11 Oktober 2014

Sibenik – Ein Ausflugsort im Zeichen der Kathedrale (Teil 12)



Eine ganz normale Stadt an der Adriaküste. Im dalmatischen Raum. Trotzdem wunderschön und sehenswert. Besonders die Altstadt. Sie ist von historischem Rang. Dessen Zentrum ist die Kathedrale St. Jakob. Sie ist von der allmächtigen UNESCO auf ihre Weltkulturerbeliste gesetzt worden.
Trotz dieses wertvollen Stadtkerns ist Sibenik nicht vollgestopft mit Touristen. Im Gegenteil. Die Straßen und Gassen in der Altstadt sind leer. Es herrscht Ruhe und Beschaulichkeit. Nur wenige schlendern mit uns in den frühen Abendstunden zu den Sehenswürdigkeiten. Wir machen einen kleinen Stadtrundgang. Das Auto wird am Meeresufer geparkt. Der letzte freie Platz. Glück gehabt.
Unser Ausgangspunkt ist die Kathedrale, von der Promenade sticht ihrer Kuppel bereits hevor. Ein riesiges Monument. Entworfen hat sie der Stararchitekt Dalmatiens Juraj Dalmatinac. Das Denkmal unmittelbar vor seinem Meisterwerk, von Ivan Mestrovic konstruiiert, würdigt sein Schaffen. Sage und schreibe 96 Jahre dauerte der Bau dieser dreischiffigen Basilika, die nach dem heiligen Apostel Jakob geweiht ist, in der der Renaissancestil mit der Spätgotik verschmilzt. 1431 wurde mit dem Bau begonnen, 1535 erst vollendet und sogar 1555 erst eingeweiht. Darum ist es auch architektonisch sehr bedeutend. Vor allem das Tonnengewölbe aus freitragenden Steinplatten, ohne verarbeiteten Mörtel ist von besonderer Wertigkeit, dazu dieser weiße, ja glänzende Marmor und Kalkstein. Einen Glockenturm gibt es nicht. Daneben befindet sich der Bischofspalast. Durch einen Gang kann man direkt zur Uferpromenade gelangen. Nur die Stufen hinunter laufen und schon begegnet einem das Meer. Der Rektorenpalast nebenan beherbergt heute das Stadtmuseum. Auf einer Treppe an der Seite des Platzes setzen wir uns erst einmal. Inklusive dem Eis, das wir uns vorher gekauft haben. Wir lassen das Ensemble auf uns wirken. Schauen und Schauen, nach links, nach rechts und entdecken kleine Details an den Gebäuden. Vor allem an der Fassade der Kathedrale entdecken wir Skulpturen und Figuren. Hinein gehen wir nicht, sehen keinen Sinn darin für ein katholisches Gotteshaus, welches der Allgemeinheit gewidmet ist, Eintritt zu zahlen. Gegenüber der Kathedrale liegt die Stadtloggia. Das prächtige Rathaus der Stadt. Speziell die Arkaden sind ein Hingucker. Im Zweiten Weltkrieg fiel es den Bomben, Granaten zum Opfer, wurde aber wieder nach dem Original aus dem 16. Jahrhundert aufgebaut. Im Erdgeschoss lädt ein schmuckes Restaurant zum Essen ein. Der Platz zwischen Stadtloggia und Kathedrale, der Platz der Kroatischen Republik soll einer der schönsten Kroatiens sein. Eingerahmt von Kathedrale, Stadtloggia und den dahinter- und umliegenden Häusern und Gebäuden bildet es ein wundervolles Fotomotiv.
Wir laufen die Kralja Tomislava eine Weile geradeaus. Links und rechts zweigen verwinkelte Gassen ab. Durch einer dieser unzähligen erreichen wir die gotische Franziskanerkirche. Das älteste kroatische Schriftstück in lateinischer Sprache, das „Sibeniker Gebet“, soll hier beherbergt sein. Kein spektakuläres Bauwerk. Es geht weiter, die engen Gassen bergauf, die Altstadt breitet sich am Hang aus. Fast ein kleines Labyrinth. Die meisten Häuser sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Endlos verlaufen kann man sich allerdings nicht.
Das Theater liegt am nordöstlichen Punkt der Altstadt, ist zugleich kultureller Mittelpunkt. Vom Theater laufen wir weiter. Zweigen dort ab, wieder in die andere Gasse, immer im Zick-Zack-Kurs. Vielleicht einmal im Kreis. Gut möglich. Die Orientierung zu behalten ist gar nicht einfach. Die Häuser sind teilweise mit Blumenkästen bunt und frisch dekoriert. Dieser südländische Charakter ist sehr charmant.
Auffällig, wie im gesamten kroatischen Raum, sind die vielen, vielen, vielen und nochmals vielen Kirchen im Stadtkern, zusätzlich zu diesem über alles schwebenden Monument der Kathedrale. Sie sind nahtlos in das Straßenbild integriert. Teilweise sind es kleine Kapellen, die sich nur durch die typische Form eines christlichen Gotteshauses oder durch das Kreuz auf dem Dachgiebel erkennen lassen.
Inmitten der mit den kleinen Stadthäusern bebauten Gassenzügen gibt es ein Kleinod. Eine Oase der Ruhe und Erholung. Ein ehemaliger mittelalterlicher Klostergarten. Der einzige seiner Art in Kroatien. Der Garten ist nach einem bestimmten Schema angelegt, typisch und bekannt aus dem Mittelalter. Der Brunnen ist das Zentrum,ein Kreuzweg, einfache Parterregestaltung mittels kleinen Bäumen sind die strukturellen Merkmale. Ein grüner Garten mit farbenprächtigen Blüten der gängigen Schnittblumen. Welche das im Detail waren, es sei mir vergönnt, das ist nicht mein Metier. Rosen in den verschiedensten Farben waren dabei. Diverse Kräuter wachsen. Wunderschön ist es hier. Dazu diese Stille, diese Entschleunigung, die diese innerliche Beruhigung in uns auslösen. Im angrenzenden Cafe kann man sich bei Kaffee und Kuchen etwas Gutes tun.
Nach einigen Treppenaufstiegen gelangen wir zu Festung St. Michael. Jene, die vom Promenadenufer aus all den Häusern am Hang herausragte. Zwei Eingänge gibt es zu der vermutlich im 15. bis 17. Jahrhundert erbauten Festung. Einer ist auf der Nordseite, der andere am Friedhof St. Ana. Die Festung steht stellvertretend für eine durchaus lange Geschichte der Gegend um Sibenik. Im 11. Jahrhundert wurde das Kastell erstmals in Zusammenhang mit dem kroatischen König Kresimir IV. erwähnt. Im Laufe der Zeit kämpfen verschiedene Herrschaften um den Besitz dieser gedeihenden Stadt. Erst die Venezianer im 12 Jahrhundert, danach die Ungarn und die Byzanten abwechselnd. Ab dem 15. Jahrhundert stand es erneut unter der Herrschaft der Venezianer, bis zum Jahre 1797. Der Handel blühte in der globalen Welt in jener Zeit .Es entwickelte sich zu einem bedeutenden historischen und kulturellen Zentrum mit prägenden Denkmälern. Maler, Schriftsteller, Historiker, Architekten wirkten mit ihrer Schaffenskraft im Sinne des Humanismus und der Renaissance. Mit Beginn des 18. Jahrhundert gehörte man zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich, bis zum zweiten Weltkrieg. Puh, ein schneller Abriss trockener Eckdaten.
Von hier oben hat man einen sensationellen Blick in die Ferne. Über die Ziegeldächer der Altstadt hinweg auf das Wasser, auf das Meer, auf die Inseln. Atemberaubend im Glanz der Sonnenstrahlen.
Die Inselwelt vor Sibenik ist besonders bemerkenswert. Mit mehr als 300 Inseln und kleinsten Eilanden wird das deutlich unterstrichen. Die meisten sind unbewohnt. Speziell der Nationalpark Kornati mit seinem Archipel ist äußerst reizvoll. Gerade für Fans von Segelturns ist das ein wahres Paradies. Tauchkurse werden ebenfalls angeboten.
Sibenik wird gern als Ausflugsziel aus den umliegenden Ferienorten angesteuert. Auch die Touristen aus dem 80km nördlich gelegenen Zadar oder Trogir und Split, welche südlich zu finden sind, besuchen die Stadt mit der berühmten Kathedrale. Sightseeingtour eben.
Strände, also richtige Badestrände, gibt es innerhalb des Stadtgebiets nicht sonderlich viele. Der schönste Strand ist die Solaris-Landzunge, 6km von Sibenik entfernt. Eine wahre Erlebnis-Anlage. Ein kleines Dorf in sich. Hotel, Campingplatz, Wasserspaßpark mit Rutsche und Monsterdusche und natürlich ein Strand gehören dazu. Künstlich angelegter Kieselstrand. Angenehm an der Füßen. Alles wie aus dem Ei gepellt. Klar, dass hier zu 90% Deutsche ihren Urlaub verbringen. Stunden vor unserem Stadtbesuch Sibeniks haben auch wir uns ein Sonnenbad gegönnt. Auf jeweils eine der Liegen, die eigentlich nur für die Hotelgäste gedacht sind, haben wir es uns bequem gemacht, ohne schlechtes Gewissen. Unverschämt. Den Kinderlärm nahmen wir dafür gern in Kauf. Auch wenn der ursprüngliche Reiz der kroatische Küste nicht mehr vorhanden war. In dem Moment war uns das aber egal. Plötzlich war in der Ferne aufsteigender Rauch zu sehen. Waldbrand. Kein Wunder bei dieser trockenen Hitze. Der kleinste Funke reicht. Die Löschflugzeuge fliegen schon heran, laden ihr Löschwasser über der Brandstelle herab. Natürlich wird das zum Schauspiel. Heiß und lautstark wird über diesen Vorgang diskutiert. Jedes Detail wird kommentiert. Lautstark. Tja, so sind sie, die Deutschen. Daraufhin flüchten wir einige hundert Meter weiter. Nicht mehr erträglich.
Sonst ist Sibenik mit seinen 46000 Einwohner eine normale, mittelgroße Stadt im norddalmatischen Raum, gelegen an der kanalartigen Einmündung des Flusses Krka in die Adria. Außerhalb der historischen Mauern findet das alltägliche Leben statt. Die Menschen leben in ihren Häusern oder den übrig gebliebenen Plattenbauten, gehen ihrer Arbeit nach, sofern sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Stelle haben, besorgen in den Supermärkten und Einkaufszentren ihren Tages- oder Wocheneinkauf. Sie leben ihr Leben, wie wir auch. Nur haben sie das Meer an ihrer Seite.

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