01 Mai 2015

Tag 2 - Die Sellaronda

7:30 Uhr klingelte der Wecker. Früh für Urlaubsverhältnisse. Für das Skifahren notwendig. Wenig später auf zum leckeren Frühstück, die Grundlage für den Tag legen. Müsli, Rührei, Brötchen. Alles, was für den Start dazugehört. Kurz vor 9 fährt der Skibus, direkt vom Hotel zur Seiser Alm. Beinahe perfekte Infrastruktur. Mit Sack und Pack steigen wir ein. 20 Minuten dauert die Tour zur Talstation der Seiser Alm. Halb zehn sind wir oben auf dem Berg, die Fahrt mit der Gondel haben wir bereits absolviert.





Über unser Hotel haben wir ein kostenloses Depot für Ski an der Bergstation. Das zu finden stellt uns vor kleine Herausforderung. Nur den Zugang zu den Schließfächern zu bekommen ist die Frage. Wir fragen uns durch, laufen hin und her, schauen hier und da. Die Skilehrer wissen nichts, beim zweiten Anlauf haben wir Glück. Im Skiverleih sind wir richtig, sekundenschnell registrieren sie uns, zeigen uns persönlich wie es funktioniert. Ganz einfach, der Skipass ist der Schlüssel. Multifunktionalität. Trotzdem nimmt uns das Prozedere Zeit, locker eine halbe Stunde.
Noch immer sind wir nicht in der Sellaronda. Bis dahin dauert es noch. Ein längerer Weg.

Endlich, alles verstaut. Wir müssen zur Station Saltria. Heißt, erst den Paradiso-Lift nehmen, anschließend zum Lifteinstieg des Panaramas hinabfahren, ehe wir an der Skibusatation ankommen. Wir müssen nach Monte pana, ungefähr 10 Kilometer entfernt. Dort ist der Einstieg in die berühmte Sellaronda. Unser Tagesziel heute. Die Rundtour um das sellamadsiv der Dolomiten. Ein Highlight für uns.

3 Euro müssen wir blechen, er is nicht im Angebot des Dolomiti Superski-Passes enthalten. Verschmerzbar. Die Strecke rechtfertigt es in jedem Fall. Kurvenreich, hoch und runter, durch kleine Wälder, teilweise unebene Straße. Die ist gänzlich mit Schnee bedeckt. Schneeketten sind Pflicht, der Omnibus benötigt sie. Man merkt wie sie unter einem förmlich arbeiten und sich in den Schnee fressen. Mehr wie 30 km/h sind nicht möglich. Der Busfahrer verzieht keine Miene, ein Routinier. Zwingend erforderlich auf dieser Strecke. Über 35 Minuten geht es so dahin.

In Monte pana, dem Hochplateau auf immerhin 1600m, umgeben von schroffen und steilaufragenden Felsgipfeln, steigen wir endlich in die Sellaronda, gegenüber der Skischanze geht es in den Lift.Weit nach unserem Zeitplan, der Weg war deutlich zeitintensiver als gedacht.

10:45 Uhr ist es mittlerweile. Wir machen uns auf. Zwei Routen gibt es. Grün im Uhrzeigersinn oder Orange, gegen ihn. Für ersteres entscheiden wir uns. Mit 4 Stunden rechnen wir für die Runde, ohne Pause.





Es herrscht Kaiserwetter, die Sonne strahlt, kaum eine Wolke ist am Horizont zu sehen. Die Gipfel der Berge strahlen. Ein unfassbares Panorama auf unserer Tour mitten durchs Hochgebirge. Es startet etwas zäh. Wir müssen einige Ziehwege meistern, teiweise ist Stockeinsatz nötig. Erstes Highlight ist die „Steinerne Stadt“, die wir über die kurze Abfahrt Sassolongo zügig erreichen. Mitten durch ein Meer von Felstrümmern, dass sich vor hunderten Jahren von Langkofel gelöst hat, carven wir. Ein wahres Naturschauspiel. Foto muss sein. Wir drücken dennoch auf die Tube.



Hinauf auf das Sellajoch. Natur pur auf über 2000m. Faszination. Die Felsen ragen gen Himmel. Unvergleichbar in Europa. Von dort geht es in einer langen Abfahrt hinunter ins Fassa-Tal. Ski abschnallen, 20m über die Straße und hienein in die Gondel. Per Lift gelangen wir hinauf zum Belvedere. Wir befinden uns nun im ladinischsprachigen Teil der Dolomiten. Canazei ist der bekannteste Ort. Pistenkilometer gibt es en masse im Winter. Breite, perfekt präparierte Pisten finden wir vor. Ein Traum. Allzu viele Skifahrer sind nicht unterwegs. An den Stationen erübrigt sich Anstehen. Ein wenig verlieren wir die Übersicht, können auf den ersten Blick nicht richtig einsehen, welche Strecke wir fahren müssen. Natürlich nehmen wir die falsche. Allerdings kein Problem. Ein Schönheitsmakel, der schnell behoben ist. Wir rauschen hinab.Von Lift zu Lift.
Plötzlich sind wir mitten im Marmolada-Gebirge. Im Herzen der Dolomiten, im Herzen des Unesco Weltnaturerbe. Zwischen den steilaufragenen Gipfel carven wir hindurch. Atemberaubend. Für mich Neuland. Schon jetzt lohnt sich für uns die Sellaronda.

Super kommen wir voran, sind schnell unterwegs. Trotzdem breitet der Blick auf die Uhr Kopfzerbrechen. Mittlerweile ist es 13 Uhr durch. Die Zeit verfliegt.
In Arranba müssen wir die Bretter abschnallen. Der Passo Pordoi thront über dem Tal mit seinem Ort, welcher mit sein 1600m im Sommer ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und im Winter ein beliebtes Wintersportzentrum ist. 200m Fußweg liegt vor uns. In Skischuhen. Unangenehm. In den Hütten an der Talstation sitzen die Pausierenden, naschen ein Bierchen bei deutschem Schlager aus den Boxen. Nach 3 Minuten hat man es gechafft. Mit den Ski unter den Füßen geht es in den Lift. Die Abfahrt bringt uns vom Boc des Roces (2187m) unmittbar zum Passo Campolongo, der 1875m über dem Meer liegt. Mittlerweie sind wir im Osten des Sellamadsivs. Gute zwei Stunden unterwegs. Die Zeit rinnt davon. Ich ahne schon böses, verdränge es aber.






Mittlerweile sind wir in Colfosco, im Tal von Alta badia. Mitten in den Dolomiten. 130 Pistenkilometer stehen den begeisterten Skifahrern bei nahezu perfekten Bedingungen zur Verfügung. Von schwarz bis blau sind alle Schwierigkeitsgrade vorhanden.

Das lange Liftfahren beginnt nun. Ski herunterschalten. Mit der Gondel hinüber nach Corvara, danach in die Gondel und den Lift hinauf aufs grrödenwe joch. Insgesamt 4 Mal umsteigen. Das verschlingt Zeit, von der wir nicht mehr viel haben. 15 Uhr ist es als wir oben am Joch sind.
Es geht hinunter nach Wolkenstein, in den Nobelort des Grödener Tals. Zum Irrsinn verfahren wir uns. Statt ab der Talstation der Dantespierre-Gondel vorbeizufahren, bleiben wir stehen. Grübeln, sind uns unschlüssig und steigen in die Gondel ein, um mit ihr nochmal zum Joch hoch zu fahren. Unnötig, wie wir 15 Minuten später feststellen. Dann Carven wir nach ewigen Orientiern an der Talstation vorbei. Mitten durch den Ort und dort kommen wir auch heraus. An der elektrischen Schranke ist Stopp. Vorerst. Ampelsystem. Haben die Autofahrer rot, dürfen wir über die Straße. Die Schranke öffnet sich. In Skischuhen stapfen wir zur 50m entfernten Talstation. Erneut befördert die uns auf den Berg.

Die Sasslong. Die weltberühmte Abfahrtsstrecke, ein Klassiker im Weltcup-Kalender. An der Seilbahnstation Ciampinoi katapultieren sie die Athleten hinaus aus dem Starthaus. Zunächst fogt für die Rennfahrer ein Gleitstück. Ski laufen lassen nennt man das wohl im Fachjargon. Für uns heißt es carven und Kanten einsetzen. Über so viel Waghalsigkeit schütteln wir nur den Kopf. Anschließend wird es spektakulärer. Über den Kamebuckel, Sprünge bis zu 60m sind in dieser Passage möglich, durchfährt man die Ciaslat-Wiese. Für uns fast der schönste Abschnitt. Die Kurven und zahlreichen Bodenwellen sind eine hohe Herausforderung, lassen sich jedoch grandios fahren.



Voller Adrenalin kommen wir unten an, nach 3,4km, schießen wir wie Majestäten die Abfahrt in Hockposition über die Ziellinie. Ein kleiner Glücksmoment. Berauscht sind wir, die Hormone pushen uns.


Alles was nun kommt, gehört in die Kategorie "typisch für uns". So viel vorweg, am Ende werden wir im Taxi zum Hotel sitzen.

Nun ja, oben auf den Berg hatten wir die Sellaronda verlassen. Wir müssen zurück zur Seiser Alm. Dort war unser Ausgangspunkt, unsere Schuhe deponiert. Also orientierten wir uns daran. Die Aloe de siusi war ausgeschildert. Sasslong hinunter. Nun ging es weiter, zuerst mit der Gardena Bahn. Jene, die alle drei Hauptorte per Schiene miteinander verbindet. Bequem für die Skifahrer. Vitalem ist sie die Verbindung zwischen sasslong und cool raiser in St.Christina. Danach geht es hinauf zu dem eben genannten Gipfel und zugleich die Abfahrt hinab. Die Seiser Alm ist nun nicht mehr ausgeschrieben. Was nun? Wir orientieren uns an St. Ulrich. Von dort führt eine Gondel hinauf auf die Hochalm. Die Zeit läuft uns mehr und mehr davon. Obwohl wir Gas geben. Keine Pausen. Die Schilder für St. Ulrich zeigen an der Talstation des cool raiser, an der wir vor einigen Minuten bereits waren, vorbei. Nun gut, wir folgen. Wenige hundert Meter später ist die Reise in der Welt des Skis für heute beendet. Mitten im Ort ist Endstation. Am Mini-Kinderhang. Nichts geht mehr, kein vor, kein zurück. Verzweifelt schauen wir auf die Karte, erkennen blitzschnell unseren Fehler, Brainstormen nach Lösungen. Die Erkenntnis bleibt, der Ski wird getragen. Mittlerweile ist es 16 Uhr, die Lifte haben teils bereits zu, manche schließen um 5. Eine Anwohnerin fragen wir nach einer Busverbindung ins 20km entfernte Kastelruth. Es gäbe eine, wann die fahre, weiß sie nicht. Vage. Einen Tipp gibt sie uns auf den Weg, wir sollen 200 m laufen, dort sei das Zentrum. Dort fahren Busse.Gesagt, getan. Recht hatte sie, nur fuhr nicht unserer. Gedankenspiele folgten. Erst mit dem Bus nach St. Ulrich, von dort weiter mit einer anderen Verbindung? Taxi? Hin und her. Wir entschieden uns für die bequemste, einfachste und schnellste Lösung.Taxi, ein junger Kerl chauffiert uns. Innerhalb von zehn Minuten bekamen wir eins. 50 Euro. Ein stattlicher Preis. Kernig. Wir bissen in den sauren Apfel, aber waren froh ins Hotel zu kommen. Der Tag war lang, hat geschlaucht. 20 Minuten später stehen wir freudig vor der Zimmertür unseres Hotels. Die Sauna wartet. Die Erholung auch, mit einer Erfahrung reicher im Gepäck.

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