Das Wissensmagazin GEO hat ihn
durchgeführt. Den Test von Weihnachtsmärkten in Deutschland. Die
großen und bekannten, ja weltberühmten sind in dieser Rangliste
nicht vertreten. Der Christkindlesmarkt in Nürnberg, der
Striezelmarkt in Dresden oder Weihnachtsmarkt am Schloss St. Emeran
in Regensburg sucht man vergeblich. Es sind eher die besinnlicheren,
die nicht von einer riesigen Welle von Touristen bevölkert werden.
Sie überzeugen durch ihren besonderen Charme. 10 Weihnachtsmärkte
wurden auserwählt, einer von ihnen ist der Märchenmarkt im
thüringischen Gera. Jetzt sind wir deren Tester.
Er ist ein Weihnachtsmarkt der
besonderen Art. Ein Märchenmarkt. Ganz im Zeichen dieser
fantastischen Geschichten und ihren damit untrennbaren Figuren. Noch
unterschätzen wir ihn. Noch.
Unsere Tour beginnt am Markt. Dieser
quadratische Platz, umrahmt von stolzen Bürgerhäuser. Das Rathaus
ist nicht zu übersehen. Der Turm des weiß farbenen Bauwerks ragt
satte 57m in die Höhe. Für einen Euro kann man hinauf steigen. Der
Blick über die Stadt und nach unten, auf den Märchenmarkt mit
seinen Buden.
Wir denken schon, dass das alles
gewesen sei. Ein Irrtum. Die Buden und Stände reihen sich
aneinander. In Reihe und Glied. Einer nach dem anderen. Die Menschen
tummeln sich an ihnen. Die strömen durch die enge Gassen der kleinen
Innenstadt Geras. Körper an Körper. Die Arme eng am Laib. Tausende
hat es hierher gezogen, schlendern über den Märchenmarkt, ein
Schnäppchen immer im Blick. Dass die Kaufhäuser und
Einzelhandelsgeschäfte am Sonntag zur Feier des Tages, dem 1.
Advent, geöffnet haben spielt nebenbei natürlich in die Karten. Sie
haben sich dem weihnachtlichen Flair des Märchenmarktes angepasst
und erstrahlen in festlich geschmücktem Glanz.
Die „Gera-Arcaden“,
das Einkaufszentrum der 95000 Einwohner-Stadt, reiht sich in diese
Balance gnadenlos ein. Die goldenen Kugeln glitzern und spiegeln das
einfallende Licht. Die Tannenbäume leuchten durch das
LED-Lichtermeer. Beinahe prachtvoll. So laufen die Massen durch die
Centershops, bummeln und erspähen allerhand Geschenke für ihre
Liebsten. Die Kleinsten stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Eigens für
sie gibt es eine Märchenstunde. Passend zum Motto des
Weihnachtsmarktes. Mit großen Augen und unbändiger Neugier lauschen
sie der Erzählerin und rufen ihr Wissen zu.
Der Märchenmarkt verdient seinen
Namen. Er transportiert das Motto durch viele liebevolle Details.
Hauptsächlich durch die plastische und lebensgroße Darstellung der
deutschen Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Esel, Hund,
Katze und Hahn stehen vor einer Hütte, auf Strohuntergrund,
aufeinander. Klar, die Bremer Stadtmusikanten. Goldmarie, Pechmarie
und der im diesem Märchen ominösen Rundbogen symbolisieren Frau
Holle. Beide Erzhlungen sind auf dem Marktplatz zu finden. Das setzt
sich in den Straßenzügen des Weihnachtsmarktes fort. Hänsel und
Gretel vor dem Knusperhäuschen, Rumpelstilzchen, Schneewittchen und
die sieben Zwerge. Die bekanntesten Märchen. Es verleiht dieses
gewisse Etwas, diese Besonderheit, die den Weihnachtsmarkt von Gera von den zig tausenden
in Deutschland unterscheidet.
Eine Art Winterdorf, eine Art
Glühweinhaus vermissen wir vergeblich. Nur aneinandergereihte Buden.
Das ändert sich. Vor der Stadthalle finden wir es. Ein Holzdorf, mit
Überdachungen. Der Glühweintrinker steht im Trockenen. Abends ist
hier immer gut etwas los. Durch Stimmungsmusik entwickelt sich eine
lockere Atmosphäre.
Daneben lädt eine Eislaufbahn zum
Schlittschuhlaufen ein. Ein Spaß für Jung und Alt. Immer
besonderes, hat immer so etwas winterliches.
Die Stadthalle, die aussieht wie der
ehemalige Palast der Republik der DDR, unmittelbar neben dem
Elsterforum, ist Veranstaltungsort rund um den Märchenmarkt. Alles
ist auf ihn abgestimmt. So gibt es verschiedene Events, wie die
Bergmännische Weihnacht. Ebenso findet man viele Partys oder
Kinderattraktionen in den ausliegenden Programmflyern. Vielfältig.
So wie das Angebot für das leibliche
Wohl eines jeden. Nichts fehlt. Langos, Stockbrot, Steak,
Bratapfelstollen, Mutzbraten, Kloß mit Soß, Pilzpfanne, Gyros.
Nicht zu vergessen die Thüringer Roster, eine absolute lokale
Spezialität mit ihrem würzigen Geschmack. Die gönne ich mir, in
XXL-Ausführung. Danach noch ein Stockbrot mit Schinken, Käse
und
Sauerrahm. Am Ende rolle ich fast. Süßes zum „Nachtisch“ muss
sein. Schokospieß, Mandeln, Zuckerwatte, Bonbons. Wieder diese
Auswahl. Hinterher hängen die Reste der gebratenen Mandeln noch
stundenlang in den Zahnzwischenräumen.
Zum Abschluss dieses wundervollen und
märchenhaften Besuches gönnen wir uns an unserer Ausgangsstation,
dem Marktplatz, einen Glühwein. Heidelbeere, klassisch. Fruchtiger
Kinderpunsch für den Fahrer. Dafür genießen wir ihn umso mehr. Er
rinnt wie Öl die Speiseröhre hinab, erwärmt schlagartig den ganzen
Körper. Immer eine entspannte Atmosphäre auf so einem
Weihnachtsmarkt. In Gera besonders. Bleibt die Frage, ob das
Wissensmagazin recht behält. Der Märchenmarkt von Gera unter den
Top 10 der Weihnachtsmärkte in Deutschland. Jeder muss das für sich
selbst beantworten, nach seinen Kriterien. Ich für meinen Teil habe
das bereits.
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