07 März 2014

Kleines tschechisches Bublava


Bublava ? Wie nochmal? Bubble Gam? Nein Bublava. So der Name eines klitzekleinen tschechischen Seelendorfes mit 370 Einwohnern, gelegen im  westlichen Teil des wunderschönen Erzgebirges. Nachbarort ist Klingenthal, direkt an der deutsch-tschech. Grenze.
Viele werden sich jetzt fragen, warum  ausgerechnet Bublava. Nicht Tourismushochburgen wie  Fichtelberg/Klinovec, Annaberg-Buchholz oder den Städten Aue, Schneeberg und Schwarzenberg.
Abwägig auf den ersten Blick, nicht auf den zweiten: Bublava ist als gute Adresse für Wintersport im Erzgebirge bekannt. Das dortige Skizentrum, mit hoher Schneesicherheit und den doch durchaus ansprechenden Abfahrten bietet durchaus gute Bedingungen. um sich einmal die Ski unter die Füße zu schnallen und den Berg hinunterzustürzen.


Wahnsinnige Natur

Aber es ist nicht nur das. Umgeben von sanften Riesen des Erzgebirges, dem Aschberg (936m) und dem Bleiberg (860m), mit ihren prachtvollen Nadelwäldern an den Hängen, bietet diese Kulisse jedem Naturgenießer ein großartiges Panorama zum Verweilen. Gerade von Klingenthal kommend, über den Bergkamm der deutsch-tschechischen Grenze, gegenüberliegend der Bleiberg mit seinem Skizentrum, macht das Auge Luftsprünge. Das Herz tanzt vor Freude. Das Tal wird sanft vom kleinen Bublavska durchzogen, Namensgeber der Gemeinde, saftige Wiesen in einem sehr milden Winter machen dieses Kleinod äußerlich perfekt. Nur einzelne Schneehaufen liegen an Straßen- oder Wegeränder und der Bleiberg mit seinen Teller, Schlepp- und Sesselliften erstrahlt unnatürlich in hellem Weiß. Wie ein Fremdkörper in dieser grandiosen Landschaft. Der Technik mit der Beschneiung von Kunstschnee sei Dank!

Genie und Wahnsinn im Ortsbild

Kleine Häuser, oftmals auch mit dunklem mahagonibraunem Holz verkleidet, an den Hängen und im Tal, prägen den Wohnstil, die Einfachheit, aber auch einen Hauch von Gemütlichkeit der Einwohner. Die, die typisch für die Menschen in Tschechien, auf den durchlöcherten Gehsteigen mit ihren alten, fast rostigen Bollerwägen ihre Einkäufe durch den Ort von A nach B  transportieren.
Bublava verdient nicht den Preis für das schönste Dorf der Region. Ruinen gibt es genüge, vermischen sich mit liebevoll gepflegten Häuschen. Der angefangene  Aquapark im Zentrum wurde nie fertiggestellt, ragt mit seinem unverputzten Rohbau heraus. Es beschreibt auch irgendwie das Dilemma, was man auch spürt. Irgendetwas Beklemmendes. Jedoch nicht zu erklären. Der Ort versuchte sich neu zu erfinden. Ursprünglich als Köhlersiedlung im 16. Jhd.  gegründet, später von der Bergbauindustrie, endete die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung in der Herstellung von Musikinstrumenten in den benachbarten Orten. Seit dem Beginn des 20. Jhd.  versucht man durch den Fremdenverkehr seine Brötchen zu verdienen. Sie profitieren natürlich durch den nun offenen Grenzgang und dem dadurch verbundenen regen Besuch des Nachbarvolkes.
Vielleicht ist es das aber gar nicht. Zwei verschiedene Nationen, zwei Sprachen und irgendwo zwei verschiedene Welten, nicht auf gleicher Höhe. Man hat das Gefühl, das beide Seiten nicht miteinander leben, nur nebeneinander. Schade, weil man mehr voneinander profitiert, als es sich schädigend auswirkt.  Ist  nur ein Gefühl von mir, aber denke, das es eine wahren Kern trifft.

Wintersportzentrum

Das Ski- und Snowboardzentrum am Fuß des Bleiberges, befindet sich mitten im Ort. Aus Richtung Klingenthal kommend, kann man das bunte Treiben am gegenüberliegenden Hang sehen, einfach nicht zu verfehlen. Die Kasse, der Skiverleih, der Imbiss und die Liftanlagen sind über eine Nebenstraße erreichbar. An manchen Tagen kommt es hier zu kleinen Staus .Parkplätze sind genügend vorhanden. Die Kasse und der Skiverleih sind in kleinen Containern untergebracht, Der Imbiss und der Snowboardverleih in einer Art Holzbaracke. Alles klein  gehalten, aber das macht es gerade aus. Sehr familiär. 5 Pisten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden  stehen den Besuchern zur Verfügung. Davon sind 3 mit blau gekennzeichnet, jeweils eine als rot und schwarz. Sie haben natürlich nicht die Länge wie die bekannten Skigebiete in den Hochgebirgen. Mit ca. 800 m Länge bleibt das relativ überschaubar, jedoch ausreichend. Für Anfänger oder Fortgeschrittene bietet es idedale Bedingungen, um die Künste des Carvens und Wedeln zu erlernen oder zu verbessern. Ein kleiner Snowpark mit Rambs und kleinen Kickern bietet reichlich Action und Spaß. Auch für die ganz Kleinen gibt es einen Minihang mit Ziehlift. Die Stangen sind Gesichter von Comic-und Zeichentrickfiguren. Die Pisten sind, trotz des warmen Winters, gut präpariert, dank der Beschneiung mit Kunstschnee. An manchen Stellen sind  kleine braune Stellen sichtbar. Mit etwas Vorsicht tut das dem Spaß keinen Abbruch.
Die Liftanlagen  mit Schlepp-, Teller- und  Sessellift sind modern ausgestattet und entsprechen den technischen Standards. Hilfsbereites und freundliches Personal stehen  bei Problemen immer bereit oder helfen beim Einstieg, vor allem beim Schlepplift. Die Tageskarte kostet 16 €. Der Kauf von Zeitkarten (1h, 2h, 3h, 4h) ist auch möglich. Alles in Euro und Kronen zahlbar
Also ab auf die Piste. Der Berg ruft. Aber da war noch was.



“Bisschen Deutsch? Nur etwas. Hier Tschechische Republik. Also nur tschechisch“

Für das Skifahren braucht man Ski. Welch kluger Satz, ja. Also  ging es in den Skiverleih. Ein Container, wie man ihn vom Baugewerbe kennt. Innen ist es kuschelig warm und funktional eingerichtet. Mit einem freundlichen  Ahoi wird man vom Personal empfangen. Man erwidert natürlich. Insgesamt ein hoher Wohlfühlcharakter. Mein Tschechisch ist leider nicht ausreichend, um meinen Wunsch Ausdruck zu geben, nämlich Ski auszuleihen. Also  fragte ich  den Mitarbeiter, ein Mitfünfziger mit graumeliertem Schnauzer und Haupthaar , ob er etwas Deutsch könne. “Bisschen Deutsch? Nur etwas. Hier tschechische Republik. Also nur tschechisch“.  Nun  stand ich da, wie ein Eichhörnchen, wenn es blitzt und donnert. Ich war geplättet, einfach baff. Sofort kam ein  weiterer Mitarbeiter hinzu. Sehr freundlich, sehr hilfsbereit. Nach 2 Minuten hatte ich meine Ski, 8,80 € für 5 Stunden. Da kann man wirklich nicht meckern.
Die Frage war nicht böse gemeint, fand sie auch nicht schlimm. Vielleicht war sie einfach zu selbstverständlich. Klar liegt Bublava in der Tschechischen Republik, allerdings befindet man sich im Grenzgebiet. Logischerweise besteht da auch Kontakt zwischen beiden Völkern. Vielleicht steht es auch für  die Zerrissenheit, möglicherweise  auch den inneren Konflikt, der in Ihnen steckt. Auf der einen Seite ist da der Stolz. Es ist sein Land und er will, dass dort die Sprache seines Landes auch gesprochen wird. Verstehe ich gut. Wenn wir ehrlich sind, geht es uns genauso. Auf der anderen Seite  ist da diese  gewisse Abhängigkeit vom Nachbarvolk. Viele Deutsche sind in den Grenzregionen unterwegs, auch in Bublava. Die Parkplätze sind voll mit Autos und deutschem Nummernschild. Sie lassen ihr Geld in den kleinen Pensionen, Restaurants  und eben auch am Skilift.

Leckerer Imbiss in der Holzabaracke

Pause. Das Hungergefühl ist da. Skifahren ist auch anstrengend. Einzige Möglichkeit ist die Holzbaracke am Skilift, am Skiverleih. Man kann fast hineinfahren. Es gibt alles was das Herz begehrt, das Ungesunde. Allmögliche Variationen von Burgern, Pommes, Riegel aller Art und Getränken  erfüllen alle Wünsche, auch die der Kleinen. Mein Favorit war der Hovezi burger.  Fleischkäse, frittiert in der Fritteuse, in einem aufgebacken Brötchen und belegt mit Salat und Gurke. Alles knackfrisch. Dazu noch eine Portion Pommes und eine Cola. Alles in allem für 4,90 €. Preis-Leistungsverhältnis fantastisch gut.

Was ist abschließend zu sagen…?! Was bleibt in Erinnerung? Wunderschöne Natur, gepaart mit tschechischem Charme eines kleinen idyllischen Kleinod. Im Sommer das riesige Netz von Wanderwegen, im Winter das Skizentrum mit seinen  Abfahrtshängen, bieten ganzjährig ein ausreichendes Angebot für einen Eintagesausflug oder ein verlängertes Wochenende. Grund  genug,  um Bublava und seine Umgebung selbst zu entdecken.



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