01 Oktober 2014

Bergauf, bergab – Vom Hochplateau zum See (Teil 2)


 
Die Welt scheint hier oben in Ordnung zu sein

Irgendwann raffen wir uns auf, die Erkundung der Umgebung steht auf dem Plan, mit einem Abendessen auf dem Lande. Die Hochebene von Pokljuka wollen wir mit dem Auto durchstreifen, eine halbe Stunde von Bled entfernt. Insidern des Biathlons sagt das sicherlich etwas, denn hier wird jedes Jahr in den Wintermonaten ein Weltcup ausgetragen. Über die Orte Zgornje Gorje, Krnica und vielen Serpentinen gelangen wir hinauf auf 1300 Meter Höhe. Das zum Triglav-Nationalpark gehörende Hochplateau ist hauptsächlich durch dichte Tannenwälder und weite Wiesen gekennzeichnet. In unteren Gefilden findet man Mischwald. Je höher es geht, verschwindet er jedoch. Nadeln dominieren dann. Wir nehmen die Straße in Richtung Bohinsjko Jezero. Es geht stetig bergab. Weitläufige Moore sind durch Gletscher geformt wurden, die Südlichsten ihrer Art in Europa. Dadurch sind kleine Höhlen entstanden. Unterwegs passieren wir kleine Orte wie Gorjuse und Koprivnik V Bohinju. Außer das Zwitschern einzelner Vögel und das Grillen der Heuschrecken hört man kein Ton. Sehr verschlafen. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein. Alles ist sehr ruhig, sehr harmonisch. Pure Natur. Immer wieder fallen uns diese typischen Holzhütten der Pokljuka-Ebene ins Auge. Noch heute wird in manchen solcher Hütten Milchprodukte erzeugt.

Im Tal angekommen, erreichen wir die kleinen und engen Dörfer Jererka, Bohinskja Cesnica und Srednja Vas V Bohinju, Wahre Zungenbrecher, ganz schwer auszusprechen, eigentlich unmöglich. Auf den engen Straßen in und außerhalb der Ortschaften kommen uns die Einheimischen entgegen, laufen schnell ins andere Dorf. Bürgersteige sind dort generell Mangelware. Stara Fuzina, ein erneut typisch traditionellen Ort mit alten Bauernhäusern, wie die anderen Dörfer auch, ist idealer Ausgangspunkt für eine Wanderung zur Teufelsbrücke, laut einer Sage hat Satan die Brücke persönlich errichtet, und zum Wasserfall des Mostnica. Das Sennereimuseum im Ort stellt eine weitere Attraktion dar.

Bilderbuch ohne Übertreibung

Wir können den Bohinska See schon sehen. Erneut diese wahnsinnige Landschaft. Das vier Kilometer lange Gewässer liegt im Talkessel Bohinji. Umschlossen von teils über 2000 Meter aufragenden Riesen der Julischen Alpen, im Schatten des Triglavs, dem Nationalmonument der Slowenen. Sein kristallklares Wasser bezieht der See aus dem Bergfluss Savica, dessen 60 Meter tiefen Wasserfall kann man 20 Minuten vom Westufer als Naturspektakel. Ebenfalls direkt am See, führt eine Seilbahn hinauf zum Vogel auf 1600 Meter Höhe, ein komischer Name für einen Berg, einen weiten Blick soll man von dort oben haben. Wir haben beides nicht gemacht, haben uns lieber die Zeit für eine Pause mit freier Sicht auf den See mit diesem Bergpanorama, vergleichbar mit dem bayerischen Königsee, gegönnt. Im kleinen Ort Ribcev Laz, an der Ostseite, wird es, bedingt durch die Hotels und Appartements für die Touristen, lebhafter. Dennoch ist es hier sehr ruhig, sehr angenehm. Wir suchen ein Lokal, welches uns zusagt. Der Magen knurrt langsam, es ist mittlerweile acht Uhr durch.

Slowenische Spezialität – meins auf jeden Fall

Wir beschließen nach Bohinskja Bela zurückzufahren. Der Fluss Sava Bohinjka, der dem eben beschriebenen See entspringt und später den Bleder See mit kristallklarem Wasser speisen wird, begleitet uns wechselnd links und rechts der gut ausgebauten Straße.Über Bohinjska Bistrica, eigentlich nicht erwähnenswert, kommen wir endlich zum Ziel. Fast sterbend vor Hunger. Die Tipps, die uns die Appartementbesitzerin gegeben hat, finden wir nicht oder haben gar geschlossen. Da besuchen wir genau jene Lokalität, die sich uns dringend abgeraten hat. Nämlich den Gasthof neben unserer Unterkunft. Costoljna Rot ist sein Name. Da scheint ein Nachbarschaftsstreit zu herrschen. Wir setzen uns in die urige Stube, draußen ist es zu frisch für uns Warmduscher. Die Grillplatte, die wir beim zurückhaltenden und schüchternen Kellner bestellen, ist sehr köstlich und reichhaltig. Cevapcici, Grillwürste als Art Debreciner , Hackfleisch und Putenschnitzel mit Pommes als Beilage sind sehr würzig.Fleisch, Fleisch, Fleisch, immer gut. Es mundet. Bis auf die Fliegen im Balsamico und Oel am Tisch, konnten wir uns überhaupt nicht beschweren, zu keinem Zeitpunkt. Wahrlich vollgefressen, gehen wir zu Bett. Ein erlebnisreicher erster Tag neigt sich dem Ende entgegen. Zum Glück wird es die nächsten nicht schlechter.

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