Eine ganz normale Stadt an der
Adriaküste. Im dalmatischen Raum. Trotzdem wunderschön und
sehenswert. Besonders die Altstadt. Sie ist von historischem Rang.
Dessen Zentrum ist die Kathedrale St. Jakob. Sie ist von der
allmächtigen UNESCO auf ihre Weltkulturerbeliste gesetzt worden.
Trotz dieses wertvollen Stadtkerns ist
Sibenik nicht vollgestopft mit Touristen. Im Gegenteil. Die Straßen
und Gassen in der Altstadt sind leer. Es herrscht Ruhe und
Beschaulichkeit. Nur wenige schlendern mit uns in den frühen
Abendstunden zu den Sehenswürdigkeiten. Wir machen einen kleinen
Stadtrundgang. Das Auto wird am Meeresufer geparkt. Der letzte freie
Platz. Glück gehabt.
Unser Ausgangspunkt ist die Kathedrale,
von der Promenade sticht ihrer Kuppel bereits hevor. Ein riesiges
Monument. Entworfen hat sie der Stararchitekt Dalmatiens Juraj
Dalmatinac. Das Denkmal unmittelbar vor seinem Meisterwerk, von Ivan
Mestrovic konstruiiert, würdigt sein Schaffen. Sage und schreibe 96
Jahre dauerte der Bau dieser dreischiffigen Basilika, die nach dem
heiligen Apostel Jakob geweiht ist, in der der Renaissancestil mit
der Spätgotik verschmilzt. 1431 wurde mit dem Bau begonnen, 1535
erst vollendet und sogar 1555 erst eingeweiht. Darum ist es auch
architektonisch sehr bedeutend. Vor allem das Tonnengewölbe aus
freitragenden Steinplatten, ohne verarbeiteten Mörtel ist von
besonderer Wertigkeit, dazu dieser weiße, ja glänzende Marmor und
Kalkstein. Einen Glockenturm gibt es nicht. Daneben befindet sich der
Bischofspalast. Durch einen Gang kann man direkt zur Uferpromenade
gelangen. Nur die Stufen hinunter laufen und schon begegnet einem das
Meer. Der Rektorenpalast nebenan beherbergt heute das Stadtmuseum.
Auf einer Treppe an der Seite des Platzes setzen wir uns erst einmal.
Inklusive dem Eis, das wir uns vorher gekauft haben. Wir lassen das
Ensemble auf uns wirken. Schauen und Schauen, nach links, nach rechts
und entdecken kleine Details an den Gebäuden. Vor allem an der
Fassade der Kathedrale entdecken wir Skulpturen und Figuren. Hinein
gehen wir nicht, sehen keinen Sinn darin für ein katholisches
Gotteshaus, welches der Allgemeinheit gewidmet ist, Eintritt zu
zahlen. Gegenüber der Kathedrale liegt die Stadtloggia. Das
prächtige Rathaus der Stadt. Speziell die Arkaden sind ein
Hingucker. Im Zweiten Weltkrieg fiel es den Bomben, Granaten zum
Opfer, wurde aber wieder nach dem Original aus dem 16. Jahrhundert
aufgebaut. Im Erdgeschoss lädt ein schmuckes Restaurant zum Essen
ein. Der Platz zwischen Stadtloggia und Kathedrale, der Platz der
Kroatischen Republik soll einer der schönsten Kroatiens sein.
Eingerahmt von Kathedrale, Stadtloggia und den dahinter- und
umliegenden Häusern und Gebäuden bildet es ein wundervolles
Fotomotiv.
Wir laufen die Kralja Tomislava eine
Weile geradeaus. Links und rechts zweigen verwinkelte Gassen ab.
Durch einer dieser unzähligen erreichen wir die gotische
Franziskanerkirche. Das älteste kroatische Schriftstück in
lateinischer Sprache, das „Sibeniker Gebet“, soll hier beherbergt
sein. Kein spektakuläres Bauwerk. Es geht weiter, die engen Gassen
bergauf, die Altstadt breitet sich am Hang aus. Fast ein kleines
Labyrinth. Die meisten Häuser sehen sich zum Verwechseln ähnlich.
Endlos verlaufen kann man sich allerdings nicht.
Das Theater liegt am nordöstlichen
Punkt der Altstadt, ist zugleich kultureller Mittelpunkt. Vom Theater
laufen wir weiter. Zweigen dort ab, wieder in die andere Gasse, immer
im Zick-Zack-Kurs. Vielleicht einmal im Kreis. Gut möglich. Die
Orientierung zu behalten ist gar nicht einfach. Die Häuser sind
teilweise mit Blumenkästen bunt und frisch dekoriert. Dieser
südländische Charakter ist sehr charmant.
Auffällig, wie im gesamten kroatischen
Raum, sind die vielen, vielen, vielen und nochmals vielen Kirchen im
Stadtkern, zusätzlich zu diesem über alles schwebenden Monument der
Kathedrale. Sie sind nahtlos in das Straßenbild integriert.
Teilweise sind es kleine Kapellen, die sich nur durch die typische
Form eines christlichen Gotteshauses oder durch das Kreuz auf dem
Dachgiebel erkennen lassen.
Inmitten der mit den kleinen
Stadthäusern bebauten Gassenzügen gibt es ein Kleinod. Eine Oase
der Ruhe und Erholung. Ein ehemaliger mittelalterlicher
Klostergarten. Der einzige seiner Art in Kroatien. Der Garten ist
nach einem bestimmten Schema angelegt, typisch und bekannt aus dem
Mittelalter. Der Brunnen ist das Zentrum,ein Kreuzweg, einfache
Parterregestaltung mittels kleinen Bäumen sind die strukturellen
Merkmale. Ein grüner Garten mit farbenprächtigen Blüten der
gängigen Schnittblumen. Welche das im Detail waren, es sei mir
vergönnt, das ist nicht mein Metier. Rosen in den verschiedensten
Farben waren dabei. Diverse Kräuter wachsen. Wunderschön ist es
hier. Dazu diese Stille, diese Entschleunigung, die diese innerliche
Beruhigung in uns auslösen. Im angrenzenden Cafe kann man sich bei
Kaffee und Kuchen etwas Gutes tun.
Nach einigen Treppenaufstiegen gelangen
wir zu Festung St. Michael. Jene, die vom Promenadenufer aus all den
Häusern am Hang herausragte. Zwei Eingänge gibt es zu der
vermutlich im 15. bis 17. Jahrhundert erbauten Festung. Einer ist auf
der Nordseite, der andere am Friedhof St. Ana. Die Festung steht
stellvertretend für eine durchaus lange Geschichte der Gegend um
Sibenik. Im 11. Jahrhundert wurde das Kastell erstmals in
Zusammenhang mit dem kroatischen König Kresimir IV. erwähnt. Im
Laufe der Zeit kämpfen verschiedene Herrschaften um den Besitz
dieser gedeihenden Stadt. Erst die Venezianer im 12 Jahrhundert,
danach die Ungarn und die Byzanten abwechselnd. Ab dem 15.
Jahrhundert stand es erneut unter der Herrschaft der Venezianer, bis
zum Jahre 1797. Der Handel blühte in der globalen Welt in jener Zeit
.Es entwickelte sich zu einem bedeutenden historischen und
kulturellen Zentrum mit prägenden Denkmälern. Maler,
Schriftsteller, Historiker, Architekten wirkten mit ihrer
Schaffenskraft im Sinne des Humanismus und der Renaissance. Mit
Beginn des 18. Jahrhundert gehörte man zum
österreichisch-ungarischen Kaiserreich, bis zum zweiten Weltkrieg.
Puh, ein schneller Abriss trockener Eckdaten.
Von hier oben hat man einen
sensationellen Blick in die Ferne. Über die Ziegeldächer der
Altstadt hinweg auf das Wasser, auf das Meer, auf die Inseln.
Atemberaubend im Glanz der Sonnenstrahlen.
Die Inselwelt vor Sibenik ist besonders
bemerkenswert. Mit mehr als 300 Inseln und kleinsten Eilanden wird
das deutlich unterstrichen. Die meisten sind unbewohnt. Speziell der
Nationalpark Kornati mit seinem Archipel ist äußerst reizvoll.
Gerade für Fans von Segelturns ist das ein wahres Paradies.
Tauchkurse werden ebenfalls angeboten.
Sibenik wird gern als Ausflugsziel aus
den umliegenden Ferienorten angesteuert. Auch die Touristen aus dem
80km nördlich gelegenen Zadar oder Trogir und Split, welche südlich
zu finden sind, besuchen die Stadt mit der berühmten Kathedrale.
Sightseeingtour eben.
Strände, also richtige Badestrände,
gibt es innerhalb des Stadtgebiets nicht sonderlich viele. Der
schönste Strand ist die Solaris-Landzunge, 6km von Sibenik entfernt.
Eine wahre Erlebnis-Anlage. Ein kleines Dorf in sich. Hotel,
Campingplatz, Wasserspaßpark mit Rutsche und Monsterdusche und
natürlich ein Strand gehören dazu. Künstlich angelegter
Kieselstrand. Angenehm an der Füßen. Alles wie aus dem Ei gepellt.
Klar, dass hier zu 90% Deutsche ihren Urlaub verbringen. Stunden vor
unserem Stadtbesuch Sibeniks haben auch wir uns ein Sonnenbad
gegönnt. Auf jeweils eine der Liegen, die eigentlich nur für die
Hotelgäste gedacht sind, haben wir es uns bequem gemacht, ohne
schlechtes Gewissen. Unverschämt. Den Kinderlärm nahmen wir dafür
gern in Kauf. Auch wenn der ursprüngliche Reiz der kroatische Küste
nicht mehr vorhanden war. In dem Moment war uns das aber egal.
Plötzlich war in der Ferne aufsteigender Rauch zu sehen. Waldbrand.
Kein Wunder bei dieser trockenen Hitze. Der kleinste Funke reicht.
Die Löschflugzeuge fliegen schon heran, laden ihr Löschwasser über
der Brandstelle herab. Natürlich wird das zum Schauspiel. Heiß und
lautstark wird über diesen Vorgang diskutiert. Jedes Detail wird
kommentiert. Lautstark. Tja, so sind sie, die Deutschen. Daraufhin
flüchten wir einige hundert Meter weiter. Nicht mehr erträglich.
Sonst ist Sibenik mit seinen 46000
Einwohner eine normale, mittelgroße Stadt im norddalmatischen Raum,
gelegen an der kanalartigen Einmündung des Flusses Krka in die
Adria. Außerhalb der historischen Mauern findet das alltägliche
Leben statt. Die Menschen leben in ihren Häusern oder den übrig
gebliebenen Plattenbauten, gehen ihrer Arbeit nach, sofern sie in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Stelle haben, besorgen in den
Supermärkten und Einkaufszentren ihren Tages- oder Wocheneinkauf.
Sie leben ihr Leben, wie wir auch. Nur haben sie das Meer an ihrer
Seite.
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