Ljubiljana. Eine kleine Hauptstadt
Europas. Knapp 300000 Menschen, circa 10 Prozent der
Gesamtbevölkerung Sloweniens, leben in der größten Stadt dieses
Landes. Demzufolge ist sie nicht nur das geographischen Zentrum. Auch
in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht.
Die Hotelsuche gestaltete sich am
Vorabend schwieriger als gedacht. Normalerweise hatten wir über
booking.com ein Appartement gebucht. Mitten in der Innenstadt. Dieses
gab es aber nicht. Unter der angegebenen Adresse war nichts unter
diesem Namen zu finden. Auch das Umfragen in den umliegenden
Wohnungen und Häusern ergab keinen Erfolg. Im den angrenzenden Bar
ebenfalls nicht. Zwei alternative Mädels, die schon ordentlich Wodka
Bull becherten, gaben uns noch Tipps für neue Unterkünfte. Wir
machten uns auf die Suche. Wir folgten der ausgeschriebenen
Hotelroute. Auf der Slovenska Ceska werden wir ziemlich schnell
fündig. Hotel-Center heißt es. Für 50 € pro Nacht bekommen wir
ein Doppelzimmer. Klein aber fein. Bequeme Betten, TV und ein
sauberes Bad mit Dusche. Glück gehabt, dementsprechend happy sind
wir. Die Rezeptionistin warnte uns nur noch, dass in der Nacht über
uns eine Rockerparty stattfinden würde. Das störte uns nicht.
Nach einer ruhigen Nacht, vom Lärm
über uns habe ich nichts mitbekommen, checken wir aus, verstauen
unsere Sachen ins Auto, müssen das noch schnell ins Parkhaus
umparken und dann geht es in die Stadt. Weit haben wir es ja nicht,
sind eigentlich mittendrin. Zum Frühstück holen wir uns etwas im
gegenüberliegenden „Backwerk“, einer deutschen Backshopkette.
Der Kaffee zu den belegten Brötchen und den süßen Donuts darf
natürlich nicht fehlen.
Schon morgens ist es sehr warm, die
Luft steht zwischen den Häuserfronten. Die Einheimischen strömen an
der Slovenska Ceska zu ihren Arbeitsplätzen.
Wir bewegen uns zur Burg, unser erstes
Ziel an diesem Tag. Majestätisch auf einem Berg thronend, bestimmt
sie bei jedem Foto- und Postkartenmotiv das Bild dieser entspannten
und gemütlichen Stadt. Das Gefühl, sich in einer Hauptstadt Europas
zu befinden, ist zu keiner Zeit vorhanden. Dafür ist es viel zu
klein und auch zu gemütlich. Natürlich ist dies auch durch die eher
geringe Einwohnerzahl geschuldet. Es soll aber nicht heißen, dass
hier nichts los ist. Im Gegenteil. Die Massen sind unterwegs. Viele
Englischsprachige, ich denke sogar einige Amerikaner darunter, nach
ihrem Akzent vermutend. Asiaten natürlich auch, die sind überall in
Europa zu finden. Deutsche sowieso. generell herrscht internationales
Flair, zumindest im Innenstadtring. Geschuldet an den ausländischen
Touristen. Der Zuspruch in diesem Wirtschaftszweig wird von Jahr zu
Jahr steigender.
Zur Burg hinauf nehmen wir den
gläsernen Panoramaaufzug. Das Kombiticket kostet acht Euro, das
kaufen wir, pro Person. Je höher wir fahren, umso mehr kann man über
die Dächer Laibachs schauen. Laibach? Wieso Laibach? So nur der
deutsche historische Name Ljubiljanas. Im 13. Jahrhundert, als die
Stadt erstmals in irgendwelchen Aufzeichnungen erwähnt wurde,
gehörte sie zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, diesem
ersten lockeren Bündnis deutscher Gebiete. Unter den Habsburgern, in
dessen Besitz Laibach überging, entwickelte sich das bürgerliche
Leben mehr und mehr, später ab 18. Jahrhundert gehörte sie zum
kaiserlichen Reich Österreichs. Dieser Einfluss ist heutzutage im
Stadtkern noch merklich zu spüren, vor allem an der Architektur
mancher Gebäude. Der Dom St. Nikolaus, im 15. Jahrhundert zur
Kathedrale ausgebaut, im barocken Stil ist für mich ein
exemplarisches Beispiel dafür. Das kulturelle Erbe ist daher
deutlich spürbar und auch in der Lebensweise der Ljubiljaner
sichtbar.
Hinauf zur Burg.
Mittlerweile sind wir auf dem
Schlossberg angekommen, die Fahrt dauert eine Minute, die Kabine war
gefüllt mit Besuchern zu diesem attraktiven Ausflugsziel. Der
Innenhof ist eingerahmt vom Friedrichsturm, der Burgkapelle, dem
Zuchthaus und Palazzo sowie vom Infozentrum, dem Restaurant und dem
Museum der Burg. Die Sonne knallt herunter, die Luft steht. Der
Schweiß rinnt einem herunter. Zielstrebig, ausgestattet mit einem
Burgplan, gehen wir zum Friedrichsturm, stapfen die Stufen der
Stahlwendeltreppe hinauf. Erst war das ein Holzturm, der erst um 1845
durch einen gemauerten ersetzt wurde. Der 360 Grad-Blick ist
überwältigend. Die roten Dächer der Altstadt, die Plattenbauten
außerhalb des Stadtkerns, die Berge der Julischen Alpen, die
Karstlandschaften südöstlich. Dank dem ausgezeichneten Wetter kann
man angeblich ein Drittel des slowenischen Staatsgebietes erblicken.
Naja, so viel wird es nicht sein, muss es auch nicht, dieser tolle
Blick reicht mir schon.
Ljubljana ist wirklich nicht groß, das
fällt auf, bei nicht einmal 300000 Einwohner, die ihre Heimat im
inneralpinen Laibacher Becken gefunden haben.
Wir gehen ins kühle Museum, angenehme
Temperaturen herrschen hinter den Mauern. Die Eintrittskarte müssen
wir vorzeigen, der Barcode wird gescannt und von einer jungen
hübschen Frau mit einem Lächeln auf den Lippen durchgewunken. Viel
Text, sehr viel Text ist auf den unzähligen Bildschirmen
nachzulesen. Thema ist dabei immer die Geschichte Sloweniens, mit all
ihren Facetten. Chronologisch geordnet, von der ersten Besiedlung
durch die Römer, der Zugehörigkeit zu den Habsburgern und damit zum
kaiserlichen Österreich, den Schlachten des Ersten Weltkrieges im
Soca-Tal, die Zeit unter Titos diktatorischer Herrschaft im
sozialistischen Vielvölkerstaat Jugoslawien und schlussendlich die
Unabhängigkeit des Landes ab 1991. Ein guter Überblick, auch wenn
es immer schwer ist, so viel Masse im Kopf zu behalten. Hält den
Geist auf Trab. Einige Reliquien und Raritäten aus jenen
vergangenen Tagen sind zusätzlich ausgestellt. Wer sich nicht extrem
dafür interessiert, fühlt sich schnell erschlagen, verliert die
Lust und das Interesse an dem Gezeigten, weil doch recht wenig
Interaktives für die Besucher angeboten wird. Dabei ist dieses
Museum keineswegs altbacken ausgestattet, die schwarzen Screens und
die dunklen Glasvitrinen in einem räumlich gedämpften Licht
verleihen dem Ganzen ein modernes Ambiente.
Draußen trifft uns wieder der Schlag,
der Temperaturunterschied macht einem für einen kurzen Augenblick zu
schaffen. Es ist Mittag, die Sonne steht senkrecht über uns. 27 Grad
Celsius. Das Cappie oder der Hut auf der Rübe sind nützliche
Notwendigkeiten. Die Burg ist in einem fantastischen Zustand. Der
Putz fällt nicht ab, die Farbe der Wände verblasst nicht, Müll
liegt auch nicht herum. Es wirkt alles sehr gepflegt. Fast schon
übertrieben. Der Charme, der altehrwürdige Charakter, das Leben aus
den vergangenen Jahrhunderten einer Burg geht mir persönlich etwas
verloren. Alles ist auf den Tourismus fokussiert. Absolute
Perfektion, das gefällt mir nicht. Vor allem, weil sie diesen
Reichtum von Historie besitzt. Die, die eng mit der Geschichte der
Stadt Ljubiljana verknüpft ist. Sie wurde im 9.Jahrhundert erstmals
errichtet, kam dann im 14. Jahrhundert in das Eigentum der bereits
erwähnten Habsburger-Dynastie und wurde als militärischer
Stützpunkt ausgebaut. Nach einer dürftigen Zeit, mit Beginn des
20. Jahrhunderts, als hier in den Gebäuden Wohnungen beherbergt
waren, musste man sie davon in Form einer umfassenden Renovierung
erst einmal befreien. Das ist gelungen, definitiv.
Uns treibt es wieder Richtung
Standseilbahn. Das Burgcafè und das Restaurant im geräumigen
Innenhof interessiert uns letztendlich nicht, wir haben zum Essen und
Trinken etwas anderes im Visier. Mit ihr, der Bahn, wollen wir wieder
den Berg hinab, das Laufen sparen wir uns, ist ja sowieso im Preis
inbegriffen. Vorher steigen wir noch einige wenige Treppen empor und
stehen auf der Festungsmauer. Erneut dieser phänomenale Ausblick.
Zwar kein Rundumblick, aber Meckern braucht man deswegen nicht.
Automatisch bleiben wir für ein bis zwei Minuten stehen. Das nimmt
uns keiner. Die Standseilbahn verrichtet ihre sicheren Dienste direkt
unter uns, fährt hoch runter, hoch und runter, immer die gleiche
Geschwindigkeit.
Festival der Sinne
Das Markttreiben wartet auf uns.Vom
Vodnikov-Platz, entlang dem Dom St. Nikolaus, bis zum
Pogarcajev-Platz gibt es alles, was das Herz und die Sinne begehrt.
Gemüse und Obst von eindrucksvoller Qualität, einen farbenfrohe
Blütenpracht von Zierpflanzen, Stände mit Jutesäcke voller Gewürze
dieses Landes, typisch slowenische Souvenirartikel.
Doch das Highlight war etwas anderes
für uns. Die verschiedenen Dünste sind von Weitem schon
wahrzunehmen. Ein Geruchsfeuerwerk. Stände mit den
unterschiedlichsten Küchen der Welt bieten ihr Können und ihre
Künste an. Ägyptisch. Slowenisch. Spanisch. Vietnamesisch.
Französisch. Türkisch. Italienisch. Kroatisch. Indisch. Arabisch.
Lämmer werden über dem offenen Feuer gebruzelt und zerlegt, die
Cevapcici auf dem Grill gebraten, die Nudeln in den Woks mit heißem
Öl gegart. Curry, Pfeffer, Knoblauch, Ingwer, Oregano, Paprika,
Kümmel, Chili. Ein Festival für den Geschmack. Wir stürzen uns ins
Getümmel, wie die anderen hunderte, tausende von Menschen. Probieren
und Probieren. Die Entscheidung ist gar nicht so einfach, alles sieht
sehr lecker aus. Es gibt Putengeschnetzeltes mit Curry in dünnem
Fladenbrot, das ist ägyptisch. Ich entscheide mich für das
Slowenische, kleine Cevapcici in einem Fladenbrot mit einer
Tomaten-Knoblauch Creme. Eine Cola dazu und das Leben ist perfekt.
Paletten mit einem weißen Anstrich sind zu Sitzmöglichkeiten
zusammengezimmert wurden, auf Treppenstufen finden die Leute Platz.
Es hat einen Lounge-Charakter, mittags halb zwei. Alles belegt, alles
voll. Wir finden noch eine Ecke im Schatten. Die Menschen sind auf
der Straße. Sie erwecken einen offenen und sympathischen Eindruck.
Hat man eine Frage, antworten sie einem hilfsbereit und freundlich,
in fließendem Englisch. Egal, ob Jung oder Alt. Modisch sind sie
sehr hipp und auf ihr Äußerliches bedacht. Hauptstadtflair eben.
Wir genießen das Essen, genießen die Umgebung. Man muss sich wohl
fühlen, unbedingt.
Zum Nachtisch gibt es eine Art
Kaiserschmarrn, dazu Apfelmus und mit Puderzucker bestäubt. Danach
sind wir pappsatt, das stopft. Aufraffen, aufraffen. Nach einigen
Versuchen schaffen wir das auch.
Streifzug durch die City
Wir laufen die Mestni Trg in südlicher
Richtung, die direkt in die Stari trg führt. Das Rathaus mit dem
Arkadenhof ist der erste Blickfang beim Schlendern durch die
Altstadt. Vor ihm der Brunnen mit der Darstellung der drei Krainer
Flüsse Sava, Krka und Ljubiljanica. Viele kleine Geschäfte und
Boutiquen beleben die Szenerie. Die Bandbreite geht vom Teeladen,
Honigladen über bekannte Weingeschäfte bis zur slowenischen
Designer-Boutique. Aber nicht übertrieben, kein unnötiger Protz.
Die Häuserfronten bestechen durch ihre winzigen Details, wie die
schmiedeeisernen Laternen und Schilder oder die holzgeschnitzten
Schaufenster. Die Jakobskirche am Ende der Stari trg ist der Endpunkt
der Altstadt und für uns. Von hier aus kehren wir wieder um, gehen
jedoch nicht den gleichen Weg zurück, sondern die Gasse direkt an
der kanalartigen Ljubiljanica. Cankajerve nabreze, so ihr Name. Puh,
kompliziert. Sie führt uns zur Trmostovje, zur Dreierbrücke. Auf
dem Weg dorthin begegnen uns viele Bars, Cafès und Restaurants.
Szenecharakter für Künstler und Freischwimmer der Gesellschaft.
Nicht nur hier gibt es sie, auch auf der anderen Uferseite sind sie,
spätestens wenn es dunkel wird, Anziehungspunkte für
Junggebliebene. Für genug Auswahl ist gesorgt, das passende ist für
jeden dabei.
Die Tromostovje, die Dreierbrücke, ist
das originellste Bauwerk der Stadt. Drei Brücken führen über die
Ljubiljanica. Die beiden äußeren waren ursprünglichen für die
Fußgänger vorgesehen. Sie flankieren mit ihren weißen Balustraden
und Leuchten die Mittelbrücke, die der Kraftverkehr nutzen sollte.
Theoretisch. Da es zur Fußgängerzone erklärt ist, ist die Nutzung
für den Straßenverkehr nicht gestattet, außer für Anlieferungen.
In Verbindung mit den Kolonnaden des Marktplatzes bildet sie ein
beeindruckendes Bauwerk, welches der Architekt Joze Plecnik
konstruierte. Er prägte die Stadt nachhaltig, nicht nur mit der
Tromostovje, die Nationalbiblithek und die Ufer der Ljubiljanica sind
seinem Werk anzurechnen.
Der Presernov-Platz ist die Seele in
Ljubiljanas Mitte. Die erwähnten zahlreichen Geschäfte, Bars und
Lokalen zweigen sich von hier in die Seitenstraßen und Gassen ab. Er
ist nach dem slowenischen Nationaldichter France Preseren benannt,
dessen Statue das Zentrum des Platzes bildet. Auf den Treppen seines
Sockels sitzen die Menschen, ruhen sich aus, quatschen miteinander
oder chillen einfach nur. Die terracottafarbene Franziskanerkirche
und die umliegenden Jugendstilbauten geben dem Gesamtbild eine
anmutigende und repräsentative Kulisse. Der Werbestand von dem
Brausehersteller Coca Cola für die Weltmeisterschaft in Brasilien
sorgt für laute Action. Die männlichen und weiblichen Hostessen im
Fußballoutfit verteilen lauthals kostenlose Cola-Dosen in 0,2l-Form.
Ein geiles Gefühl, eine Dose in der Hand zu haben und zu trinken. In
Deutschland irgendwie kaum noch alltäglich, es lebe der Pfand. Wir
haben die Flussseite endgültig gewechselt. Die Ljubiljanica bleibt.
Ein relativ kurzer Fluss mit insgesamt 85 Kilometer, der teilweise in
den Karsthöhlen um Postojna verschwindet, ehe sie bei dem Örtchen
Vhrnika an der Oberfläche wieder erscheint. Das gleiche Bild.
Restaurants, Bars, Lokale, Kneipen entlang des Ufers Richtung
Stadtmuseum, in Hülle und Fülle. Wir kommen in den administrativen
Teil des Stadtkerns. Die im Jahre 1919 gegründete Universität wird
von über 50000 Studenten bevölkert, somit natürlich die größte
in Slowenien. Die Akademie der Künste und Wissenschaften, die Musik-
und Kunstakademie haben ebenfalls ihren Sitz rund um den Neuen Platz.
Aus den Gebäuden drängen immer wieder Klänge der klassischen Musik
nach draußen in die Gassen. Die Nationalbibliothek, quasi um die
Ecke, reiht sich in das universitäre Zentrum des Landes ein. Ein
„Heiligtum für den Geist“, von dem Meisterarchitekten der Stadt
konzipiert, von wem sonst. Die Vegova Ul laufen wir kerzengerade aus,
den Kongressplatz im Visier. Die Philharmonie hat ihren Sitz im
östlichen Teil dieses grünen Areals. Die hässlichen Wolkenkratzer
aus Beton sind kein besonders sehenswertes Highlight. Über die Ampel
auf der Slovenska ceska, dieser vierspurigen Verkehrsader mitten
durch das Zentrum, gelangen wir zum Platz der Republik mit dem
Gebäude des slowenischen Parlaments. Der Bundestag Sloweniens
sozusagen. Ein repräsentatives Bauwerk, im Eingangsbereich werden
die Schicksale der slowenischen Bürger in der vergangenen Geschichte
plastisch dargestellt.
100m laufen wir nördlich, das
Nationalmuseum läutet das Museumsviertel Laibachs ein. Es ist das
Flaggschiff. Jegliche Kostbarkeiten der slowenischen Geschichte sind
in dem pompösen und beeindruckendes Neo-Renaissance-Palast seit 1841
eingerichtet. Besonders, was die Antike und Frühzeit angeht, gibt es
einzigartige Exponate. Das älteste ist eine Flöte, geschnitzt aus
dem Oberschenkel eines Bären und über 55000 Jahre alt. Eine
unvorstellbare Zeit, nicht greifbar. Steinskulpturen und Gefäße aus
der Römer- und Bronzezeit. Ist nicht ganz unser Thema, deswegen
besuchen wir es nicht. Im gleichen Gebäude befindet sich zusätzlich
das Naturhistorische Museum.Wem es interessiert. Wir biegen an der
nächsten Kreuzung rechts ab, turn right, in die Presernova. Auf der
linken Seite sieht man den weißten Rechteckbau der Modernen Galerie,
in der hauptsächlich konzeptuelle, provozierende Kunst gezeigt wird.
Es ist sehr beschaulich, hört wenig Lärm, kein Geschrei von
Touristen. Das Gefühl, sich in einem ruhigen Wohnort zu befinden,
beschleicht mich in diesem Teil des Stadtkerns. Abseits vom Trubel.
Rechter Hand lädt die Nationalgalerie zum Besuch ein. Wieder dieser
Stil der architektonischen Neo-Renaissance. Pompös, soll an das
Prager Nationaltheater angelehnt sein. Stimmt auch, die Ähnlichkeit
ist verblüffend. Exponate rund um die Kunst Sloweniens vom 13. bis
zum 20. Jahrhundert findet ihre Daseinsberechtigung. Wir haben heute
keine Lust auf stickige Museumsluft aus der Klimaanlage. Wir bleiben
draußen, in der Sonne, auch wenn wir den ganzen Tag schon bedacht
sind, im Schatten uns aufzuhalten. Viel genutzt hat es nicht, die
Arme sind rot wie ein Krebs.
Grüne Oase Laibachs
Eine Unterführung an der Modernen
Galerie, oben rauschen die Autos auf dem vierspurigen Stadtring über
den eigenen Kopf, führt direkt in den grünen Teil Ljubiljanas, dem
Tivoli-Park. Man ist sofort mittendrin, die Open-Air-Galerie zeigt
dutzende Landschaftsbilder des slowenischen Staatsgebiet. Bleder See,
die Karsthöhle von Postojorna, Maribor, der Triglav, Piran am
adriatischen Meer. Diese Liste kann man noch um einige Punkte
fortführen. Man geht entlang und verfolgt jedes Bild gespannt.
Gespannt darauf, welches als nächstes kommt. Zwischen ihnen kann man
auf den zahlreichen Parkbänke in Gedanken versinken oder relaxen.
Und einfach nichts tun. Am Ende der breiten und leicht aufsteigenden
Promenade erspäht man ein Barockschlösschen, ein Grafikmuseum. Es
beschäftigt sich ausschließlich mit dieser Thematik. Der Park ist
wirklich riesengroß. Um ihn vollständig zu erlaufen, benötigt man
einige Stunden. Mit der hügeligen Waldlandschaft im westlichen Teil
des Parks oder der klassische Stadtpark auf der Ostseite decken alle
Facetten und Anforderungen an einen wunderschönen Park für die
Bürger ab. Es scheint etwas los zu sein. Man hört eine Stimme über
eine Lautsprecheranlage, nicht weit weg. Ein Event, von dem
Bierhersteller Union gesponsert. Eine große Bühne, Unmengen von
Getränkeständen sind aufgebaut. Die Chance ergreifen wir, um Wasser
nachzutanken. Auf dem Volleyball- und Fußballcourt finden kleine
Turniere. Mit sehr viel Spaß und durchaus mit einer Portion Ehrgeiz
sind sie am Werk, eine Gaudi, auch für den neutralen Beobachter.
Außerhalb des prächtigen Stadtkerns
sieht das Leben bisschen anders aus. Einige Plattenbauten stechen
einem ins Auge. Sympathisch, das nicht alles so aalglatt ist. Die
Menschen leben wie sie leben. Die Plattenbauten sind ein Teil davon.
Irgendwie verbindet sie man immer mit etwas Negativem. Ansehnlich
sind sie freilich nicht. Aber soll man sie einfach verbannen? Nein,
nein. Der Wohnraum wird benötigt. Die architektonische Vergangenheit
kann man nicht einfach begraben.
Auch im schönen Ljubiljana geht es
Menschen nicht so gut. Obdachlose liegen betrunken auf Parkbänken,
Arbeitslose bewältigen in armutsähnlichen Verhältnissen ihren Tag.
Auch eine glanzlose Seite Stadt gibt es.
Unser Tag in Sloweniens Hauptstadt geht
zu Ende. Abends hat Ljubiljana ebenfalls sehr viel zu bieten. Im Licht des kunstvollen Beleuchtung sind die Restaurants und Bars von der einsetzenden Dunkelheit bis tief in Nacht gefüllt mit Menschen. Sie lassen es sich gut gehen. Viele Eindrücke haben wir gesammelt. Ideal kann man sie bei einem slowenischen Bier und einem Burger nochmal Revue passieren. Der Blick von der
Burg über die City, das lebhafte Markttreiben mit den
unterschiedlichen Landesküchen und diese aufgeweckte, freundliche
Art der Stadt bleiben als Highlight im Gedächtnis hängen. Es lohnt
sich sie zu erkunden, in der nicht mehr allzu viel vom vergangenen
Ostblockcharme zu sehen ist. Die Massen an Touristen scheinen das
ähnlich zu sehen.
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