13 Oktober 2014

Pag - Vom Süden in den Norden (Teil 14)



Pag. Mit Krk ist sie die bekannteste Insel Kroatiens. Eine Urlaubsinsel. Besonders der Norden ist bei Reisende sehr beliebt. Für die Partygeneration ist der Strand von Zrce das südosteuropäische Mekka für Feierwütige. Eine Insel mit vielen Facetten. Wir entdecken sie.
Pag ist einer der größten Inseln im adriatischen Mittelmeer, die fünftgrößte um exakt zu sein. Mit einer Länge von knapp 50km und einer gesamten Küste von circa 300 Kilometer bestätigen das harte Fakten. Insgesamt bewohnen 8400 Menschen das Eiland.

Von Zadar sind es ungefähr 40km bis Pag. Es geht durch buschiges Hinterland. Der Übergang vom Festland zur Insel ist fast fließend. Über eine Brücke,gestützt von Eisenträgern, erreichen wir das Eiland, seit 1968 übernimmt sie die Funktion der Verbindung zum Festland. Vegetation ist am südlichsten Zipfel nicht wirklich vorhanden. Eine karge Fels- und Steinlandschaft prägt das Bild. Nicht einmal Sträucher oder Büsche wachsen. Einöde. Man hat das Gefühl, dass es eine künstlich erschaffene Insel ist. Kein Leben, keine Zivilisation. Die gut ausgebaute und zu befahrene Straße führt uns in Richtung Pag. Pag-Stadt. Sie hat den Namen der Insel und ist gleichzeitig deren Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin, wird die Fauna und Flora lebendiger. Grün mischt sich in die Landschaft. Olivenbäume, Sträucher und Gräser sind vermehrt zu sehen. Kleine Siedlungen durchfahren wir. Verwunderlich, dass es Menschen gibt, die in dieser Abgeschiedenheit leben. Nahe Pag beginnen die Salinen. Die Salzgärten gehören zu den größten und ältesten des Landes. Bereits im 12. Jahrhundert wurden sie erstmals in Aufzeichnungen erwähnt. Jodisches Meersalz wird aus ihnen gewonnen. Ein typisches Produkt Pags und heute noch wichtiger Wirtschaftszweig.



Unterwegs in der Hauptstadt

Zwischenstopp in der Inselhauptstadt, dem wichtigsten Ort des Eilands. Sie ist idyllisch in einer Bucht gelegen, das Ufer des gegenüberliegenden Festlandes mit den hohen Bergen des Velebits ist deutlich zu sehen, wunderschön. Gut 3500 Menschen leben hier. Überschaubar. Es herrscht Mittagshitze, die heiße Luft steht mal wieder. Das hält uns jedoch nicht davon ab, die Stadt Pag uns anzuschauen. Wir sind hart im Nehmen. Nun schlendern wir durch die Gassen, immer im Schatten aufhaltend. Sie sind streng quadratisch angeordnet, wie auf einer Schablone. Verantwortlich dafür ist Juraj Dalmatinac, der Starbaumeister der kroatischen Adriaküste. Der Renaissancestil ist bis heute erhalten. Zwei Türme der alten Stadtmauer haben die Zeit und die Ereignisse der Jahrhunderte überstanden. Schließlich wurde die Stadt nach Ausbruch der Pest nahezu komplett niedergebrannt und wiederaufgebaut.
Kleine Boutiquen, typische Souvenir- und Allerleiläden sind hier zu finden. Deren Klimaanlagen laufen auf Hochtouren. Der Schweiß gefriert sofort auf der Haut. Gänsehaut, die Haare stehen.
Der Hauptplatz bildet das Zentrum, das Herzstück. Der Marmor reflektiert das Licht. Die Augen reagieren empfindlich, trotz Sonnenbrille. Überall wurde weißer Marmor verbaut. Der Bodenasphalt, das Rathaus oder die Häuser, in denen Restaurants zum Schlemmen einladen. Die Maria-Himmelfahrt-Basilika ist der Blickfang des Platzes. Der gotische Baustil prägt das Gotteshaus, hat aber auch Einflüsse der Renaissance. Die schwere Holztür steht offen, wir gehen natürlich hinein. Stille, Ruhe und kühle, angenehme Temperaturen herrschen in dem pompösen, mit unfassbar viel Gold ausgestatteten dreischiffigen Innenraum. Wir halten einen Moment inne. Nicht um zu beten, sondern einfach für eine kurze Verschnaufpause. Danach geht es wieder hinaus. Der Temperaturunterschied ist fast unerträglich. Der Rektorenpalast gegenüber ist ebenso sehenswert. Die Fassade ist ein wirklicher Hingucker. Sehr kunstvoll und kreativ. Nebenan steht der Wehrturm, das alte Gefängnis der Stadt im Mittelalter.
An der Uferpromenade kann das ehemalige Benediktinerkloster besuchen. Etwas für Kunstinteressierte. Das Museum bewahrt historische Kunstschätze seltener und wertvoller Art.

Pager Spezialität

Die Insel Pag ist bekannt für seinen „Paski sir“, Der würzige Schafskäse gilt allgemein als Delikatesse und Spezialität. Er wird aus der Milch der freigehaltenen Schafe hergestellt. Die Tiere ernähren sich vordergründig von wildwachsenden Kräutern, die einen relativ hohen Salzanteil in sich tragen. Gras gibt es durch den karstigen Boden nur wenig. Zusätzlich gibt der lange Zeitraum der Lufttrocknung, immerhin über sechs Monate, dem Käse diese markante Würze und Note. Das riechen wir als wir einen Käseladen begehen. Der Geruch ist wirklich prägnant und steigt sofort in die Nase. Das muss man mögen. Wir kaufen uns trotzdem eine Portion Käse, 500 Gramm um genau zu sein, nach der Devise: Wenn man hier ist, muss man das auch probieren. Mir schmeckt es, einzigartig und reichhaltig dieser würzige Geschmack. Eine echte Delikatesse. Da wir bei Spezialitäten der Inseln sind, darf die Pager Spitze nicht vergessen werden. Sie werden in Handarbeit geklöppelt und sind lange Tradition der Inselkultur. Ein beliebtes Souvenir.
Viel mehr hat die kleine Stadt nicht zu bieten. Darum neigt sich der Rundgang durch die Gassen der Altstadt dem Ende entgegen.

Es treibt uns weiter. Über den Berg führt uns die Straße in Richtung Novalia, immer an der Westküste entlang. Vegetation gibt es hier oben erneut kaum, vereinzelt sieht man Grashalme und Gewächse. Das ändert sich auf der anderen Seite schlagartig. Plötzlich ist es sehr grün und fruchtbar für Pager Verhältnisse. So etwas wie saftig frisches Gras und Wiesen sind zu sehen. Aleppo-Kiefern, Pinienbäume und Sträucher sind ebenfalls vorwiegend vorzufinden. Wein wird auch angebaut, trotz der Trockenheit. Die Stöcke und Reben gedeihen hervorragend. Das Meer lassen wir nicht aus dem Auge. Der Blick auf das türkise Wasser und die zahlreichen Buchten sind wirklich atemberaubend. Dass die Insel so beliebt bei Touristen ist, verwundert daher nicht. Jährlich strömen die Urlauber in die Hotels, Pensionen, Appartements und Campingplätze dieser eindrucksvollen Insel. Das war nicht immer so. Mit dem Kroatienkrieg kam der Tourismus zum Erliegen nichts gng mehr. Nach und nach erholte man sich. Seit der Jahrtausendwende geht es wieder aufwärts. Das ist nicht zu übersehen. Die Deutschen erstürmen die Insel.

Durch grüne Landschaft in den Norden

So gleiten wir dahin, der Fahrtwind weht uns ins Gesicht. Winzige Ortschaften und Siedlungen passieren wir. Links und rechts fallen uns die niedrigen Steinmauern auf, die die Felder in quadratische Muster aufteilt. Wir überlegen einige Zeit, bis wir endlich darauf kommen. In diesen abgegrenzten Bereichen grasen die Schafe der Insel, die die Milch für den bereits erwähnten Pager Schafskäse geben. Die über 20km zur nördlichen Stadt Novalja haben wir ziemlich rasch hinter uns. Sie ist die zweitgrößte Stadt der Insel und dementsprechend bedeutend. Einst war es ein kleines Fischerdorf, heute ist es ein Touristenort. Schon die Römer haben mit einer imposanten unterirdischen Wasserleitung eindrucksvoll ihre Spuren sichtbar hinterlassen. Das mit den damaligen technischen Möglichkeit. Genies waren das. Die Stadt präsentiert sich verträumt. Verwinkelte Gassen, kleine Grundstücke und dieser typische südländische Charme mit einer sympathischen Gelassenheit.Es ist egal, ob der Putz leicht bröckelt. Es ist egal, ob das Unkraut aus den Fugen oder die Sträucher wild wachsen. Der alte Ortskern wirkt unaufgeregt und stressfrei.Vermutlich sind viel Hausbesitzer gar nicht da. Zahlreiche „Festländer“ besitzen Appartements oder ganze Ferienhäuser. Am angrenzenden Hafen geht es nicht viel anders zu. Eisdielen, Cafes, Restaurants und Verkaufsstände aller Art laden zum Flanieren ein. Lange halten wir uns hier nicht auf.

Wir wollen an den Strand, Sonne tanken, den Körper brutzeln und braun werden. Das kann man zur Genüge. Flache Kieselstrände geben ausreichend Möglichkeiten dafür. In der Bucht von Stara Novalja werden wir fündig. Früher war es ein Wein- und Fischerdorf. Wunderschön ist an diesem Flecken. Schattige Plätze gibt es auch. Ideal für uns. Wir zögern keine Minute, holen die Strandtasche mit den Handtüchern heraus und machen uns es an dem Stein- und Kieselstrand bequem. Herrlich. Ganz schön was los hier, der Strandabschnitt ist gut gefüllt. Die Kinder tollen im sehr klaren Wasser, manche lassen sich auf ihren Luftmatratzen von den sanften Wellen treiben. Den ganzen Nachmittag halten wir es aus, gegen halb sechs brechen wir allmählich wieder auf. Ein wenig geprellt von der Sonne.

„Ibiza Kroatiens“

Wer Lust und Energie auf Party verspürt, ist im Norden der Insel genau richtig. Wenige Kilometer nördlich von Novalja ist das Mekka der Feierwütigen im kroatischen Raum. Die Strände von Zrce locken jedes Jahr tausende von young people auf die Insel. Es wird von Jahr zu Jahr beliebter. Jeden Tag besteht die Möglichkeit Vollgas auf der Partypiste zu geben, vom Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden. Elektronische Musik bis der Arzt kommt, Top-Dj's legen hier auf. „Papaya“, „Aquarius“ oder das „Kalypso“ sind nur einige stilvolle Locations. Teilweise sind es angesagte Szeneclubs aus Zagreb, die im Sommer an den Strand von Zrce ziehen, um für Stimmung zu sorgen. Das Geldverdienen kommt nebenbei, versteht sich. Highlight sind immer die „Springbreakpartys“, sie gehören zu den besten Europas. Nicht umsonst gilt es als das „Ibiza Kroatiens“. Die meisten Partygäste wohnen erfahrungsgemäß im 2km entfernten Novalja. Die Busanbindung ist sehr gut, der Shuttle-Service ist rund um die Uhr im Einsatz. Tagsüber gibt es vielfältige Freizeitangebote, wie Tauchen, Jetski, Bungee Jumping oder Beachvolleyball. Langweile kommt nicht auf.

Auf die Insel per Auto – Weg mit dem Schiff

Wir fahren zum Fahrhafen Zgljena. Ohne Plan, wann ein Schiff uns hinüber zum Festland bringt. Als wir dort ankommen, ist rein gar nichts von einer Fähre zu sehen. Eine liegt im Hafen, nur zur Zierde, ist nicht im Betrieb. Nur ein Wohnwagen mit deutschem Kennzeichen steht vor dem Ticketcontainer. Ein älteres Pärchen auf Reisen. „Wir müssen warten“, sagt der Mann, „eine Stunde und zwanzig Minuten ungefähr.“ Das ist lang. Sehr lang. Der Wohnwagen quält sich wieder die Mondlandschaft hinauf. Karges Gestein umgibt den Hafen, wie schon so oft seit dem Übertritt heute morgen. Um uns weit und breit diese vegetationslose Steinlandschaft, kein grüner Fleck. Kaum vorstellbar, dass hier Leben von Organismen stattfinden kann. Wie, wenn alles künstlich errichtet wurde. Wir bleiben, machen uns es bequem und blicken auf das Meer. Wie der Angler am Kai, der regungslos auf seine ausgeworfene Angel und das Wasser. So verstreicht die Zeit Minute um Minute. Die Schlange hinter uns wird immer länger. Irgendwann kommt der Kassier, die Tickets können erworben werden. In der Zwischenzeit schippert die Fähre der Reederei Jadrolinjia vom anderen Ufer allmählich herüber und bringt die Menschen in Autos, Busse und LKW's auf die Insel. Die fahren herunter, wir darauf. Effizientes Wechselspiel. Die Überfahrt dauert round about zwanzig Minuten. Dann sind wir im kleinen Dorf Prizna. Pag liegt nun hinter uns. Ihre charakteristische, karstartige Felslandschaft ist weithin sichtbar.
Eine Insel mit vielen Facetten, mit einem breiten Spektrum an attraktiven Angeboten für Jung und Alt, für Party und für Ruhe.

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