zu sein. Häufig
kommen uns ganze Kolonnen entgegen oder überholen uns. Unterhalb
der Passhöhe, können wir plötzlich nicht mehr weiterfahren. Nicht
die Polizei stoppt uns, keine Verkehrskontrolle. Schafe zwingen uns
anzuhalten. Eine Herde von gut fünfzig Schafen. Sie laufen und
stehen mitten auf der Straße. Nur langsam bewegen sie sich zur
Seite. Grund genug für uns, kurz auszusteigen. Eines mit Gras zu
füttern, ist nicht möglich. Dafür sind sie zu scheu, haben im
Hochgebirge keinen Kontakt zu Menschen. Sie fressen, fressen und
fressen, den ganzen Tag. Gut geht es ihnen in dieser ruhigen Natur,
stressfrei. Drei Minuten später sind wir auf der Passhöhe, exakt
1611 Meter über Normalnull sind wir hier. Der Altschnee neben der
Straße ist bockelhart. Nur noch Eis. Mit Mühe bringen wir es fertig
einen Schneeball zu formen. Gegenseitiges Abwerfen ist Pflicht. Es
pfeift ganz schön hier oben, Eine Schutzhütte musste diesen Kräften
schon nachgeben. Die Temperatur ist laut Anzeige auf 6 Grad Celsius.
Einen wahnsinnig schönen Blick hat man von der Berghütte Ticarjev,
einer Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit für Gipfelstürmer und
Passüberfahrer, ins Soca-Tal. Dort wollen wir hin. Dafür müssen
wir die fünfundzwanzig kehren auf der anderen Seite nach unter
bewältigen. Fünfzehn Minuten brauchen wir für die ebenfalls zehn
Kilometer. Ordentliche Belastung für die Bremsen. Unten angekommen,
hört die abfallende Neigung der Straße bis zum Ort Soca nie auf. Ab
sofort ist der Fluss, die Soca, unser ständiger Begleiter. Mal
links, mal rechts. Offiziell trägt er den Namen Trenta im Oberlauf.
Ein urtümlicher Fluss, die Ufer sind wild und nicht begradigt. Da
ist wieder dieses Leuchten des hellen Wasser in Türkis, wie schon so
oft gesehen. Wer will, kann den Weg zur Quelle auf sich nehmen. Von
hier beginnt auch der Wanderweg, Zwanzig Kilometer entlang des
Flusses. Man kann sich beliebig einklinken, Es gibt genügend
Parkplätze mit Einstiegsmöglichkeiten. Viele nutzen das. Immer
wieder sind Hängebrücken zu sehen, die jeweils auf die andere Seite
der Soca führt. Teilweise sind sie auch Zufahrtsweg zu den Häuser
der Anwohner. Sie schwanken etwas, als wir auf einer der zahlreichen
stehen, halten jedoch allem stand. Die Sicht auf das Wasser ist auch
nicht ohne.
Wir bewegen uns östlich des mächtigen
Triglavs, dessen Gipfel auf 2864 Höhenmeter durch die Wolken
verhangen ist. Er ist das Zentrum des gleichnamigen Nationalparks.
Gleichzeitig auch das nationale Symbol Sloweniens und Mittelpunkt des
Landeswappens. Er gilt als Ausdruck für das Nationalbewusstsein. Als
Bürger dieses Landes soll man ihn mindestens einmal im Leben
bestiegen haben. Kultstatus.
Nahe dem Weiler Trenta begegnen wir dem
Alpengarten. Der Botanische Garten besitzt etliche Pflanzen, die in
den Karawanken, den Friaulischen und Julischen Alpen vorkommen.
Einige davon gibt es nirgends woanders auf der Welt. Hundert meter
weiter stehen drei Häuser und eine Kirche. Ein traumhaftes
Gesamtbild.
Die Hinweisschilder für Campingplätze
und Unterkünften in Appartements häufen sich. Angebote gibt es
genügend. Die Häuser mehren sich, das moderne Besucherzentrum des
Triglav-Nationalparks mit allen interessanten Fakten, Informationen
und Tipps befindet sich mittendrin.
Immer wieder kommen uns Motorradfahrer
entgegen oder überholen uns, ganze Kolonnen sind on tour. Da ist
besondere Obacht gefordert. Bis zum nächsten Ort Soca ist es nicht
weit. Das langgestreckte Dorf weist keine Besonderheit auf.
Sogenannte Naturdenkmäler gibt es genug. Die Trogschluchten sind in
diesem Zuge erwähnenswert. Einfach der Ausschilderung Velika Kolpata
folgen, dann kann man von der Hängebrücke spektakulär in die
Schlucht mit dem smaragdfarbenen Wasser der Soca hinabschauen. Wieder
diese unglaubliche Natur.
Wir machen uns nun auf den Weg nach
Bovec., kommen mehr und mehr heraus aus jenem Herzstück, welches wir
seit Kransjka Gora durchstreifen.
Das Soca-Tal war außerdem Schauplatz
eines traurigen Kapitels unserer Weltgeschichte. Einer der härtesten
Schlachten im 1.Weltkrieg zwischen der österreichischen und
italienischen Armee fand dort statt, mit einem berühmten
Beteiligten. Der Schriftsteller Ernest Hemingway verrichtete den
Sanitätsdienst auf italienischer Seite, ehe er nach zwei Monaten so
stark verwundet wurde, dass er als gefeierter Held in seine Heimat
zurückkehrte. Eine bewegender Abschnitt im Leben Hemingways, weil er
im Lazarett eine unglückliche Liebe zu der 10 Jahre älteren
Krankenschwester Catherine Barkley und mit ihr später in die damals
neutrale Schweiz floh. Das ist sie heute noch. Jedenfalls verarbeitet
er seine grausamen Erlebnisse literarisch in dem Werk “In einem
anderen Land“. Der Krieg forderte hunderttausende Tote, auch durch
den heimtückischen Einsatz von Giftgas im Jahre 1917, der letzten
Schlacht in diesem Tal. Kann man gar nicht glauben, wenn man in
diesem Teil Sloweniens unterwegs ist. Zeugnis jenes Grauens und
Ausmaßes ist die Kriegsgräberstätte vor der Abzweigung nach Bovec.
Ich kann es gar nicht schätzen, wie viele Grabmale gesetzt sind.
Hunderte?Tausende? Ein trauriger Ort.
Die Flitscherklause, gute 5 Minuten von
der Abzweigung nach Bovec entfernt, ist uns einen Abstecher wert, so
hoffen wir. Fälschlicherweise parken wir erst einige Meter zu früh.
Wir wundern uns, dass wir kein burgähnliches Gebäude sehen. Ein
Waldweg führt steil hinab zum Wildwasserfluss Koritnica, der in die
Soca mündet. Ich ziehe mir die Schuhe aus, will meine Füße kurz in
das Gebirgswasser halten. Länger wie eine Minute halte ich es nicht
aus. Oweiha ist das kalt, zu kalt. Dementsprechend bin ich wieder
froh in festem und warmen Schuhwerk zu stecken. Über das
Landschaftsbild muss ich nichts weiter sagen, ich würde mich
wiederholen.
Schnell den Berg wieder hochkrachselnd
kommen wir oben beim Auto an, völlig außer Puste, die Lunge
arbeitet. Wir fahren hundert Meter weiter und da ist sie, die von
1881 bis 1883 erbaute Flitscherklause. Ein rechteckiger Klotz, kein
burgtypischer Charakter. Sehr gut erhalten, stellte sie zusammen mit
dem Fort Hermann, über ihr gelegen, eine uneinnehmbare
Verteidigungsanlage für die gegnerischen Truppen dar. Die Italiener
versuchten an dieser Front erfolglos in das österreichische Gebiet
vorzudringen. Sie thront über den tiefen Schluchten der Koritnica.
Ein Museum ist dort untergebracht. In dem kleinen Innenhof werden von
Zeit zu Zeit Stücke aufgeführt. Unter architektonischen Aspekten
betrachtend unspektakulär, die majestätische Lage beeindruckt
dagegen schon. Ist jetzt nicht unbedingt ein Highlight, hat nur
erneut diesen geschichtsträchtigen Hintergrund.
Wir fahren nun zurück, an der Gabelung
von vorhin geht es jetzt gerade aus, in Richtung Bovec. Mittlerweile
ist es schon vier Uhr nachmittags, die Zeit vergeht wie im Flug.
Wahnsinn. Wir machen uns auf den Weg in die Hauptstadt, nach
Ljubiljana. 114Km zeigt der Freund und Helfer des Reisenden, das
Navigationssystem. Knapp zwei Stunden werden wir brauchen, fast alles
nahezu Landstraße. Hmm.
Hinter dem Örtchen Bovec, lohnt sich
wirklich ein kurzer Stopp. Wenn sie auf der Most Boka stehen, ist der
riesige Wasserfall des Flusses Boka bereits zu erkennen. 100 Meter
stürzt das Wasser aus dem Felsen in die Tiefe. Wir versuchen uns
durch das breite und weiße Flussbett, welches begehbar ist, in die
Nähe dieses mächtigen Schauspiels zu kämpfen. Das Wasser hat sich
zurückgezogen.Sehr beschwerlich. Nach hundert, zweihundert Meter
geben wir auf. Das zieht sich extrem hin. Die Zeit und Muse haben wir
ehrlicherweise nicht. Lieber stellen wir uns noch einmal auf die
Brücke und schauen eben aus der Ferne. Unter uns die Boka, die in
die Soca plätschert. Von unserer Position aus kann man die enorme
Kraft erkennen. Irre.
Der Weg treibt uns weiter .Wir sind
nahezu heraus aus dem Hochgebirge, schlängeln uns an der Seite der
Berge entlang. Kobarid liegt auf jenem Weg in die Hauptstadt. Ein
leichter mediterraner Einfluss ist wahrnehmbar. Man merkt, dass man
dem Süden näher rückt. Italien ist schließlich um die Ecke. Die
Temperaturzahl des Thermometers erhöht sich um zwei bis drei Grad.
Die typischen Gewächse, wie Oleander und Geranien, finden an den
Bürgerhäusern ihren Platz. Ein enge Straße führt vom Dorfplatz
hinauf auf den Hügel. Im ersten Moment wissen wir nicht so recht, wo
sie hinführt. An der Seite tauchen immer wieder religiöse Motive
aus Gestein. Kreuzwegstationen sind dort dargestellt. Vor ihnen
sitzen Menschen und beten. Wir ahnen, dass wir möglicherweise zu
einer Wallfahrtskirche gelangen. Nicht ganz. Auf dem Plateau des
Miniberges befindet sich das Italienische Beinhaus. Es ist ein
Friedhof für die gefallenen italienischen Soldaten im Ersten
Weltkrieg. Ein Monumentalbau. Man fühlt sich ganz klein wenn man
unten auf dem Parkplatz steht. Zwei Treppen führen hinauf zur Kirche
des Heiligen Antonius von Padua. Eröffnet wurde es 1918 von dem
damaligen Diktator Benito Mussolini. Pompös, wie sich das für ihn
gehörte. Die Vergangenheit wirft ihre Schatten voraus. Von hier
oben, hat man einen wunderschönen Blick ins Tal. Links und rechts
die Berge. Die immer breiter werdende Soca schlängelt sich durch die
atemberaubende Landschaft. Das entfernte Tolmin mit seiner Festung
ist zu erblicken. Dazu die Sonne mit ihren warmen Strahlen. Perfektes
Bild. Sonst lebt die Gemeinde mit ihren 4000
Leuten von der sportlichen Aktivität der Touristen. Es ist das
Zentrum der Wildwasser – und Kajakfahrer. Sie sind immer wieder an
und auf dem Fluss zu entdecken, paddeln durch die Stromschnellen. Ein
Paradies für diesen Sport.
Ljubiljana wartet auf uns. Wie bereits
erwähnt, ist es an der Zeit die Hauptstadt zu erobern. Doch der Weg
dorthin ist noch lang, länger und beschwerlicher als erwartet.
Anfangs kommt man gut voran, bis Tolmin kann man Meter machen. Den
kleinen Ort durchfahren wir, halten aber nicht an. Auch die über der
Stadt thronende Festung macht die Sache nicht interessanter. Die
Straßen werden kurviger und enger. Hinter Tolmin bemerken wir
verwundert, wie breit der Fluss geworden ist. Es hat schon
„Seecharakter“. Obendrein dieses ultrablaue Wasser. Dazu das
einsetzende Abendlicht. Traumhaft. Die Soca und die Idrijca fließen
in dem winzigen Ort Most na Soci, der auf einem Felsvorsprung
gelegen ist, zusammen. Grund genug, um kurz auszusteigen und auf eine
der Bänke fünf Minuten Platz zu nehmen. Fotografieren nicht
vergessen.
Auf der weiteren kurvenreichen Fahrt
durch schmale Täler, kleine Dörfer und Städte ist Konzentration
gefragt. Auch mittelgebirgsartige Berge müssen überwunden werden.
Dem Beifahrer kann es da leicht übel werden. Die slowenischen
Autofahrer stellen sich nicht als die geduldigsten dar. Wo es geht,
werden die Kurven geschnitten oder die vorausfahrenden Fahrzeuge
überholt. Sei es nur auf den letzten Drücker. Die teilweise engen
Straßen tragen ihren Teil zusätzlich bei. Ob da immer zwei Autos
nebeneinander passen, bin ich mir wirklich nicht sicher. Maximal
1,80m Breite pro Fahrbahn. Die zahlreichen Baustellen in jedem
zweiten Dorf geben Hoffnung auf Besserung.
Nahe Logatech erreichen wir endlich die
Autobahn. Höchste Eisenbahn. Die restlichen 30km in das Zentrum
Ljubiljanas sind fix absolviert . Wir freuen uns auf das Appartement,
mitten in der Stadt. Extra am Morgen über das Internet gebucht.
Denkste!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen