03 Juni 2015

Spindlermühle - eine Perle (Teil 5)


Irgendwie geht der Name hinunter wie Öl. Spindlermühle, tschechisch Spindleruv Mlyn. Es hat einen Hauch von Glanz und Schönheit. Von Prestige.

Es ist das Zentrum des Riesengebirges. Der beliebteste Ort. Wer das Riesengebirge meint, nennt im gleichen Atemzug den Ort, den wir nun besuchen. Für zwei Nächte.
Hotels, Pensionen und Unterkünfte gibt es en masse. Klar, ein Touristenort mit 1000 Einwohner. An den Berghängen und im Zentrum tummeln sie sich. Die exklusivste Lage ist sicherlich in der Stadtmitte oder am Berghang mit freien Blick über dem Tal. Dementsprechend höher der Zimmerpreis pro Nacht. Durchaus mondän.








Apropos Tal: Am Ende eines solchen liegt besagtes Spindlermühle. Umgeben von den Bergen des Riesengebirges, in einer Höhe von 700m. In die nächsten Stadt Vrchlabi sind es über 15km. Verbindung zur „Außenwelt“. Dort ist auch der nächste Supermarkt zu finden. Dafür gibt es Restaurants. Nicht wenige stehen zur Auswahl. Für eines haben wir uns entschieden. Die perfekte Wahl. Das Backhuus-Steakhouse ist wirklich vortrefflich. Die Tomatensuppe ein Traum, cremig und mild. Das Rumpsteak mit gebackenen Kartoffeln noch besser. Die Liebe zum Detail und die Leidenschaft zum Kochen spiegelt sich im Geschmack wider. Mehr als nur ein Geheimtipp.



Das kleine Zentrum. Direkt an der Elbe. Zentrum ist zu viel gesagt, Ortsmitte trifft es eher. Hotels und Restaurants bestimmen es entlang der Elbe. Einige sind verlassen, haben geschlossen. Ganze Appartements, Unterkünfte für Touristen und Angestellte der Gewerbe sind dunkel. Keine Menschenseele, kein Licht brennt, kein Auto davor. Es ist eben keine Saison.

Eine kleine Miniparkanlage, eher ein mittelgroße Wiese, sorgt für ein gepflegtes Grün. Ein Holzmännchen, als Bergmann dargestellt, schiebt symbolisch einen Karren vor sich hin. Ein Indiz für die Erzförderung im 18. Jahrhundert.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Tourismus mehr und mehr. Vorrangig im Gesundheitssektor. Franz Kafka, der geniale Schriftsteller des Expressionismus, kam zur Kur in das kleine Spindlermühle. Januar 1922 war das. Hier begann er an einem seiner berühmten Werke, „Das Schloss“. Heute spielt der Tourismus allgemein die wichtigste Rolle für die Einwohner. Sommer wie Winter. Aktive Erholung in der Natur steht für die Urlauber im Vordergrund. Wandern oder Mountainbiking in den warmen Monaten, Skifahren für die kalte Jahreszeit. Die Talstation liegt bequem unmittelbar im Stadtgebiet, nahe dem Zentrum. Deren Abfahrtspisten, vermutlich die besten im Riesengebirge, sind leider noch nicht in Betrieb. Der Schnee fehlt. Kunstschnee kann bei Plusgraden von bis zu 6 Grad ebenfalls nicht produziert werden. Schade. Auf den ersten Blick sind die Hänge zwar kurz, aber durchaus anspruchsvoll. Nicht vergleichbar mit den Pistenkilometern der Hochgebirge, für ein Kurzurlaub sicherlich ausreichend.



Die Elbe, hier im tschechischen Gebiet heißt sie Labe, fließt mitten durch den Ort. Ein kleines, quirliges Flüsschen. Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, welch riesiger und bedeutender Strom sie im weiteren Verlauf von hunderten Kilometern wird. Am Eingang von Spindlermühle staut sie die Elbtalsperre. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie zum Hochwasserschutz eingeweiht. Dringend notwendig, bei den Wassermengen die zur Schmelzzeit von den Bergen herunterfließt. Heute fasst sie eine überschaubare Menge. Die Quelle der Elbe liegt auf dem Gemeindegebiet Spindlermühle.10km entfernt. Keine Straße führt dorthin, nur Wege, Wanderwege. Ein Ziel, das wir im Auge haben, für den nächsten Tag.

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