Es ist die heimliche Hauptstadt Polens. Jahrhundertelang war
es das Zentrum des polnischen Staates. Herausragende Persönlichkeiten aus
Politik und Kultur haben durch ihr Wirken ihre Spuren hinterlassen. Eine
aufstrebende Stadt dieses Krakau.
Krakaus Entstehung geht auf eine abenteuerliche Legende zurück.
Der ritterliche Stammesfürst Krak soll in der Drachenhöhle, heute befindet die
sie im Wawel-Hügel, mit List und
Geschick auf wundersamer Weise den dort hausenden Drachen getötet haben. Daraufhin
ließ er dort eine Stadt errichten. Krak-au.
Bereits Ende des 10 Jahrhunderts war Krakau ein bedeutender
Handelsplatz. Wichtige Wege kreuzten sich.
Erste steinernde Gebäude entstanden. Das Renommee der Stadt stieg
kontinuierlich. Kasimir I. der Erneuerer erhob es zur Hauptstadt Polens und
zugleich seinen neuen Königssitz. Eine rasante Entwicklung. Schnell entstanden
prachtvolle und imposante Bauten. Auch der niederträchtige Mord an den
Erzbischof Stanislaus, seitdem ist er der Schutzpatron Krakaus, durch König Boleslaw in der damaligen
Michaeliskirche langfristig nichts an diesem Status.
Das schachbrettförmige Netz der Altstadt wurde angelegt, der
Grundstein für das heutige Stadtbild. Vorstädte wie das Kazimierz entstanden,
der mächtige Wawel-Hügel wurde bebaut.
Immer mehr Menschen jüdischen Glaubens strömten in die Stadt. Krakau war für sie zu jener Zeit ein sicherer
Hafen der Religionsfreiheit, gerade nach den Pestpogromen von 1348.
Das großpolnische Reich
unter der Herrschaft der Jagellonen wuchs und wuchs, bis ins litauische
Gebiet. Die Hauptstadt blieb die gleiche. Krakau. Hochmodern für
spätmittelalterliche Zeit, sehr fortschrittlich und mit enorm wichtigen
Beziehungen zu europäischen Adels- und Königshäuser. Krakau wurde durch die renommierte
Universität mehr und mehr zum Anziehungspunkt für Gelehrte und Künstler.
Baumeister vereinigten in den prachtvollen Bauten die Stile der Spätgotik und
Renaissance. Vor allem am Wawel und der Tuchhalle des Marktplatzes ist das noch heute beispielhaft erkennbar. Auch die Universität blühte auf. Viele
Gelehrte und Professoren kamen nach Krakau, junge Menschen wollten an der
mittlerweile renommierten Lehranstalt studieren. Künstler und Baumeister
folgten. Das setzte sich in den unzähligen Kunstschätzen und Bauten nieder. Trotzdem
nahm die Bedeutung Krakaus ab dem 16. Jahrhundert ab. Die schwedische Invasion
und deren Plünderungen, die Pest und die Verlegung des polnischen Mittelpunkts
nach Warschau hatten Konsequenzen. Viele Tote durch die erstgenannten Katastrophen
und der Abgang vieler Einwohner reduzierten die Bevölkerungszahl drastisch.
1795 wurde Krakau in Folge der Dritten Teilung Polens dem
Kaisertum Österreich mit dem Kronland Galizien zugesprochen. 1846 erfolgte die
endgültige Annektierung an Österreich. Bis zum ersten Weltkrieg änderte sich an
dieser Konstellation nicht. Die Stadte modernisierte sich, die jüdische
Bevölkerung hatte daran großen Anteil.
Kriegerische Auseinandersetzungen erreichen Krakau im Ersten
Weltkrieg nur kaum. Die Gefechte gingen nur bis zu den Stadtgrenzen. Danach war
Galizien Geschichte. Die Österreicher waren geschlagen.In den Zwischenkriegsjahren
entwickelte sich Krakau prächtig, erlangte die Stärke vorheriger Zeiten wieder,
war neben Warschau das wichtigste Zentrum Polens in jeglicher Hinsicht. Man
wurde wieder Teil des neu entstandenen polnischen Staates. Der Zweite Weltkrieg
machte diese Entwicklung schlagartig zunichte. Für Krakau bedeutete das die
schrecklichste Zeit seines Bestehens. Die Besetzung durch den Polenfeldzug 1939 war
nur der Schritt zur Zerstörung. Die Judenverfolgung setzte damit ein.
Ghettoviertel wurden eingerichtet. In Podgorcze lebten zeitweise 20000 Menschen
unter unwürdigen Bedingungen. Tausende fanden ihren Tod. Krakau verlor fast die
Hälfte seiner Einwohner, auch die klugen Denker. Die Nazis vernichteten alles,
was ihnen in die Finger kam. Darunter auch Teile der Kunstschätze aus dem
Wawel. Die Bausubstanz blieb dagegen erhalten, die bauliche Zerstörung hielt
sich in Grenzen.Die Grauen des Krieges waren vorbei. Polen mit seinem sozialistischen System wurde gegründet. Dementsprechend veränderte sich das Bild. Die Trabantenstadt Nowa Huta entstand. Ein Arbeiterviertel als Standort eines Eisenbahn-Kombinats mit aneinandergereihten Plattenbauten als Wohnraum. Planstadt der sozialistischen Ideologie nannte man das. Aus ostdeutschen Städten kennt man das noch. Nicht immer schön anzuschauen. Krakau war nicht mehr das Krakau aus der Blütezeit. Historische Gebäude hatten Nachholbedarf bezüglich Sanierungen. Menschen wurden in ihren Freiheiten beschränkt. Eine schwierige Situation.
Seit 1990 hat sich Krakau massiv entwickelt. In jeglichen
Bereich. Die Wirtschaft und Industrie legt zu. Große europäische Unternehmen
siedeln Niederlassungen an. Industrieparks wurden angelegt. Die Infrastruktur
mit Autobahn und Flughafen wurde
ausgebaut. Die zentrale Lage ist daran sicher nicht schuldlos. Alles wichtige
Meilensteine für die Attraktivität Krakaus, die sich auch in der Beliebtheit
ausländischer Gäste wiederspiegelt. 5
Millionen kommen jährlich in die Stadt.
Diese Komponente macht Krakau zu einer jungen, fast nie
schlafenden Stadt. Sehr lebendig. Trotz ihrer im Verhältnis zu anderen
europäischen Metropolen geringe Einwohnerzahl hat sie eine besondere
Anziehungskraft. Nicht zuletzt durch die einschneidenden geschichtlichen
Ereignissen. Sie gehört zu den Top Ten der europäischen Städte. Vielleicht auch
zu den Top 5, weil sie jene Attraktivität aus historischer Vergangenheit, die
zweifelsohne brutal viel Leid mit sich brachte, und moderne Lebendigkeit der
jungen Generation in sich vereint. Wir schwärmen von diesem Freilichtmuseum. Wawel,
Kazimierz, Wieliczka, Schindlers Fabrik, Auschwitz liegt in unmittelbarer Nähe.
Die Liste ist lang…
Auf geht’s zum Entdecken.
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