09 November 2014

25 Jahre Mauerfall - Ein Trabikonvoi von Hof nach Plauen feiert diesen denkwürdigen Tag!


25 Jahre Mauerfall. 25 Jahre Wiedervereinigung .25 Jahre einheitliches Deutschland. Silberne Hochzeit feiert ein Land, das tiefe Einschnitte nach dem Zweiten Weltkrieg erleben musste. Die Teilung in zwei Staaten. 40 Jahre später ging die DDR nach einer friedlichen Revolution, mit Demonstrationen von Millionen Menschen, unter. Ein Segen.
 


Der 9. November 1989 spielt in den Chroniken eine ganz besondere Rolle. Günter Schabowski, Mitglied des allmächtigen SED-Politbüros, hält eine Pressekonferenz, auf der er unglaubliches verkündet. Die Bilder kennt jeder. "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen - Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse - beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.“, liest er von seinem eigens gezückten Zettel den anwesenden Journalisten vor. „...sofort, unverzüglich“, galt das. Sicher war er sich nicht, was er da vorträgt. Die Sendeanstalten in Ost und West strahlen das aus. Ab da werden die Grenzübergangsstellen, vor allem in Berlin, mit tausenden Menschen belagert. Sie wollten „rüber“. „Rüber“ in die Bundesrepublik Deutschland. Die Grenzposten hatten keine Chance auf Kontrolle. Sie öffneten die Schranken. Damit fiel die Mauer. Die Grenzen der DDR zur BRD waren geöffnet.
In der Region zwischen dem vogtländischen Plauen im Freistaat Sachsen und dem oberfränkischen Hof in Bayern wird dieser Tag mit einer besonderen Aktion gefeiert. Ein Konvoi mit ostdeutschen Fahrzeugen setzte sich von Plauen nach Hof in Bewegung. Beide sind Partnerstädte heute, halten sich den Luxus eines Flughafens. Wartburgs, Trabanten, Schwalben gehörten dem Konvoi an. Jeder mit fahrtüchtigem Auto durfte, konnte und sollte teilnehmen. Ausschließlich „Ostalgie“ war gefragt.

120 Fahrzeuge waren so im Vorfeld gelistet. Allerhand. Es blieb jedoch nicht dabei. Viele Kurzentschlossene entschieden sich noch kurzfristig für die Teilnahme an der einzigartigen Nachstellung der Maueröffnung. So kamen 200 Fahrzeuge jeglicher Art zusammen.
Von Plauen, einem der Hauptorte der weltbekannten Montagsdemonstrationen, ging es auf der Landstraße über das kleine sächsische Dorf Großzöbern zum ehemaligen Grenzübergang Ullitz. Hier stand früher der Schlagbaum. Die Grenzpolizisten bewachten das Gebiet ohne Rücksicht auf Menschenleben. Das kleine Dorf Ullitz, auf bayerischer Seite gelegen, zur Gemeinde Feilitzsch gehörend, erlebt heute einen nie dagewesenen Ansturm. Tausende von Menschen bevölkern den Marginalpunkt, den Grenzübergang. Heute erinnert nur noch ein Schild daran. Das Fernsehen berichtet auch. MDR und BR sind mit Kamerateams vor Ort. Beidseitig säumen Schaulustige die Straße. Oftmals bis zu drei Reihen und das über einige hundert Meter. Der Erste, der heute den ehemaligen Grenzübergang passiert, war auch der erste Besucher an jenem 9. November vor 25 Jahren. Ein Akt des Symbols mit großer Emotionalität. „89 war hier aber nicht so viel los“, witzelt er im unverkennbaren sächsischen Dialekt über die Menschenmassen. Viele sind gekommen, die die Wiedervereinigung hautnah miterlebt haben. In manchen Gesichtern spürt man die Emotionalität. Manche haben Tränen in den Augen. Trotzdem herrscht eine sehr aufgelockerte und freundliche Atmosphäre. Man feiert. Man feiert den größten Gewinn für dieses Land. Mit einem großen Teil an Selbstironie. Bananen und Schokolade wird den Fahrern zugesteckt, Witze werden gemacht. Die Leute stoßen an, mit Rotkäppchen-Sekt, die berühmte ostdeutsche Sektmarke. Die Stimmung ist heiter. So zwängt sich Auto um Auto durch das Spalier an Menschen, die ihnen zu jubeln. Willkommensschilder und -plakate werden hochgehalten. Streckenposten in originalen Uniformen regeln den Verkehr.
 
Dabei sieht man die komplette Bandbreite der Modellpalette an Wartburg, Trabant oder Schwalben. Ob als Kombi, als Zweisitzer, als Viersitzer mit Anhänger, Zwei- oder Dreitaktmotoren oder Lastkraftwagen. Feuerwehrauto, Militär- und Polizeifahrzeug. Viele Utensilien aus vergangenen Tagen verleihen in den Fahrzeugen dieses zusätzliche Ostalgie-Flair. Ausweise, Straßenatlanten, Gepäck. Echte Liebhaberstücke. Die Besitzer pflegen und hegen ihr Baby. Zurecht, sie sind ein Teil dieser Geschichte. Auch wenn der Luftgeruch teilweise nicht atmungsfreundlich ist. Der Gestank eines Trabis ist penetrant. Ohne Katalysator ist das kein Wunder. Es gehört aber dazu, zu diesem Stück Ostalgie, das unbedingt bewahrt werden muss.
Ziel des Konvois ist die Freiheitshalle in Hof. Passend. Die 45000 Einwohner-Stadt war 1989 für die Botschaftsflüchtlinge von Prag der Ankunftsort. Die erste Anlaufstelle. Von hier aus ging in de Republik oder man blieb. Nach dem Mauerfall war sie der erste Anlaufpunkt für die neuen Mitbürger Deutschlands. Die erste Stadt nach der Grenze war für alle besonders attraktiv. Eine neue Welt.
Auf dem Parkplatz vor der blau leuchtenden Freiheitshalle sammeln sich alle Autos des Konvois. Der THW gibt kostenlos Gulasch aus. Eine fabelhafte Idee, diesen denkwürdigen Tag so in dieser Art zu feiern. 25 Jahre ist nun die Wiedervereinigung alt. Sie wird immer selbstverständlicher sein. Die neuen Generationen werden sie als normal hinnehmen. Immer noch gibt es aber Menschen, die das nicht begrüßen. Die, die sich „alte“ Verhältnisse zurückwünschen. Nicht nachvollziehbar. Ein Volk ist vereint, das ist das Wertvollste.

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