Seit einem Jahr sind diese Stars der
Szene beim Auftakt der Winter-Weltcupsaison in Klingenthal zu Gast.
Ein stimmungsvoller Auftakt. Nicht mehr diese Zuschauerarmen, tristen
ersten Springen im europäischen Norden.
Die Vogtland-Arena im sächsischen Klingenthal. Am westlichen Rand des Erzgebirges. Direkt an der Grenze zu Tschechien. Seit jeher wird die Tradition des Winterports in der 9000-Einwohner-Stadt groß geschrieben. Und das seit 1929. Eine Schanze gab es früher, von den 60er bis zum Ende der 90er Jahre, am benachbarten Aschberg. Damals fanden dort die Weltcupspringen des Internationalen Skiverbandes statt. Heute ist es die Vogtland-Arena, eine der modernsten Großschanzen der Welt. 2005 wurde sie fertiggestellt. Über 145m kann auf ihr gesprungen werden. Das grenzt fast an Fliegen.
Die futuristische Architektur des 30m hohen Schanzenturms ist „vom Tal“ aus sehr beeindruckend. Die oberste Aussichtskapsel schwebt förmlich. Durch die Glasfront können die Athleten hinunter auf die ihnen zu jubelnden Fans schauen. Der längliche Kampfrichterturm steht dem in nichts nach.
Ihre Bereitschaft und ihr Einsatz wird
belohnt. Das Wetter spielt mit. Kein starker Wind, kein Schneeregen.
Optimale Bedingungen für ein faires Springen. Im letzten Jahr hatte
man in dieser Hinsicht Pech.
Noch hängt der Nebel im Tal der
Vogtland-Arena. Der Schanzenturm ist nicht erkennbar, er ist umhüllt
von dichtem Nebel. Knackig frisch ist es, warme Kleidung ist Pflicht.
Die Zwiebeltechnik bewährt sich. 30 Euro kostet der Eintritt pro
Tag, Kombitickets gibt es auch. An der Tageskasse geht es
schnurstracks voran.
10.15 Uhr ist der erste Probedurchgang
angesetzt. Der findet statt, sind aber selbst nicht ganz pünktlich.
Nicht so schlimm, nur die Ruhe vor dem Sturm. Manche der Favoriten
springen oftmals gar nicht.
Inzwischen ist der erste
Durchgang im Gange. 50 Springer. Eine fantastische Atmosphäre. Die
beiden Moderatoren haben sich im Vorfeld als Stimmungskanone
erwiesen. Jeder wird bejubelt. Schwarz-Rot-Gold – Team Germany
natürlich noch euphorischer. Die Fahnen schwenken, die Rasseln
rasseln, die Tröten sind lautstark im Einsatz. Jedes Mal ein wahres
Fahnenmeer aus deutschen, polnischen, tschechischen, norwegischen und
grünen Fahnen mit der Aufschrift „So geht sächsisch“. Sie gab
es kostenlos am Eingang, dementsprechend oft werden sie geschwenkt.
Der Nebel ist verzogen, die Sonne kommt
hervor, strahlt uns direkt ins Gesicht. Angenehm.
Die Athleten bereiten sich vor ihren
Holzhütten, direkt neben dem Schanzenauslauf, auf den Finallauf vor.
Warmmachen, Konzentrieren. Der Zuschauer ist hautnah dabei, kommt
sogar mit ihnen in Kontakt. Das ist besonders. Eine fast schon
familiäre Atmosphäre.
Kurze Verschnaufpause. Aufwärmen im
Zelt. Dazu ein Glühwein und eine Roster. Danach geht es wieder
hinaus in die Arena. Der zweite Durchgang ist bereits im Gange. Der
Star der Szene der vergangenen Jahre, Gregor Schlierenzauer, ist weit
von seinen Bestleistungen entfernt. Mehr als für eine Platzierung im
Mittelfeld reicht es nicht. Seinem Landsmann Kofler, immerhin
Vierschanzetournee- und Olympiasieger, geht es nicht anders. Auch
Severin Freund hat nicht die beste Tagesform erwischt. Macht nichts,
die Form wird kommen.
Es wird spannend. Die besten des ersten Durchgangs stehen oben am Backen. Nun entscheidet sich der Sieg. Sprünge über 140m sind nicht mehr zu erwarten. Die Thermik im Hang ist nicht mehr da. Nur der Tscheche Roman Koudelka behält die Nerven. Schiebt sich Platzierung um Platzierung nach vorn. Nun Andreas Wellinger., das neue Milka-Gesicht nach dem Abtritt von Martin Schmitt. Noch einmal schreit die gesamte Arena „Ziiiieeeeeehhhhhhh“ nach oben. Die Fahnen wehen, die Rasseln und Tröten toben. Elegant landet er, bekommt gute Noten. Doch es reicht nicht, am Ende ist es ein respektabler 3. Platz. Die Zuschauer jubeln trotzdem. So ist Sport. Die Tschechen neben uns ganz besonders. Ihr Landsmann hat triumphiert.
Ein grandioser Skisprungwettkampf ist nun zu Ende. Beste Werbung für diesen Sport. Beste Werbung für Klingenthal, das durch die allgemeine Präsenz in den Medien, der Wettkampf wurde in vielen Ländern live übertragen, positiv für Aufsehen sorgt. Schlussendlich muss der Veranstalter entscheiden, ob man jährlich das Risiko einer defizitären Veranstaltung in Kauf nehmen will. Für die Region ist es von enormer Bedeutung.
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