06 Dezember 2014

Ein märchenhafter Markt – unter den Top Ten Deutschlands

Das Wissensmagazin GEO hat ihn durchgeführt. Den Test von Weihnachtsmärkten in Deutschland. Die großen und bekannten, ja weltberühmten sind in dieser Rangliste nicht vertreten. Der Christkindlesmarkt in Nürnberg, der Striezelmarkt in Dresden oder Weihnachtsmarkt am Schloss St. Emeran in Regensburg sucht man vergeblich. Es sind eher die besinnlicheren, die nicht von einer riesigen Welle von Touristen bevölkert werden. Sie überzeugen durch ihren besonderen Charme. 10 Weihnachtsmärkte wurden auserwählt, einer von ihnen ist der Märchenmarkt im thüringischen Gera. Jetzt sind wir deren Tester.
 

Er ist ein Weihnachtsmarkt der besonderen Art. Ein Märchenmarkt. Ganz im Zeichen dieser fantastischen Geschichten und ihren damit untrennbaren Figuren. Noch unterschätzen wir ihn. Noch.

Unsere Tour beginnt am Markt. Dieser quadratische Platz, umrahmt von stolzen Bürgerhäuser. Das Rathaus ist nicht zu übersehen. Der Turm des weiß farbenen Bauwerks ragt satte 57m in die Höhe. Für einen Euro kann man hinauf steigen. Der Blick über die Stadt und nach unten, auf den Märchenmarkt mit seinen Buden.
Wir denken schon, dass das alles gewesen sei. Ein Irrtum. Die Buden und Stände reihen sich aneinander. In Reihe und Glied. Einer nach dem anderen. Die Menschen tummeln sich an ihnen. Die strömen durch die enge Gassen der kleinen Innenstadt Geras. Körper an Körper. Die Arme eng am Laib. Tausende hat es hierher gezogen, schlendern über den Märchenmarkt, ein Schnäppchen immer im Blick. Dass die Kaufhäuser und Einzelhandelsgeschäfte am Sonntag zur Feier des Tages, dem 1. Advent, geöffnet haben spielt nebenbei natürlich in die Karten. Sie haben sich dem weihnachtlichen Flair des Märchenmarktes angepasst und erstrahlen in festlich geschmücktem Glanz.

Die „Gera-Arcaden“, das Einkaufszentrum der 95000 Einwohner-Stadt, reiht sich in diese Balance gnadenlos ein. Die goldenen Kugeln glitzern und spiegeln das einfallende Licht. Die Tannenbäume leuchten durch das LED-Lichtermeer. Beinahe prachtvoll. So laufen die Massen durch die Centershops, bummeln und erspähen allerhand Geschenke für ihre Liebsten. Die Kleinsten stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Eigens für sie gibt es eine Märchenstunde. Passend zum Motto des Weihnachtsmarktes. Mit großen Augen und unbändiger Neugier lauschen sie der Erzählerin und rufen ihr Wissen zu.

 
Der Märchenmarkt verdient seinen Namen. Er transportiert das Motto durch viele liebevolle Details. Hauptsächlich durch die plastische und lebensgroße Darstellung der deutschen Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Esel, Hund, Katze und Hahn stehen vor einer Hütte, auf Strohuntergrund, aufeinander. Klar, die Bremer Stadtmusikanten. Goldmarie, Pechmarie und der im diesem Märchen ominösen Rundbogen symbolisieren Frau Holle. Beide Erzhlungen sind auf dem Marktplatz zu finden. Das setzt sich in den Straßenzügen des Weihnachtsmarktes fort. Hänsel und Gretel vor dem Knusperhäuschen, Rumpelstilzchen, Schneewittchen und die sieben Zwerge. Die bekanntesten Märchen. Es verleiht dieses gewisse Etwas, diese Besonderheit, die den Weihnachtsmarkt von Gera von den zig tausenden in Deutschland unterscheidet.

Eine Art Winterdorf, eine Art Glühweinhaus vermissen wir vergeblich. Nur aneinandergereihte Buden. Das ändert sich. Vor der Stadthalle finden wir es. Ein Holzdorf, mit Überdachungen. Der Glühweintrinker steht im Trockenen. Abends ist hier immer gut etwas los. Durch Stimmungsmusik entwickelt sich eine lockere Atmosphäre.
Daneben lädt eine Eislaufbahn zum Schlittschuhlaufen ein. Ein Spaß für Jung und Alt. Immer besonderes, hat immer so etwas winterliches.
Die Stadthalle, die aussieht wie der ehemalige Palast der Republik der DDR, unmittelbar neben dem Elsterforum, ist Veranstaltungsort rund um den Märchenmarkt. Alles ist auf ihn abgestimmt. So gibt es verschiedene Events, wie die Bergmännische Weihnacht. Ebenso findet man viele Partys oder Kinderattraktionen in den ausliegenden Programmflyern. Vielfältig.
So wie das Angebot für das leibliche Wohl eines jeden. Nichts fehlt. Langos, Stockbrot, Steak, Bratapfelstollen, Mutzbraten, Kloß mit Soß, Pilzpfanne, Gyros. Nicht zu vergessen die Thüringer Roster, eine absolute lokale Spezialität mit ihrem würzigen Geschmack. Die gönne ich mir, in XXL-Ausführung. Danach noch ein Stockbrot mit Schinken, Käse
und Sauerrahm. Am Ende rolle ich fast. Süßes zum „Nachtisch“ muss sein. Schokospieß, Mandeln, Zuckerwatte, Bonbons. Wieder diese Auswahl. Hinterher hängen die Reste der gebratenen Mandeln noch stundenlang in den Zahnzwischenräumen.
Zum Abschluss dieses wundervollen und märchenhaften Besuches gönnen wir uns an unserer Ausgangsstation, dem Marktplatz, einen Glühwein. Heidelbeere, klassisch. Fruchtiger Kinderpunsch für den Fahrer. Dafür genießen wir ihn umso mehr. Er rinnt wie Öl die Speiseröhre hinab, erwärmt schlagartig den ganzen Körper. Immer eine entspannte Atmosphäre auf so einem Weihnachtsmarkt. In Gera besonders. Bleibt die Frage, ob das Wissensmagazin recht behält. Der Märchenmarkt von Gera unter den Top 10 der Weihnachtsmärkte in Deutschland. Jeder muss das für sich selbst beantworten, nach seinen Kriterien. Ich für meinen Teil habe das bereits.  

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