03 April 2015

Wunderbares Langlaufen – Epprechtsteinloipe und Bergkopfrunde

 
Die Winterzeit ist vorbei. Ein Rückblick bleibt.
Das Fichtelgebirge ist im Januar ein Eldorado des Wintersports. Schneewandern, Skifahren am Ochsenkopf und Klausenlift in Mehlmeißel sowie das Skilanglaufen sind nur einige attraktive Beispiele. Dafür stehen eine Vielzahl von Loipen im Naturpark zur Verfügung. Rund um den Ochsenkopf, am gegenüberliegenden Waldstein oder in den kleinen Touristenorten Fichtelberg, Warmensteinach oder Bischofsgrün. Eine nehmen wir in Angriff. Keine von den eben genannten.


 
 
Die Epprechtsteinloipe bei Kirchenlamitz steht auf dem Programm. Gute sechs Kilometer ist die Runde lang. Ein guter Einstieg für uns Anfänger.
Etwas außerhalb des kleinen Kirchenlamitz, in Richtung Weißenstadt, befindet sich eine kleine Siedlung. Hnter dem Buchaus heißt diese. Ein dutzend Häuser stehen hier, haben von ihrem Heim aus einen wundervollen Blick über das Plateau zwischen Waldstein und Kornberg.
Die Epprechtsteinloipe ist auf der Bundesstraße bereits ausgeschildert. Ein kleiner Tip: nicht den untersten Parkplatz benutzen, der obere ist der bessere. Einfach die huklige Straße 100m hinauf fahren. Nimmt man den unteren Parkplatz muss man die besagten Meter hinauf laufen. Wäre aber auch kein Beinbruch. Dort hat man den direkten Einstieg. Ski heraus, in die Bindung und los gehts.

Wacklig legen wir die ersten Meter auf den dünnen Ski zurück. Selbst die Junggebliebenen der Altersgruppe ü60 machen einen dynamischeren Eindruck. Uns interessiert das nicht. Schneller sind wir freilich nicht. Wir haben Spaß. Spaß an der Bewegung in der Natur. Das Wetter ist gut, obwohl der Himmel wolkenverhangen ist. Die Sicht ist aber klar. Die feste und harte Schneeschicht beträgt ungefähr 30cm. Perfekte Bedingungen bei Temperaturen um die 0 Grad.

Gleich zu Beginn zieht sich ein leicht stetiger Anstieg. Die Lunge pumpt. 200 leicht abfallende Meter weiter gabelt sich die Loipe. Der Ausschilderung folgen wir nach rechts. Epprechtsteinloipe. Anstieg. Kein leichter. So steil, dass die Spur endet, der geübte grätscht hinauf. Wir machen langsam. Eher nach Nordic Wallung sieht das bei uns aus. Oben angekommen, geht es fast schon ebenso rasant den Berg hinunter. Ohne die Spur wären wir aufgeschmissen, sie führt uns. Ohne sie haben wir kaum Kontrolle über die Latten. Auf der anderen Seite müssen wir den Berg hinauf. Über einen Kilometer lang, schier endlos. Der Puls geht nach oben. Gleichmäßiges Tempo. Einige sind schneller wie wir, überholen uns. Andere Fliegen extrem dynamisch in der Skatingtechnik an uns vorbei. Wow, geile Technik. Wir können da mit unserem klassischen Stil von Natur aus nicht mithalten. Müssen wir ja nicht.
Oben, am höchsten Punkt der Epprechtsteinloipe treffen wir wiederum auf eine Weggabelung. Rechts führt die Strecke weiter, die sogenannte Bergkopfrunde wird dort fortgeführt. Links geht es auf der Epprechtsteinloipe weiter. Heute laufen wir links, für den Anfang reicht es.
Entspannt aber rasant rauschen wir ins "Tal", bringen Meter um Meter hinter uns. Unten angekommen, vereinigen sich die Bergkopfrunde und die Epprechtsteinloipe in einer Spur. Die letzten Meter sind eingeläutet. 80 Prozent Langlaufen wir flach dahin. Nur ein kurzer Anstieg zwischendrin ist nochmals ein letztes Hindernis. Eine letzte minimale Steigung am Ende und wir
brettern in Hockposition auf unseren dünnen Latten zum Ausgangspunkt.
6,5 km Epprechtsteinloipe haben wir hinter uns. Ein schönes Gefühl. Eine durchaus anspruchsvolle Strecke. Hoch und runter. Lange, knackige Anstiege, schnelle Abfahrten, flache Passagen.

Die Große Bergkopfrunde wartet
 
Zwei Tage später. Die Epprechtsteinloipe hat mich irgendwie nicht losgelassen. Das Gefühl, die Bewegung in der Natur war einfach zu gut. Zu reizvoll. Das passende Wetter habe ich erwischt. Kaiserwetter. Strahlender Sonnenschein bei plus 2 Grad. Keine Wolke am Himmel. 13km stehen auf dem Programm. Die Bergkopfrunde. Doppelt so lang wie die Epprechsteinloipe. Für einen Anfänger ganz ordentlich.
Erneuter Startpunkt ist der Parkplatz in der Siedlung hinteres Buchhaus in Kirchenlamitz. Dort ist es nebelverhangen. Die Sonne hat keine Chance, zwischen den Schwaden hervorzukommen. Die Vorfreude ist ein Hauch getrübt. Der Parkplatz ist voll, einige vollen die Bedingungen noch einmal nutzen.
Die Ski aus dem Auto, in die Bindung, die Hände in die Schlaufen der Stöcke und los gehts. Der erste Teil der Strecke ist bekannt. 3km bergauf, bergab und bergauf. Die "warmen" Temperaturen legen sich auf den Schnee nieder. An schattigen Plätzen ist es eisig, besonders am Berg rutscht man. In der Sonne wird es sulziger. Die Spur ist ausgelaufen. Der Schnee nicht mehr so hart, damit nicht so schnell. Doch ich will nicht auf hohem Niveau meckern, Profis dürfen das. Ich bin froh unter diesen Bedingungen unterwegs zu sein.
 
 
 
Am höchsten Punkt der Epprechtsteinloipe, auf der Hälfte dieser 6km langen Strecke geht es nun für mich rechts weg. Vor zwei Tagen rasten wir geradeaus den Berg hinunter. Auch heute hatte der schwache Geist seine Stimme erhoben, den leichten Weg zu nehmen. Zumal die ersten Meter nicht ganz rhythmisch waren. Von Schritt zu Schritt wurde es besser. 13km schwirrten mir im Kopf herum, bis zuletzt. Respekt hatte ich schon. Letzten Endes war es jedoch kein Thema. Wie selbstverständlich nahm ich die verbliebenen 10,7km in Angriff.
Die Streckencharakteristik veränderte sich nur unwesentlich. Hügelig blieb es, unruhig. Leicht bergan, ebenso leicht bergab.
Das Wetter war atemberaubend. Die Sonnenstrahlen brennen nur so auf mich nieder. Der Schnee bricht die einfallenden Lichtstrahlen. Die erste wirkliche Tücke kommt nun, gut anderthalb Kilometer nach dem besagten Abzweig. Gefälle. Abfahrt. Eine Spur gibt es nicht mehr. Technik ist gefragt. Das, was ich ausgerechnet nicht habe. Ich mache den Schneepflug. Versuche es zumindest. Helfen tut es nichts. 50m später liege ich auf dem Hosenboden, das erste mal Ski verkantet, Gleichgewicht verloren. Aufgestanden, Mund abgeputzt und weiter gemacht. 100m weiter erleide ich das gleiche Schicksal erneut. Sturz, wieder verkantet. Wieder Hosenboden. Langsam werd ich fuchtig, fluche über mich selbst, beschimpfe mich sebst. Zum Glück hört mich keiner. Danach habe ich sie endlich geschafft. Erleichtert. Voller Tatendrang laufe ich weiter.
Ich bin allein unterwegs. Kein anderer weit und breit. Absolute Stille. Nicht einmal Vogelgezwitscher oder Rascheln ist zu vernehmen. Totale Stille. Nur ich und die Natur.
Noch einmal geht es den Berg hinab. Diesmal mit mehr Respekt. Gott sei dank mit Spur. Eine ungemeine Hilfe für mich und meine Technikkünste. Etwas wackelig bringe ich es auf einen achtbaren Speed. Stürzen werde ich auch nicht. Deswegen alles im grünen Bereich.
Allmählich müsste der Wendepunkt erreicht sein.
 
 
Die Natur und das Panorama sind einmalig. An mancher Lichtung haben wir direkten Blick zum Waldstein. Ein Traum. Genuss. Wirklich. Das sehen andere genauso. Mehr und mehr Läufer kommen mir entgegen. Die einen schneller, die anderen gemächlicher. Nicht einmal geht es leicht bergab. Ich ahne schon, dass ich das nachher wieder rückwärts bewältigen muss. Irgendwie graut es mir da dezent. Aber egal. Ich erreiche den Wendepunkt. Es ist der Parkplatz, direkt an der Waldsteinstrasse. Dort, wo die Autos hinüberrasen. Der Gipfel mit dem Teufelstisch ist durch die perfekte Sicht leicht zu erblicken.

7km Rückweg liegen noch vor mir. Eine gehörige Strecke. Schlussendlich leichter wie ich dachte. Oftmals geht es leicht abschüssig dahin. Doppelstockeinsatz ist gefragt. Schieben. Schieben. Schieben. Mit Schwung und im Rhythmus. Die Arme brennen. Anfangs verlief der Kurs parallel zum Hinweg. Heißt gleiche Loipe, nur entgegengesetzte Richtungen. Das Panorama bleibt. Kurze Fotopause. Ein Muss, ehe es weitergeht im ordentlichen Tempo. Nach zwei Kilometer trennen sich die Loipen. Für mich geht es durch den Wald, ohne jegliche Anstiege. Die Meter, ja die Kilometer fliegen förmlich an mir vorbei. Für meine Verhältnisse, mein Empfinden.
 
 
 
Ich überhole sogar. Ein kompliziertes Prozedere für mich. Abbremsen, anschließend heraus aus der Spur, auf dem mittleren Skatingabschnitt im klassischen Stil vorbei und schlussendlich wieder bei genügend Abstand abbremsen, um sich nicht die Peinlichkeit zu geben, beim in die Wiedereinsteigen in die Spur dumm zu stürzen. Manchmal möchte ich mich nicht selbst sehen. Nehme es aber mit einer Portion Selbstironie sportlich.

Spätestens bei der Kreuzung, auf die wir wenige Tage zuvor bereits getroffen sind, ist der letzte Schlussteil eingeläutet. Epprechtsteinloipe und Bergkopfrunde vereinigen sich an dieser Stelle wieder. Die verbliebenen restlichen 2km sind erzählt. Bei wunderbaren Wetter bin ich schließlich nach mehr als 90min am Ziel. Glücklich 13,6 km bewältigt zu haben. Ein unglaubliches Gefühl.

Viele sagen, es sei die schönste Loipe im Fichtelgebirge. Besonders landschaftich sehr reizvoll. Beantworten kann ich das nicht. Doch eines kann ich: es ist eine wundervolle Strecke inmitten erholender Natur.





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