30 September 2014

Malerisch – dieses Bled (Teil 1)


Die kleine Reise beginnt. Exakt drei Uhr früh. Es ist dunkel, der Organismus mag noch nicht so recht in Schwung kommen. Wen wundert es. Die Lunchpakete sind schon am Vorabend vorbereitet worden. Die Taschen und Koffer bereits im Auto verstaut. Den Zielort ins Navigationssystem noch schnell eingegeben.Und los gehts.
Wir wollen nach Slowenien, nach Bled, an den Rand der Julischen Alpen mit dem Triglav-Nationalpark, im nordwestlichen Teil des Landes. Der Weg dorthin führt uns über das Inntaldreieck an Salzburg vorbei, über die Hohen-Tauern-Autobahn, ja die liebe Maut von elf Euro zusätzlich zur Vignette wird hier fällig, zum Karawankentunnel, dem Eintrittstor nach Slowenien sozusagen. Kostenlos ist das natürlich nicht. Sieben Euro Mautgebühr zum Durchfahren werden verlangt. Dazu noch eine Vignette für sieben Tage zum Preis von fünfzehn Euro für slowenische Autobahnen. Der Geldbeutel wird schon leichter, bevor man überhaupt angekommen ist. Vom acht kilometerlangen Karawankentunnel bis nach Bled ist es nicht mehr weit, nicht einmal eine Stunde. 680 Kilometer in sechseinhalb Stunden.
 
Natur in der Klamm
 
Bevor wir uns die kleine Stadt anschauen, bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Triglav-Nationalpark. In der Vintgar-Klamm, vier Kilometer nördlich von Bled im Dörfchen Podhom fließt die Radovna in einem wilden Wasserlauf, geschuldet durch umgestürzte Bäume und herabgefallene Gesteinsbrocken. Der Eintritt von 3,00 Euro ist gerechtfertigt. Noch hat der Fluss, der in den Julischen Alpen entspringt, einen ruhige und idyllische Strömung. Ein Fliegenfischer versucht sein Glück. Man bekommt unglaubliche Natur geboten. Ein Holzsteg führt entlang der steilaufragenden Felsformationen, teilweise mittels Brücken über die Radovna. Nicht immer fühlt man sich trittsicher, das Holz gibt hier und da nach. Deutschen Standard entspricht es denke ich nicht. Trotzdem muss man sich keine Sorgen um seine Gesundheit machen. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Klamm durch Jakob Zumer touristisch erschlossen. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren ist auf halben Wege angebracht. Unter uns immer die Radovna, die mit einer sehr klaren Wasserqualität besticht. Ihre türkise Farbe in Verbindung mit den einfallenden Sonnenstrahlen sorgt für ein zusätzliches Farbspektakel. Auf 1600 Meter Länge erstrecken sich tiefe Schluchten, an deren Ende ein 13 Meter hoher Wasserfall auf den Besucher wartet. Ein Highlight, diese Vintgar-Klamm.
Oh du wunderschönes Bled
Danach wartet zu aller erst die Unterkunft auf uns. In dem zu Bled gehörenden Dorf namens Bohinskja Bela haben wir uns vorher über das Internet ein Zimmer gebucht. Der Ort besticht durch seine Einfachheit und Gemütlichkeit. Häuser der Einwohner sind mit bunten Blumen und Pflanzen geschmackvoll dekoriert und verziert. Die ockerfarbene Kirche passt da so recht ins Bild. Eine breite Felswand erstreckt sich hinter jenem Örtchen, die gerne Kletterer zur sportlichen Betätigung nutzen. Einen „Fuffi“ für eine Nacht kostet uns das. Das Zimmer, mit Bad und Küche, ist ein Mix aus alten Ostblockcharme und Moderne. Man fühlt sich wohl. Die Inhaberin, sehr gut Englisch sprechend, gibt uns noch einige Tipps für Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Lokalitäten.

Nach kurzem Einchecken machen wir uns wieder auf, auf ins nahe Bled. Wenn ich den Name dieses 6000-Einwohner-Kurort höre, dann gerate ich schon ins Schwärmen. Beim Anblick eines solchen Panorama ist das kein Wunder. Die Burg thront auf einem Felsen hoch über der Stadt, mit Blick auf den See. Wieder das türkisfarbene Wasser. In dessen Mitte befindet sich ein Eiland mit der Marienkirche. Wir wollen dorthin. Mittels einem traditionellen Holzboot, eine Art Gondel, gelangen wir zu ihr. Nicht motorbetrieben, nein, mit Muskelkraft wird es bewegt. Der dicklige Bootsführer hat an seinen Rudern einiges zu tun. Nach zwanzig Minuten haben wir es dann aber geschafft. Ging eigentlich relativ flott, hätte ich nicht gedacht. Zeit zum Aufenthalt haben wir nochmal 20 Minuten, dann geht es wieder zurück zum Festland. Völlig ausreichend. Die Insel besteht sozusagen nur aus der Kirche, in der der Liebesgöttin Zuva gehuldigt wird. Für einen sehr üppigen Eintritt von sechs Euro kann man Schätze aus der gotischen Zeit betrachten. Wir verweigern uns der Abzocke, eine Frechheit. Lieber die Sonne mit dem Panorama auf die Burg, der in unschuldigen Weiß glänzenden Kirche und die Stadt genießen. Die Villa Bled ist auch sichtbar. Die Villa Bled? Ein repräsentativer Prunkbau, heute ist es ein exklusives Hotel. Von 1950 bis 1980 empfing der Machthaber des Vielvölkerstaates Josip Tito seiner berühmten Staatsgäste wie Willy Brandt, den japanischen Kaiser oder Kubas Fidel Castro in seiner Sommerresidenz. Nach einer Stunde und 15 Minuten sind wir zurück in dem Städtchen, kraxeln zur Burg, direkt am nördlichen Seeufer gelegen, hinauf. Selbstverständlich wird Eintritt verlangt. Neun Euro, da haut es mich fast von den Socken. Gut, den Blick zahlt man mit, klar, aber ich weiß nicht, ob das gerechtfertigt ist. Vielleicht bin ich auch zu geizig. Nach zögerlichen Überlegen entscheiden wir uns dagegen, klettern auf die Mauer und genießen von dort kurz dieses Postkartenmotiv.
Unten im Kurort wird das Bild direkt am See von Hotels und Pensionen geprägt. Man lebt vom Tourismus. Die geschützte Lage durch die umliegenden hohen Berge der Alpen verhilft zu einem ganzjährig milden Klima. Ein gewisser Arnold Rikkli, ein schweizerischer Naturheilkundler, erkannte die günstige Lage und stellte mit den geschaffenen Badeanstalten und den verordneten Therapien gegen Erkrankungen für Rheuma, Migräne oder Schlafstörungen die Weichen als Luftkurort. Schon der habsburgische Hochadel soll im 19. Jahrhundert die Attraktivität von Veldes, dem deutschen Namen von Bled, für sich entdeckt haben. Dekadent. Heute überzeugt der Ort immer noch durch seine Angebote im Sport- und Gesundheitsbereich, unter anderen mit Mountainbiking, Kanu- und Kajaktouren oder Wanderungen. Zum Abschluss setzen wir uns auf eine der vielen weißen Bänkeblicken hinaus auf den See und schwärmen von diesem wunderschönen Ort.


 
 

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