27 Oktober 2014

Den Ort kennt keiner – Aber die Walhalla



Ein Bauwerk der Huldigung, der Lobpreisung und des Gedenken an das Geleistete und Geschaffene für unsere Nachwelt. All die klugen und genialen Köpfe, die Großes geleistet haben. Mit ihrem Denken, ihrem Schaffen und ihrem Erfindungsreichtum prägten sie die Nachwelt nachhaltig. Deutsche haben Revolutionäres geleistet.

Die Rede ist von der Walhalla. Ein wahrer Prunkbau. Er thront über der Donau, ist aus der Ferne schon weithin sichtbar. Sie ist nach Walhall benannt. Das kommt aus der germanischen Mythologie und galt dort als Wohnstatt der tapferen, gefallenen Krieger. Ein Indiz auf die Entstehungsgeschichte dieses prestigereichen Bauwerks. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war nach der Niederlage gegen Napoleons Truppen zusammengebrochen. Nun müssten sie an der Seite der Franzosen gegen die Preußen kämpfen. Besiegte Deutsche gegen unbesiegte Deutsche. Eine Erniedrigung für viele. Es begann eine Zeit der Identitätssuche. Was folgte war die Errichtung deutscher Denkmäler, die ihrem Stolz Ausdruck verleihen. König Ludwig I. von Bayern wollte das vehement mit der Walhalla.
1807 entstand die Idee, die ersten Büsten wurden angefertigt. Der Bau war noch nicht einmal begonnen. Diese vollplastischen Bildnisse aus Marmor, die meist den Kopf und der oberen Schulterpartie darstellen, verleihen eine majestätische Wertschätzung. Ideal für die Ruhmeshalle auf dem Bräuberg. Geniale Persönlichkeiten stehen im Falle der Walhalla besonders im Mittelpunkt.

19 Oktober 2014

Nachts um 1 Uhr bei Regen - es fehlen 11 Euro auf der Tauern-Autobahn!

Es ist der Albtraum jeden Autofahrers auf dem Reiseweg. Genau das, was man vermeiden will. Mautstation. Ich glaube, jeder Deutsche hasst diese "Gebühr". In Österreich, Frankreich, Italien oder Kroatien sind sie gang und gebe. Wir sind auf der Rückreise von Kroatien in Richtung Heimat. Mautstation um Mautstation passieren wir. Alles kein Problem. Die letzten Kuna gehen dafür drauf, alles so durchgeplant. In Slowenien kaufen wir uns die Vignette, für Österreich haben wir sie bereits. Soweit alles in Ordnung. Doch das heißt nicht, dass wir nicht noch Geld entlöhnen müssen. Der Karawankentunnel, der Österreich und Slowenien miteinander verbindet und in dessen Mitte wir die Staatsgrenze beider Länder passieren, ist ebenso zahlungspflichtig. Mit einer stinknormalen Geldkarte überhaupt kein Problem. Danach kommt das Übel. Die Tauern-Autobahn ist mautpflichtig, zusätzlich zur Vignette, die man so schon entrichten muss. Es ist in der Nacht um 1 Uhr. Es schüttet aus Eimern.

18 Oktober 2014

Nichts gelernt - die zweite Posse

Grenzen sind unterschiedlich, im Überqueren und Passieren. Die einen werden ausgiebig kontrolliert, die anderen sporadisch und die der EU-Mitgliedsstaaten gar nicht. Bosnien wird kontrolliert, jeder der einreist wird mit seiner Personalausweisnummer im System identifiziert und registriert, mehr nicht. Dem Land gehören knapp zehn Kilometer Küstenabschnitt des adriatischen Mittelmeers. Eingeklemmt beiderseits von den Kroaten. Heikel. Um ins südliche Dubrovnik zu gelangen, muss man durch dieses Gebiet durch. Das ist die kürzeste und schnellste Strecke. Das heißt zweimal Kontrolle. Hinein ins Land, heraus aus dem Land, innerhalb von 20 Minuten. Das Gebäude ist erst vor einigen Jahren errichtet worden. Modernen Charakter besitzt es, keine fast zusammenfallende Hütten oder Container. Alles ist hell beleuchtet, den Hinweisschilder kann man leicht folgen. Die ganze Anlage wurde in die steile Küstenlandschaft hinein betoniert.
 

17 Oktober 2014

Vorbeifahren ist schlecht! - An der slowenisch-kroatischen Grenze

Wir überqueren Staatsgrenzen in unserer heutigen Zeit problemlos, in Europa sogar ohne Grenzkontrollen bei Mitgliedsstaaten der europäischen Union, ein absolutes Privileg und ein unheimlicher Vorteil.
Wir sind auf dem Weg nach Kroatien, die Landesgrenzen von Österreich und Slowenien haben wir ohne Schwierigkeiten überquert. Dem Schengener Abkommen sei Dank. Kroatien nicht, die Schlange an der Grenzstation ist übersichtlich, es geht rasch voran. Wir überqueren den Übergang Rupa. Der, den alle Urlauber passieren müssen, wenn sie in das südliche Kroatien fahren wollen. Stopp and go, stopp and go. Wir haben unsere Reisepässe schon einmal parat. Der Personalausweis ist abgelaufen bzw. nicht auffindbar. Dem Kontrolleur kommen wir näher und näher, fast alle werden durchgewunken. Jetzt sind wir an der Reihe.

16 Oktober 2014

Stürmisches Senj (Teil 17)


  


Der letzte Ort, die letzte Station auf unserer insgesamt neuntägigen Reise. Senj, direkt am Meer gelegen. Es ist stürmisch, der Wind pfeift. Er Peitscht über das Wasser hinweg. Das Meer ist in Bewegung, die Wellen nehmen zu. Unsere Kopfbedeckung müssen wir mit beiden Händen festhalten.

Senj liegt eigentlich sehr idylisch. Direkt am Meer gelegen, die zwischen Rijeka und Zadar gelegene 7000-Einwohner-Stadt wird vom Hinterland durch das Gebirge des Velebit vom Hinterland abgetrennt. Unsere Route nach Senj führte uns über den Vratnik, einem 700m hohen „Bergpass“. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt im Tal, im Hintergrund liegt das Meer. Die vorgelagerten Inseln, die die kroatischen Küstenregionen von Nord nach Süd prägen, sind ebenfalls zu sehen. Eine grüne, baumreiche Vegetation prägt die Umgebung rund um den Berg, den Gebirgszug des Velebits überhaupt.

15 Oktober 2014

Naturspektakel der Superlative – Ohne Übertreibung (Teil 16)

Morgens 9 Uhr bricht der Tag für uns an. Im Supermarkt Lidl, was sonst, holen wir uns Leckeres zum Beißen. Der Magen ist nämlich noch leer. Ein Baguette, etwas Aufschnitt und Kekse. Nach dieser Stärkung fahren wir die nächste Stunde, rund 60 Kilometer, zu den Plitwitzer Seen. Die Wegstrecke dorthin wird holpriger als gedacht. Auf der hügel- und kurvenreichen Route durch das Karstgebiet Mittelkroatiens reiht sich Baustelle an Baustelle. Nicht vergleichbar mit denen in Deutschland. Bei uns ist es so, dass erst eine Fahrbahnseite fertig gestellt wird, danach folgt die andere. Logisch, um die Straße nicht komplett sperren zu müssen. Das kroatische Verständnis ist dagegen konträr. Sie sanieren die Straße komplett, tragen den gesamten Asphalt ab, walzen daraus eine Schotterpiste und schicken die Autofahrer während der Bauphase über diese Piste mit dicken Steinen, fast schon Gesteinsbrocken. Staub wird meterhoch aufgewirbelt, dass man zwischenzeitlich denkt, man befindet sich mitten im Sandsturm. Dementsprechend dreckig ist das Fahrzeug hinterher. Das geht über 10 Kilometer so. Von Abschnitt zu Abschnitt. Am Ende lassen sie uns noch über frisch geteerten Asphalt fahren. Das Kleben der Reifen ist im Cockpit förmlich spürbar. Die Arbeiter schauen uns mit schiefen Augen an. Wahnsinn. So verschiedenen sind die Ansätze. Bei uns wäre das undenkbar.

14 Oktober 2014

Grün, Grün, Grün – Vorher ungeahnt (Teil 15)


 
 
Kroatien ist mehr als nur Küste und Meer. Ein Blick ins Landesinnere ist ebenso reizvoll. Das Land ist trotz der südlichen Lage und der hohen Temperaturen sehr grün und in der Vegetation sehr vielfältig. Das hätten wir vorher nie geahnt. Immer nimmt man nur die felsigen Küstenabschnitt von Nord nach Süd wahr. Ein Gebirge durchzieht einen großen Teilen das Land. Es schneidet das Landesinnere von den Orten an der adriatischen Küste regelrecht ab. Das riesige Velebit-Gebirge. Eine grüne Oase Kroatiens.

Der Velebit erstreckt sich über satte 145km Länge und 10 bis 40km Breite, ist Teil der Dinariden. Übersetzt ins Deutsche heißt es „Großes Wesen“. Treffend. Von Karlovac, dem Ort an der adriatischen Küste, geht es hinauf. Vom Meeresspiegel auf 920m, innerhalb von 10km. Die Vegetation ist unten karg. Bäume und Pflanzen wachsen nicht wirklich. Das heiße Mittelmeerklima lässt das nicht zu. Trockenheit und Hitze sind deren Killer. Die Straße führt uns steil hinauf. Der „2er-Golf“ hängt uns im Genick, hält locker Anschluss. Oben angekommen, am Velebit Susanj, einem Passübergang ins Landesinnere, ist es saftig grün. Es keucht und fleucht. Die Vegetation ist vielfältig. Laub-und Mischwälder, Wiesenfelder, Sträucher und Gewächse prägen das Bild vor unseren Augen. Mitteleuropäisch. Wie die Pflanzenwelt hat sich auch das Klima geändert. Der Velebit bildet eine Wetterscheide. Mittelmeerklima und Gebirgsklima. Von 30 Grad auf nur noch die Hälfte, 16 frische Grad zeigt das Thermometer des Autos an. Also Jacke anziehen. Der Wind tut sein Übriges hinzu, es pfeift ordentlich hier oben. Ich steige eine Treppe aus Granitgestein hinauf. Oben am Ende steht aus dem gleichen Material ein Quader. Ein Denkmal an die tausenden von getöteten Menschen während des zweiten Weltkrieges. Die faschistischen Gedanken hatten leider auch im damals diktatorischen Regime ihren festen Platz. Dementsprechend wurden Juden, Serben und Andersdenkende gefangen genommen, gefoltert und getötet. Grausam, immer wieder.

13 Oktober 2014

Pag - Vom Süden in den Norden (Teil 14)



Pag. Mit Krk ist sie die bekannteste Insel Kroatiens. Eine Urlaubsinsel. Besonders der Norden ist bei Reisende sehr beliebt. Für die Partygeneration ist der Strand von Zrce das südosteuropäische Mekka für Feierwütige. Eine Insel mit vielen Facetten. Wir entdecken sie.
Pag ist einer der größten Inseln im adriatischen Mittelmeer, die fünftgrößte um exakt zu sein. Mit einer Länge von knapp 50km und einer gesamten Küste von circa 300 Kilometer bestätigen das harte Fakten. Insgesamt bewohnen 8400 Menschen das Eiland.

Von Zadar sind es ungefähr 40km bis Pag. Es geht durch buschiges Hinterland. Der Übergang vom Festland zur Insel ist fast fließend. Über eine Brücke,gestützt von Eisenträgern, erreichen wir das Eiland, seit 1968 übernimmt sie die Funktion der Verbindung zum Festland. Vegetation ist am südlichsten Zipfel nicht wirklich vorhanden. Eine karge Fels- und Steinlandschaft prägt das Bild. Nicht einmal Sträucher oder Büsche wachsen. Einöde. Man hat das Gefühl, dass es eine künstlich erschaffene Insel ist. Kein Leben, keine Zivilisation. Die gut ausgebaute und zu befahrene Straße führt uns in Richtung Pag. Pag-Stadt. Sie hat den Namen der Insel und ist gleichzeitig deren Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin, wird die Fauna und Flora lebendiger. Grün mischt sich in die Landschaft. Olivenbäume, Sträucher und Gräser sind vermehrt zu sehen. Kleine Siedlungen durchfahren wir. Verwunderlich, dass es Menschen gibt, die in dieser Abgeschiedenheit leben. Nahe Pag beginnen die Salinen. Die Salzgärten gehören zu den größten und ältesten des Landes. Bereits im 12. Jahrhundert wurden sie erstmals in Aufzeichnungen erwähnt. Jodisches Meersalz wird aus ihnen gewonnen. Ein typisches Produkt Pags und heute noch wichtiger Wirtschaftszweig.

12 Oktober 2014

3000 Jahre Zadar (Teil 13)

 
 

Die Region um Zadar ist wohl eine der beliebtesten Urlaubsziele Kroatiens. Das Gefühl, dass jedes zweite Auto ein deutsches Kennzeichen besitzt, täuscht nicht. Mit dem nördlichen Istrien bietet es sich jährlich einen Wettbewerb um die Touristen.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Entwicklung der Hafenstadt zum Fremdenverkehrsort an der Adria. Heute ist Zadar ein Zentrum dieser Art in Kroatien.
Die Stadt im norddalmatischen Raum umfasst heute immerhin 75000 Einwohner. Der Tourismus bietet Ihnen ausreichend Arbeitsplätze. Die Menschen sind von diesem Wirtschaftszweig natürlich abhängig, das alte Thema. Trotzdem bringt es ihnen einen gesunden Lebensstandard und Wohlstand. Das ist das Wichtigste.
Der Check-In über das Internet gebuchte Hotelzimmer ist etwas konfus. Nicht das Einchecken, auch nicht das Hotel, das war sehr schick, sogar mit Pool. Das Zimmer war sehr komfortabel, wir bekamen mit stolzer Ankündigung ein Zimmer mit Balkon. Nur war der Preis eher das Problem, es herrschte keine Einigkeit darüber. Die Mitarbeiterin wollte uns 20 Euro mehr, als im Internet über booking.com angeboten und gebucht, abknöpfen. Es dauerte bis sie die Buchungsmail im System fand. Erst stürzte der Computer ab, dann funktionierte das WLAN nicht, welches so oder so nicht bei uns ging. Man zweifelt ja fast schon an sich selbst, obwohl wir uns hundertprozentig sicher waren. Doch irgendwann fand sie die Bestätigung. Wir hatten Recht. Eine Entschuldigung für die kleine Unannehmlichkeit erhielten wir, schob es aber weiter auf die Angestellte. Naja, seis drum. Kurz duschen, frisch machen und ab in die Stadt. Die ist circa 3 bis 4km Fußweg entfernt, also eine Dreiviertelstunde. Das Auto ist das geeignetere Hilfsmittel zu angebrochener später Stunde.

Zadars Altstadt ragt auf einer Halbinsel ins Meer hinein. Die breite und wuchtige Stadtmauer fällt von außen sofort ins Auge. Durch mehrere Tore wird sie durchbrochen und man gelangt so in die venezianisch geprägte Altstadt. Wir gehen über die lange Fußgängerbrücke, beleuchtet mit grellem Licht aus großen Leuchtröhren. Wenig venezianischer und historischer Charme. Das ändert sich auf der anderen Seite mit dem Einritt in den historischen Stadtkern . Das Straßenbild ändert sich schlagartig. Historisch, voller Charme, attraktiv und sehenswert sind die spontan treffenden Attribute.
Außen findet das einfache Leben dort statt. Mehrparteienhäuser, Geschäftsgebäude bestimmen die Szenerie unmittelbar am Festlandufer. Auch das ändert sich. Schnucklige Einfamilienhäuser haben die Überhand. Von Plattenbauten ist nicht übermäßig viel zu sehen. Fast schon Vorstadtcharakter. In den Balkons und Vorgärten hängt die Wäsche zum Trocknen. Die Motorroller knattern durch die Straßen. Die Bewohner gehen ihrer Arbeit nach, kommen von ihr nach Hause, lassen den Tag gemütlich ausklingen. Das südländische Flair macht sich auch in Zadar bemerkbar.
Innen, im Stadtkern, ist es fast umgekehrt. Es ist ganz schön Trubel. Die Touristen schlängeln sich durch die engen Gassen. Körper an Körper. Wahre Krebse sind unter ihnen. Durch das ganztägige Sonne und das nachlässige Eincremen mancher ziehen sie ihre Haut in Mitleidenschaft. Hautkrebs ole. Ich mache es aber nicht anders.
3000 Jahre History
Wir erreichen geradewegs den Volksplatz, zugleich einer der Mittelpunkte des öffentlichen Lebens.
Das Rathaus und das Renaissancegebäude der Stadtwache sind an jenem, insgesamt kleinen Platz beheimatet. An der Südseite des Platzes vervollständigt eine Loggia das stimmige Bild. Da kann man es sich getrost auf den Stühlen des ansässigen Restaurants bequem machen und sein Abendessen in charmanter Atmosphäre dort genießen. Tun auch einige.
Unser Magen hat sich auch schon zu Wort gemeldet. Das Letzte haben wir am späten Mittag gegessen. Jetzt ist es 21 Uhr. Daher ist es an der Zeit das Problem aus der Welt zu schaffen. In einem kleinen Innenhof in einer der verwinkelten Gassen werden wir fündig. Ruhig, abseits vom Trubel, stilvoll eingerichtet und kroatisch. Bei einer Grillplatte lassen es wir uns gut gehen.
Zurück in die Touristentraube auf die Flaniermeile namens Kalelega. Alle Gebäude wurden während des 2. Weltkrieges zerstört. Das merkt an. Zwar hat man versucht, die Ursprünglichkeit aus alten Tagen wiederherzustellen, gelungen ist das nur teilweise. Der Charme eines südländischen und kroatischen Küsten- und Touristenort geht nicht verloren. Links und rechts haben sich Modegeschäfte angesiedelt. Darunter die typischen Ketten, jedoch auch kleine und individuelle Boutiquen. Blickt man nach vorn, sticht einem das offizielle Wahrzeichen des Altstadtkomplexes ins Auge, die St. Donatius-Rundkirche. Benannt nach dem dem gleichnamigen Bischof aus dem 15. Jahrhundert, der für ihren Bau verantwortlich war. Ihr 27m hoher Glockenturm ragt in den Himmel und ist daher gar nicht zu übersehen. Keine Kathedrale, kein Dom, keine Basilika. Eine Kirche, trotzdem ist sie ein sehr repräsentatives Gotteshaus, wie üblich bei den Katholiken. Heute ist sie durch ihre klangvolle Akkustik ein beliebter Veranstaltungsort für Sommerkonzerte. Die Kirche wurde auf den Fundamenten eines alten römischen Tempels gebaut. Davon sind noch einige Mauerreste und Säulenfragmente neben der altkroatischen Kirche zum Anfassen zu sehen. Wir befinden uns am zentralen Hauptplatz Zadars. Forum heißt dieser. Der Name orientiert sich dabei an der römischen Bezeichnung für die wichtigsten Bereiche, auf denen sich das öffentliche Leben abspielte. Ein Indiz für die lange Geschichte Zadars. 3000 Jahre kann nicht jeder vorweisen. Die erste Siedlung entstand im 4. Jahrhundert, im Zeitalter des Stammes der Liburnen. Die Römerzeit ist heute noch sichtbar, das macht das Forum ganz deutlich und man war kein kleiner Fisch. Das symmetrische Straßennetz, Befestigungsanlagen, Tempel und Thermen wurden allesamt gebaut. Man erhielt den Status einer Kolonie römischer Bürger zu sein. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert wechselten sich die Besitzer ab. Mal die Kroaten, mal die Ungarn und dann mal wieder die Venezianer. Jeder durfte sich austoben. Endgültig kauften die Venezianer Dalmatien Anfang des 15. Jahrhundert. Zadar wurde zur Festung ausgebaut und damit zu einem Handels- und Verwaltungszentrum erhoben. Unter österreichischer Herrschaft war Zadar Hauptstadt des Königreiches Dalmatien. 3000 Jahre Geschichte voller Bedeutung. Gewaltig. Das spürt man sofort auf dem Platz.
Ebenfalls an dem zentralen Stadtplatz ist die Kathedrale der Heiligen Anastasia angesiedelt. Sie ist nach der Schutzheiligen der Stadt geweiht. Es ist die größte ihrer Art in Dalmatien. Ihr heutiges romanisches Aussehen erwarb sie im 12. Jahrhundert. Doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Ein drittes Gotteshaus gibt es noch. Die Basilika der Heiligen Maria. Es ist nicht so, dass sie nur eine kleine Kirche oder eine Kapelle ist. Nein, nein. Je größer, desto besser. Ein dreischiffiger Kirchenbau im frühromanischen Stil, das im 10. Jahrhundert errichtet wurde. Wieder dieser hohe Glockenturm. Es wird geglotzt, nicht gekleckert. Ich finde es übertrieben. Es ist nicht gegen den Glauben an sich gerichtet, nur gegen den praktizierten Protz. Etwas Demut schadet an manchen Stellen nicht. Meine subjektive Meinung.
Im direkt angrenzenden ehemaligen Benediktinerinnenkloster wird die Dauerausstellung „Gold und Silber von Zadar“ gezeigt. Verschiedene Objekte, extrem wertvoll, der Kirchenkunst stammen teilweise aus dem 8. Jahrhundert. Darunter Kelche, Stickereien, Skulpturen, Wandteppiche, Schriftstücke oder Reliefs als Beweis aus vergangenem Reichtum. All das wurde von den Benediktinerinnen geschützt und aufbewahrt, überstand so die kriegerischen Phasen über die langen Zeiträume. Das ist fast einzigartig in Europa.
Eine Touristenattraktion an diesem historisch bedeutenden Platz ist noch zu erwähnen. Das Archäologische Museum, unmittelbar in Nachbarschaft zu den eben genannten Sehenswürdigkeiten, dokumentiert die Entwicklung der Region um Zadar von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Mehr als 80000 Exponate werden ausgestellt. Für das Besucherhirn kaum greifbar. Ist nicht unser Thema. Daher besuchen wir es nicht. Zu spät ist es außerdem.
Das Meer können wir schon sehen. Klar, dass es uns die wenigen Metern dorthin zieht. Die Faszination ist zu groß. Wir könnten stundenlang hinausschauen.
Mittlerweile dämmert es, die Lichter gehen an und beleuchten kunstvoll historische und sehenswerte Bauwerke.
Unser Highlight Zadars
Die Menschen strömen zur Meeresorgel. Für mich stellt sie die Attraktion Zadars dar, trotz der Massen an Leuten ist es ein Ort der Entspannung, speziell in den Abend- und Nachtstunden. Durch Wellenbewegungen des Meereswassers wird Luft in die betonierten Orgelpfeifen gepresst und dadurch entstehen klangvolle Töne, je nach Wellengeschwindigkeit oder Größe der jeweiligen Pfeifen. Ein Architekt namens Nikola Basic hat dieses kunstvolle Instrument erschaffen. Ein genialer Typ. Wir setzen uns auf die zahlreich vorhandenen Stufen, schauen auf das Meer hinaus, sehen in der Ferne die Lichter der gegenüberliegenden Insel und hören die beruhigenden Töne der Meeresorgel zu. Eine entspannende Atmosphäre. Automatisch vergehen die Minuten ohne das man sie registriert. Ideal für Romantiker, für verliebte Pärchen. Aber auch für diejenigen, die das nicht sind. Jedem beschleicht in diesem Moment ein Gefühl der Glückseligkeit.
Nebenan sorgt eine weitere Attraktion für Furore. Geniale Lichteffekte geben bei Eintritt des Sonnenuntergangs ein eindrucksvolles Spektakel ab. Lichtelemente setzen in verschiedenen Farben gleichzeitig oder abwechselnd ein. Wirklich futuristisch. Je dunkler es wird, umso greller, umso bestimmender kommen die Farben zur Geltung. Wir stellen uns punktgenau in die Mitte des 22m Durchmesser umfassenden Kreises. Unter uns spielen die Lichtelemente miteinander, die Farben verändern sich blitzschnell. „Gruß an die Sonne“ heißt es. Wie die Meeresorgel von Nikola Basis geschaffen. Es besteht aus dreihundert mehrschichtigen, kreisförmig angeordneten Glasplatten, ist der Form eines Amphitheaters nachempfunden. Rundherum sind auf Steinwürfeln die Planeten unseren Sonnensystems dargestellt. Von Neptun bis zum Pluto. Beides zusammen ist für uns die Sehenswürdigkeit Zadars. Von der nördlichsten Spitze der Altstadthalbinsel laufen wir die Promenade, die Riva, in Richtung Süden, zum prachtvollen Sitz der Universität der Stadt. 2003 wurde sie erst gegründet, ist also noch recht jung.
Wir laufen durch die Straßen und Gassen der Altstadt. Vorbei an kleinen Kirchen. Unzählige gibt es davon. Viele Restaurants und Bars haben geöffnet. Wir sind pappsatt. Der Bauch platzt bald und dann noch dieser Geruch von Essen. Das kann nicht immer verlockend sein. Trinken wollen wir auch nichts, dafür haben wir keinen Trend mehr. Hotels sind eher selten im Stadtkern zu sehen. Einige Apartments sind ausgeschildert, die sind jedoch nur zu Fuß zu erreichen. Die Hotels mit den 3,4 oder 5 Sternen sind im Nachbarviertel.
Der Fünf-Brunnen-Platz ist ein Zeugnis der alten Wasserversorgung aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist es ein Park, der erste öffentliche in Dalmatien. Eine große Zisterne mit fünf Brunnen wurde aus Schutz vor Angriffen der Türken errichtet. Man musste das Wasser sichern. Ohne Wasser kein Leben. Das gilt bekanntlich heute noch. Bis ins 19. Jahrhundert wurde so die Versorgung gewährleistet. Das Landtor aus venezianischen Tagen grenzt sozusagen die Altstadt von der „Außenwelt“ ab. Es ist der Haupteingang, früher wie heute. Geht man hindurch, steht man inmitten einer grünen Oase. Der Vladimir-Nazor-Park ist der größte seiner Art in Zadar. Er liegt auf der Oberseite der alten Zitadelle. Man hat einen fantastischen Blick auf das gegenüberliegende Festland. Dort, wo die Menschen Zadars leben.
 
Zadar ist das Zentrum Norddalmatiens, in jeder Hinsicht. Kulturell, wirtschaftlich, administrativ. Infrastrukturell ist es perfekt ausgebaut. Direkte Anbindung zur Autobahn, wie eingangs erwähnt, lebt der Ort von den Touristen. Attraktionen gibt es genügend. Überreste der Jahrtausend alten Historie sind nicht zu übersehen, auch wenn mich die Schönheit und das Flair der Stadt nicht vollständig überzeugt. Sie steht im Ranking hinter Split oder Trogir. Nichtsdestotrotz geht es nicht darum. Nicht ohne Grund strömen Jahr für Jahr die Urlauberin die Stadt und den umliegenden Ortschaften. Zadar hat außergewöhnliche Alleinstehungsmerkmale.
Die Nähe zu den Nationalparks Paklenica, Krka, Nördlicher Velebit, Kornaten und den Plitvicer Seen ist so eines. Ganze fünf sind das.Viele schöne Steinstrände machen Lust und Spaß auf bzw. beim Sonnenbaden und Schwimmen im kristallklaren Wasser des adriatischen Mittelmeeres. Darum ist dieses Seebad auch so beliebt, bei tausenden Urlaubern jährlich.

11 Oktober 2014

Sibenik – Ein Ausflugsort im Zeichen der Kathedrale (Teil 12)



Eine ganz normale Stadt an der Adriaküste. Im dalmatischen Raum. Trotzdem wunderschön und sehenswert. Besonders die Altstadt. Sie ist von historischem Rang. Dessen Zentrum ist die Kathedrale St. Jakob. Sie ist von der allmächtigen UNESCO auf ihre Weltkulturerbeliste gesetzt worden.
Trotz dieses wertvollen Stadtkerns ist Sibenik nicht vollgestopft mit Touristen. Im Gegenteil. Die Straßen und Gassen in der Altstadt sind leer. Es herrscht Ruhe und Beschaulichkeit. Nur wenige schlendern mit uns in den frühen Abendstunden zu den Sehenswürdigkeiten. Wir machen einen kleinen Stadtrundgang. Das Auto wird am Meeresufer geparkt. Der letzte freie Platz. Glück gehabt.
Unser Ausgangspunkt ist die Kathedrale, von der Promenade sticht ihrer Kuppel bereits hevor. Ein riesiges Monument. Entworfen hat sie der Stararchitekt Dalmatiens Juraj Dalmatinac. Das Denkmal unmittelbar vor seinem Meisterwerk, von Ivan Mestrovic konstruiiert, würdigt sein Schaffen. Sage und schreibe 96 Jahre dauerte der Bau dieser dreischiffigen Basilika, die nach dem heiligen Apostel Jakob geweiht ist, in der der Renaissancestil mit der Spätgotik verschmilzt. 1431 wurde mit dem Bau begonnen, 1535 erst vollendet und sogar 1555 erst eingeweiht. Darum ist es auch architektonisch sehr bedeutend. Vor allem das Tonnengewölbe aus freitragenden Steinplatten, ohne verarbeiteten Mörtel ist von besonderer Wertigkeit, dazu dieser weiße, ja glänzende Marmor und Kalkstein. Einen Glockenturm gibt es nicht. Daneben befindet sich der Bischofspalast. Durch einen Gang kann man direkt zur Uferpromenade gelangen. Nur die Stufen hinunter laufen und schon begegnet einem das Meer. Der Rektorenpalast nebenan beherbergt heute das Stadtmuseum. Auf einer Treppe an der Seite des Platzes setzen wir uns erst einmal. Inklusive dem Eis, das wir uns vorher gekauft haben. Wir lassen das Ensemble auf uns wirken. Schauen und Schauen, nach links, nach rechts und entdecken kleine Details an den Gebäuden. Vor allem an der Fassade der Kathedrale entdecken wir Skulpturen und Figuren. Hinein gehen wir nicht, sehen keinen Sinn darin für ein katholisches Gotteshaus, welches der Allgemeinheit gewidmet ist, Eintritt zu zahlen. Gegenüber der Kathedrale liegt die Stadtloggia. Das prächtige Rathaus der Stadt. Speziell die Arkaden sind ein Hingucker. Im Zweiten Weltkrieg fiel es den Bomben, Granaten zum Opfer, wurde aber wieder nach dem Original aus dem 16. Jahrhundert aufgebaut. Im Erdgeschoss lädt ein schmuckes Restaurant zum Essen ein. Der Platz zwischen Stadtloggia und Kathedrale, der Platz der Kroatischen Republik soll einer der schönsten Kroatiens sein. Eingerahmt von Kathedrale, Stadtloggia und den dahinter- und umliegenden Häusern und Gebäuden bildet es ein wundervolles Fotomotiv.
Wir laufen die Kralja Tomislava eine Weile geradeaus. Links und rechts zweigen verwinkelte Gassen ab. Durch einer dieser unzähligen erreichen wir die gotische Franziskanerkirche. Das älteste kroatische Schriftstück in lateinischer Sprache, das „Sibeniker Gebet“, soll hier beherbergt sein. Kein spektakuläres Bauwerk. Es geht weiter, die engen Gassen bergauf, die Altstadt breitet sich am Hang aus. Fast ein kleines Labyrinth. Die meisten Häuser sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Endlos verlaufen kann man sich allerdings nicht.
Das Theater liegt am nordöstlichen Punkt der Altstadt, ist zugleich kultureller Mittelpunkt. Vom Theater laufen wir weiter. Zweigen dort ab, wieder in die andere Gasse, immer im Zick-Zack-Kurs. Vielleicht einmal im Kreis. Gut möglich. Die Orientierung zu behalten ist gar nicht einfach. Die Häuser sind teilweise mit Blumenkästen bunt und frisch dekoriert. Dieser südländische Charakter ist sehr charmant.
Auffällig, wie im gesamten kroatischen Raum, sind die vielen, vielen, vielen und nochmals vielen Kirchen im Stadtkern, zusätzlich zu diesem über alles schwebenden Monument der Kathedrale. Sie sind nahtlos in das Straßenbild integriert. Teilweise sind es kleine Kapellen, die sich nur durch die typische Form eines christlichen Gotteshauses oder durch das Kreuz auf dem Dachgiebel erkennen lassen.
Inmitten der mit den kleinen Stadthäusern bebauten Gassenzügen gibt es ein Kleinod. Eine Oase der Ruhe und Erholung. Ein ehemaliger mittelalterlicher Klostergarten. Der einzige seiner Art in Kroatien. Der Garten ist nach einem bestimmten Schema angelegt, typisch und bekannt aus dem Mittelalter. Der Brunnen ist das Zentrum,ein Kreuzweg, einfache Parterregestaltung mittels kleinen Bäumen sind die strukturellen Merkmale. Ein grüner Garten mit farbenprächtigen Blüten der gängigen Schnittblumen. Welche das im Detail waren, es sei mir vergönnt, das ist nicht mein Metier. Rosen in den verschiedensten Farben waren dabei. Diverse Kräuter wachsen. Wunderschön ist es hier. Dazu diese Stille, diese Entschleunigung, die diese innerliche Beruhigung in uns auslösen. Im angrenzenden Cafe kann man sich bei Kaffee und Kuchen etwas Gutes tun.
Nach einigen Treppenaufstiegen gelangen wir zu Festung St. Michael. Jene, die vom Promenadenufer aus all den Häusern am Hang herausragte. Zwei Eingänge gibt es zu der vermutlich im 15. bis 17. Jahrhundert erbauten Festung. Einer ist auf der Nordseite, der andere am Friedhof St. Ana. Die Festung steht stellvertretend für eine durchaus lange Geschichte der Gegend um Sibenik. Im 11. Jahrhundert wurde das Kastell erstmals in Zusammenhang mit dem kroatischen König Kresimir IV. erwähnt. Im Laufe der Zeit kämpfen verschiedene Herrschaften um den Besitz dieser gedeihenden Stadt. Erst die Venezianer im 12 Jahrhundert, danach die Ungarn und die Byzanten abwechselnd. Ab dem 15. Jahrhundert stand es erneut unter der Herrschaft der Venezianer, bis zum Jahre 1797. Der Handel blühte in der globalen Welt in jener Zeit .Es entwickelte sich zu einem bedeutenden historischen und kulturellen Zentrum mit prägenden Denkmälern. Maler, Schriftsteller, Historiker, Architekten wirkten mit ihrer Schaffenskraft im Sinne des Humanismus und der Renaissance. Mit Beginn des 18. Jahrhundert gehörte man zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich, bis zum zweiten Weltkrieg. Puh, ein schneller Abriss trockener Eckdaten.
Von hier oben hat man einen sensationellen Blick in die Ferne. Über die Ziegeldächer der Altstadt hinweg auf das Wasser, auf das Meer, auf die Inseln. Atemberaubend im Glanz der Sonnenstrahlen.
Die Inselwelt vor Sibenik ist besonders bemerkenswert. Mit mehr als 300 Inseln und kleinsten Eilanden wird das deutlich unterstrichen. Die meisten sind unbewohnt. Speziell der Nationalpark Kornati mit seinem Archipel ist äußerst reizvoll. Gerade für Fans von Segelturns ist das ein wahres Paradies. Tauchkurse werden ebenfalls angeboten.
Sibenik wird gern als Ausflugsziel aus den umliegenden Ferienorten angesteuert. Auch die Touristen aus dem 80km nördlich gelegenen Zadar oder Trogir und Split, welche südlich zu finden sind, besuchen die Stadt mit der berühmten Kathedrale. Sightseeingtour eben.
Strände, also richtige Badestrände, gibt es innerhalb des Stadtgebiets nicht sonderlich viele. Der schönste Strand ist die Solaris-Landzunge, 6km von Sibenik entfernt. Eine wahre Erlebnis-Anlage. Ein kleines Dorf in sich. Hotel, Campingplatz, Wasserspaßpark mit Rutsche und Monsterdusche und natürlich ein Strand gehören dazu. Künstlich angelegter Kieselstrand. Angenehm an der Füßen. Alles wie aus dem Ei gepellt. Klar, dass hier zu 90% Deutsche ihren Urlaub verbringen. Stunden vor unserem Stadtbesuch Sibeniks haben auch wir uns ein Sonnenbad gegönnt. Auf jeweils eine der Liegen, die eigentlich nur für die Hotelgäste gedacht sind, haben wir es uns bequem gemacht, ohne schlechtes Gewissen. Unverschämt. Den Kinderlärm nahmen wir dafür gern in Kauf. Auch wenn der ursprüngliche Reiz der kroatische Küste nicht mehr vorhanden war. In dem Moment war uns das aber egal. Plötzlich war in der Ferne aufsteigender Rauch zu sehen. Waldbrand. Kein Wunder bei dieser trockenen Hitze. Der kleinste Funke reicht. Die Löschflugzeuge fliegen schon heran, laden ihr Löschwasser über der Brandstelle herab. Natürlich wird das zum Schauspiel. Heiß und lautstark wird über diesen Vorgang diskutiert. Jedes Detail wird kommentiert. Lautstark. Tja, so sind sie, die Deutschen. Daraufhin flüchten wir einige hundert Meter weiter. Nicht mehr erträglich.
Sonst ist Sibenik mit seinen 46000 Einwohner eine normale, mittelgroße Stadt im norddalmatischen Raum, gelegen an der kanalartigen Einmündung des Flusses Krka in die Adria. Außerhalb der historischen Mauern findet das alltägliche Leben statt. Die Menschen leben in ihren Häusern oder den übrig gebliebenen Plattenbauten, gehen ihrer Arbeit nach, sofern sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Stelle haben, besorgen in den Supermärkten und Einkaufszentren ihren Tages- oder Wocheneinkauf. Sie leben ihr Leben, wie wir auch. Nur haben sie das Meer an ihrer Seite.

10 Oktober 2014

Beeindruckendes Split (Teil 11)




Die Reiseroute führt uns in die zweitgrößte Stadt Kroatiens. Split. Die inoffizielle Hauptstadt Dalmatiens. Mir war es vor allem durch seinen Fußballclub ein Begriff. Hajduk Split. Bekannt für seine leidenschaftlichen und beinahe fanatischen Anhänger. Sie leben den Verein. Doch die Stadt ist bedeutend mehr als nur das.

Split befindet sich an der dalmatischen Adriaküste im Süden Kroatiens. Eingekesselt von den Gebirgszügen des Peruns, des Kozak und des Mosors liegt sie geschützt auf einer Halbinsel. Regentage sind eher nicht an der Tagesordnung. Die Sonne scheint ganzjährig, somit sind die Temperaturen auch im Winter sehr angenehm. Von weitem, auf der Fahrt in die Stadt, sieht man die Plattenbauten. Aneinandergereiht. Sie sind nicht mit jenen von Rijeka, die wir dort gesehen haben, vergleichbar. In Split sind sie moderner, renoviert und daher versprühen sie nicht diesen strukturarmen osteuropäischen Charme, wo man immer dass Gefühl hat, das man selbst reich ist und die anderen wohlstandslos sind. Das ist nicht der Fall, im Gegenteil. Immerhin gilt es für ungefähr 220000 Menschen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Einwohnerzahl ist Split die zweitgrößte Stadt Kroatiens. Nur die Hauptstadt Zagreb ist größer. Die Stadtgrenze vermischt sich fast fließend mit denen von Solin, der unmittelbaren Nachbarstadt.
Damit hat die Stadt eine besondere Bedeutung für die Einwohner, für die Region und für das gesamte Land.
Verkehrsknotenpunkt. Wirtschaftsstandort. Kultur- und Bildungszentrum. Split hat alles zu bieten. Durch die Lage am Meer verfügt der Hafen und seine Industrie über einen enormen Stellenwert. Er schafft unzählige Arbeitsplätze. Der Schiffsbau spielt die zentrale Rolle. Reedereien und Werften kümmern sich um große und kleine Schiffe. Yachthäfen bieten Andockmöglichkeiten für die Luxusschiffe der Reichen. Der Hafen ist ein wichtige Knotenpunkt des kroatischen Raums auf dem Wasser. Nicht nur die mitteldalmatischen Inseln werden von damit den verschiedenen Verbindungen, sie sind teilweise der einzige Kontakt zur festländischen Außenwelt aus angesteuert, sondern es legen Schiffe in die Metropolen der Adria ab. Andersherum wird Split als Ziel immer attraktiver, die Kreuzfahrtdampfer steuern vermehrt an. Der Fremdenverkehr ist der zweitwichtigste Wirtschaftszweig in der Stadt. Jeden Tag strömen Touristen und Ausflügler in die Altstadt. Sie wollen das seit 1979 geschützte Herzstück Splits, der innere Altstadtkern,  besuchen. Wie wir auch. Unseren Stadtrundgang beginnen wir am Dominikanerkloster. Dort fanden wir problemlos einen Parkplatz. So problemlos wie die Fahrt ins Zentrum. Entspannter Verkehr, ohne Drängeln und Hupen. Das hätte ich vorher nicht erwartet.
Wieder dieses Markttreiben. Wieder dieses Anpreisen der Ware. Dieses gegenseitige Unterbieten. Wieder dieses Gemüses, Obst, dieser Fisch, diese Blumen, diese Gewürze. Wieder diese Qualität, diese Frische. Endlos. Dieser Markt geht eher in die Formen eines Basars über. Kleidung, Haushaltsutensilien, Souvenirs . Alles mögliche wird angeboten. Das gleiche Szenario findet jeden Tag statt. Container, Verkaufsstände und Steinblöcke zur Präsentation der Waren sind fest installiert, gehören somit zum festen Bestandteil des täglichen regen Trubels auf dem Handelsplatz.

Wir befinden uns an der östlichen Seite der Altstadt. Die riesigen Dampfer sind schon im Hafen zu sehen. Dort wollen wir erstmal aber nicht hin. Es wird uns früher oder später sowieso ans Wasser ziehen. Die Stadtmauer, die die historischen Gebäude umgibt, versprüht auf den ersten Blick bereits historischen Charme. An manchen Stellen steht sie etwas bröckelig, teilweise sind große Teile des Mauerwerks herausgefallen. Durch das Silbertor, die Porta Argentea, betreten wir das historische Zentrum Splits. Wir biegen links ab, bewegen uns unbewusst Richtung Uferpromenade und damit zum Meer. Nach wenigen Metern sehen wir das hellblaue Wasser. War ja klar. Wir gehen an der Promenade entlang, der Blick auf die See gerichtet, vorbei an Souvenirläden, Schmuckgeschäfte und Boutiquen. Plötzlich bleiben Menschen vor einem Eingang stehen, treten hinein. Wir tun es ihnen nach. Es ist der Eingang zum Komplex des Diokletianspalast. Allein er nimmt einen erheblichen Teil der östlichen Hälfte der Altstadt ein. Es die Mitte des Zentrums, die Keimzelle der Stadt. In der unterirdischen Gewölbepassage haben sich Künstler mit ihren Ständen breit gemacht. Bilder, Gemälde, Skulpturen oder verschiedenste Glaskunst kann käuflich erworben werden. Natürlich darf man die Souvenirhändler nicht vergessen. Von der Postkarte bis zu kleinen Figuren ist die Palette des Angebots sehr vielfältig. Unterhalb des Palastes existiert noch in der heute ein verzweigtes Tunnelnetz. Natürlich besteht die Möglichkeit, ein Teil davon zu besichtigen. Kostet aber, die beiden Abkassierer warten schon. Die Touristengruppen stehen hier drinnen, hören aufmerksam ihren Guides, die farbige Regenschirme zur Orientierung in die Höhe halten, zu. Entweder über Kopfhörer oder über Lautsprecher. Ersteres ist immer von Vorteil, für einen selbst vor allem. Sonst kann es schon mal zu einem Wirrwar aus unterschiedlichsten Sprachfetzen. Es ist dunkel. Nur kleine Leuchten geben Licht und Orientierung. Am Ende des Ganges gibt das grelle Tageslicht den weg vor, wohin es gehen soll. Allerdings ist das nicht der einzige Ausgang aus der Dunkelheit. Ein Abzweig geht nach rechts. Wir steigen die Treppenstufen hinauf in die „erste Etage“ des Palastes. Touristengruppen laufen langsam vor uns. Die betagten Leute kämpfen mit sich und der Hitze. Die Wasserflasche immer in der Hand. Nur noch die Raumformen und Grundrisse sind heute vorhanden. Möglicherweise befanden sich zu Kaiser Zeiten seine Wohngemächer in diesem teil dieses monumentalen Bauwerks. Durch die Fensterausschnitte an der Südseite kann man den Blick auf das Meer genießen, das geschäftige Treiben an der Uferpromenade inklusive. Die Sonne brennt herunter, in der Mittagszeit fällt das Thermometer nicht unter dreißig Grad. Wir gehen wieder zurück, die Treppen hinunter in den Lichtkegel, der uns vorhin schon angestrahlt hat.
Wir gelangen in den rechteckigen, offenen Säulenhof, Peristyl ist sein offizieller Name. Seine Konstruktion mit den an allen Seiten umgebenden durchgehenden Säulenhallen, ist ein typisches Beispiel für die antike Architektur der Griechen und Römer. In Fall des Diokletianpalastes ist es das Römische. Die Touristen sitzen im Schatten auf den Treppenabsätzen aus Marmor und betrachten das rege Leben, machen Pause vom Sightseeing.
Richtet man die Augen nach oben gen Himmel, sieht man den freistehenden Glockenturm der Kathedrale St. Domenicus. Der Turm ist begehbar, für 10 Kuna pro Person. Wir nehmen die Anstrengung in Kauf, somit auch die Gefahr zu schwitzen. Es ist durchaus beschwerlich, die Stufen sind nur unregelmäßig. Eher zu hoch für uns. Power in den Beinen ist gefragt. Im oberen Teil ist eine Eisenkonstruktion zur Erklimmung installiert. Für Menschen mit Höhenangst heißt die Devise, nicht nach unten zu schauen. Lässt man etwas fallen, schlägt es 40m tiefer auf. Der Weg in die Höhe lohnt sich trotzdem. Eine unvergessliche Aussicht bekommt man als Entschädigung geboten. Die Dächer der geschützten Altstadt, die Plattenbauten, das Meer, das Hinterland. Selbst Trogir ist zu sehen. Traumhafte Kulisse. Wir machen Bilder über Bilder. Es lässt sich aushalten, auch dank des wehenden Windhauchs. Auf dem Weg hinunter gilt besondere Vorsicht, sonst hat man ein Erlebnis der negativen Art. Fällt man, rutscht man aus, dann landet man hart. In eine der „Gucknischen“ brütet eine Vogelmama ihre Eier aus. Die sind bereits geschlüpft und haben das Licht der Welt erblicken.

Auf Meereshöhe wieder angekommen, wollen wir selbstverständlich die Kathedrale besichtigen. Wollten wir. Für den Zugang zur Krypta wird Eintritt verlangt, für den Innenraum der Kathedrale ebenso. Alles in allem macht das über 50 Kuna, pro Person. Da ist uns die Lust vergangen. Der finanzielle Rahmen, jedes kostenpflichtige Bauwerk zu besuchen, fehlt zugegebenermaßen.
Nichtsdestotrotz ist es ein beeindruckendes Gotteshaus. Die Größe ist gewaltig. Baumeister war Juraj Dalmatinac, der der die Kathedrale von Sibenik entwarf. Bis ins 6. Jahrhundert diente die Kathedrale als Mausoleum des allgegenwärtigen Kaiser Diokletian.

Eine lange Geschichte prägt diese Stadt. Kaiser Diokletian bestimmte das Geschehen im 3. Jahrhundert, ließ die bereits erkundeten Monumente bauen. Nach seinem Ableben nutzten die Römer Split als Verwaltungseinheit. Im 10. Jahrhundert gelang das damalige Spalatum in kroatischen Besitz, ehe man sich den Venezianer unterwarf. Immer wieder wechselten die Besitzer. Ab dem 16. Jahrhundert musste man sich osmanischen Eroberungsversuchen erwehren. In unzähligen kämpferischen Auseinandersetzungen blieb man standhaft. Mit dem Ende der Republik Venedig durch Napoleon , bekam die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie das gesamte Dalmatien zugesprochen. Damit auch das heutige Split, dass viele Namensänderungen wie Spalato oder Spalatum über sich ergehen lassen musste.

Unser Rundgang führt uns nördlich weiter, geradeaus zur Porta Aurea, im deutschen Goldenes Tor, einem Stadttor. Dort, außerhalb der Stadtmauern, steht die 10m hohe Statue des kroatischen Bischofs Gregor von Nin. Scheint ein bedeutender Mann für das Land gewesen zu sein. Seine Zehen sind im Laufe der Jahrzehnte blank poliert. Jede Berührung seiner Füße soll Glück bringen. Alte Reste von Grundmauern sind einzelne Fundstücke archäologischer Ausgrabungen. Wieder ein Hinweis auf die antike Bedeutung.
 
 
Entlang der Mauer spazierend, treffen wir auf die kleine Kirche St. Arnir und seinem Glockenturm. Ihnen gegenüber ist das Kunstmuseum beherbergt. Der Brunnen am Eck gibt ermöglicht uns leichte Abkühlung. Am Glockenturm schwenken wir wieder hinein,
in die engen Gassen, teilweise sind sie kaum zwei Meter breit. Restaurants, Boutiquen, Souvenirgeschäfte, Süßigkeitenläden, kleine Supermärkte reihen sich in den Geschäftsräumen der alten Gemäuer aneinander. Der Supermarkt kommt genau zur richtigen Zeit. Wir brauchen etwas zwischen den Kauleisten und Flüssigkeit. Die Hitze erschöpft uns, den Körper und den Geist. Wasser und Kekse holen wir uns für den schnellen Verzehr. Tut gut und war bitternötig.
Am Ende der Gasse kommen wir am Eisernen Tor heraus, dem vierten Stadtportal des inneren Komplexes. Der Narodne Trg, der Nationalplatz, liegt bereits außerhalb der Stadtmauern. Nicht nur er präsentiert sich in einem modernen Ambiente, der die antike Tradition nicht vergisst. Beides wird miteinander in Einklang gebracht. Restaurants und Cafes säumen den Platz, Einheimische und vor allem Touristen belagern ihn. Geht man durch die Straßen und Gassen, sieht man das moderne Bild einer kroatischen Großstadt. Läden der großen und bekannten europäischen Modeketten, aber auch kleinere Boutiquen und Schmuckläden verleiden zum Shoppen und Bummeln.
Die Markthalle ist nur ein Steinwurf entfernt. Die Händler sind dabei, ihre sieben Sachen zusammen zu packen. Restbestände gibt es nur noch. Dafür spottbillig. Frische Waren werden jeden morgen in und vor der Halle angeboten. Der Fischgeruch liegt beißend in der Luft. Die ultraheiße Sonne tut ihr Übriges. Irgendwie unangenehm.
Wie eingangs erwähnt, gibt es für die Bewohner Splits und deren aus der Umgebung es eine Passion. Eine Liebe. Die Anhänger dieses Vereins sind europaweit für ihr feuriges Temperament, für ihr bedingungsloses Mitfiebern und ihre leidenschaftliche Fankultur bekannt. HNK Hajduk Split. Der Verein wird heiß geliebt, bei Heimspielen zünden sie Pyrotechnik, sorgen für einmalige Stimmung. Diese Liebesbekundungen sieht man an manchen Straßenecken. Der Name des Vereins ist grafitigesprayt häufig zu lesen.
Wer Lust auf einen Museumsbesuch verspürt, kann sich die früher kroatische Geschichte im Museum Kroatischer Archäologiedenkmäler ansehen. Einfach die Promenade entlang laufen, dann kann man es gar nicht verfehlen. Auch die Galerie des in Split wirkenden Bildhauers Ivan Mestovic interessiert vielleicht manchen. Beides nicht unser Ding.

So chillen wir lieber an der Uferpromenade. Die Bank im Schatten ist ideal dafür. Ideal für den Blick hinaus auf das strahlend blaue Meer. Hinter uns liegt eine Großstadt Kroatiens. Eine fantastische Großstadt mit Zeugnissen einer Jahrtausende alten Geschichte. Sie geben Split noch heute diesen antiken Charme. Aber es nicht nur das. Split verkörpert eine hohe Lebensqualität. Es verbreitet Lust und Spaß hier zu leben. Die Menschen leben das. Das spürt man auch als Tourist nach wenigen Stunden.