11 April 2014

Im Land der Räuber - der Spessart TAG 1



Am Morgen ein schlabbriges Rührei von der Chefin

Es regnet. Regen im Urlaub. Pech. Erstmal ausgiebig frühstücken. Sehr reichhaltig. Kleine Küchlein, Obst, Brötchen mit einer kleinen Wurstplatte oder Marmelade dazu. Ein schön schlabbriges Rührei. Alles was das Herz begehrt und was man für einen guten Start in den Tag benötigt. Bedient wurden wir von der freundlichen, redseligen und emsigen Wirtin. Immer ein Lächeln auf den Lippen und immer an den Gästen interessiert, die heimliche Chefin der Pension. Sie gab uns einige Tipps, was wir uns ansehen sollten. Dafür war sie am nächsten Morgen umso verwunderter und erstaunter, als sie hörte, welch Ausflug wir gemacht haben. Ihr Mann mit einem kleinen grauen Ziegenbärtchen stand mit dem Senior in der Küche und kochte. Ein reiner Familienbetrieb.

Quer durch den Spessart – mit Zielen und Opel


Nichtsdestotrotz haben wir noch keinen richtigen Plan für den Tag. Die redselige Hotelwirtin empfiehlt Miltenberg oder auch Würzburg. Würzburg wollen wir nicht, gehört nicht zum Spessart. Deswegen fällt es aus dem Raster. Miltenberg mit seinem Fachwerk ist ein Muss, das wussten wir vorher, verschieben wir auf den nächsten Tag. Spontan entscheiden wir uns für eine Rundtour durch den Spessart. Erfahrungsgemäß immer gut. Quer durch den Spessart Erste Station ist Mechelbrunn. Nur wenige Kilometer entfernt, quasi nur
Schloss Mespelbrunn
über den Berg, durch das kleine Örtchen Heimbuchenthal und da sind wir auch schon. Wir wollen zum Wasserschloss, die wahrscheinlich schönste Sehenswürdigkeit. Heute noch in Privatbesitz einer Grafenfamilie liegt es sehr malerisch und traumhaft in einem Seitental. Das muss man mögen und gesehen haben. Im Ortsteil Hessenthal befindet sich die gotische Marien-Wallfahrtskirche. Im ersten Moment gar nicht so recht aufgefallen. Nett anzuschauen, allerdings gibt es imposantere und vor allem schönere. Wir biegen ab in Richtung Lohr. Auf den rund 30km passieren wir, über einen kleinen Abstecher den Ort Weibersbunn, welcher mitten im Hochspessart liegt. Er war in der Vergangenheit berühmt für die Herstellung von Mondglas, das halbkreisförmige Scheibenglas. Überhaupt geht die Gründung des Ortes auf die Glas- und Spiegelmanufaktur Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Nicht einfach, sich durch die Enge der gut befahrenen Hauptstraße zu schlängeln. Die parkenden Fahrzeuge an der Straßenseite sind nicht ganz unschuldig. Nervig sowas, aber es ist Urlaub, also relaxt. Wird uns aber im Verlauf der weiteren 2 Tage noch öfters begegnen. Opel über Opel fahren hier herum, der Händler vor Ort scheint bombastische Verkaufszahlen zu haben. Jedes zweite Auto, wir werden das wahrscheinlich auch in den nächsten beiden Tagen sehen. Rüsselsheim mit seinem Werk ist nicht weit entfernt. Da passt mein silberner Astra perfekt ins Bild. Langsam bekommen wir einen ersten Eindruck von der Natur des Spessarts. Leichte und sanfte Erhebungen mit dem äußerst reichen Bewuchs von Wäldern, vermehrt sogar Laub- und Mischwald. Die Ortschaften, wie Rothenbuch mit seinem kleinen Schlosshotel, liegen unten in den Tälern mit den strahlenden, saftig grünen Wiesen an den Hängen.

Verregnetes Lohr

Entlang des Mains - Von Lohr am Main bis Gemünden

Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Lohr, die 15000-Einwohner-Kleinstadt am Main. Es regnet leicht. Das in der Altstadt gelegene Schloss beheimatet das Spessartmuseum. Für übersichtliche 3 Euro wird sehr viel geboten. Die Holztür knarzt beim Eintritt in die trockene Stube. Die emsige Museumsfrau an der etwas anderen Kasse empfängt uns sehr freundlich. Vor uns waren Engländer. Dessen Sprache beherrschte sie fließend. Der Raum hier ist wirklich beeindruckend. Ein alter Kaufmannsladen der Fünfziger Jahre, man fühlt sich etwas zeitversetzt. Meterhohe Holzregale an den Wänden, gefüllt mit großen Apothekergläsern voll Bonbons und Fruchtgummi. Flyer, Broschüren und Bücher über die Stadt, über den Spessart, alles zu kaufen. Wir kündigen uns schon mal für den Kauf nach dem Besuch an. Die Mitarbeiterin erklärt uns freundlich und geduldig das Gebäude, zeigt uns anhand des knallgrünen Flyers, was wir wo finden. Die Jacken lassen wir da, hängen wir auf, den Regenschirm natürlich auch. Sinnloser Ballast. Die Geschichte der Region des Mittelgebirges wird umfangreich und anschaulich dargestellt. Ganze Zimmer, darunter Wohnstuben, Küchen oder Schlafgemächer und Arbeitswerkstätten mit ihren Erzeugnissen aus jeder vergangenen Zeitepoche werden originalgetreu mit viel Liebe zum Detail nachgestellt. Das Handwerk des Kupfer- und Eisenabbaus, die Forstwirtschaft, die Glasherstellung oder die einsetzende Industrialisierung zum Beispiel. Die Lebensweise der Menschen und natürlich auch die Mythen um den Spessart werden thematisiert. Jedes in seinem eigenen Bereich. Highlight ist das Spiegelzimmer. Hier können sich die Besucher in verschiedenen Spiegel betrachten. Als Liliputaner, als Dicker. Es ist sehr, sehr witzig. Dieses Museum ist auch ein Schneewittchenschloss.
Im dazugehörigen Raum kann man viel über das Märchen und die Geschichten dahinter. Als Schmankerl kann man sein Gesicht in die Öffnung der Pappfigur Schneewittchens hineinhalten und sich fotografieren lassen. Hab ich natürlich auch gemacht. Generell kann man viel ausprobieren, ertasten und selbst erkunden. Dokumentar- und Fernsehfilme werden gezeigt. Mit allen Sinnen. Das Rauschen des Spessartwaldes, das Ertasten der verschiedenen Holzgewächse in der Region oder das Spielen von kleinen Musikinstrumenten. Das sind nur ganz wenige Beispiele. Man denkt es erst gar nicht, aber auf 3 Stockwerken und unendlichen Räumen ist die Gefahr gegeben, sich gedanklich zu verlieren. Am Ende ist es etwas zu viel Input, zu viel für den Kopf, um es zu verarbeiten. Zum Schluss werden noch die bereits angesprochenen Bonbons und Fruchtgummis, ein Mix aus allen Geschmackssorten, gekauft. Mit der alten Kaufmannswaage werden diese grammgenau abgewogen. Rundet diesen fantastischen Museumsbesuch ab. Hätte ich vorher nicht gedacht. Unterhalb des Schlosses ist das Firmenzentrum der Rexroth-Gruppe. Arbeitsplatz-Motor der Gegend um Lohr. Wir schlendern weiter durch die kleine Altstadt, die fast nur aus Fachwerkensemblen besteht. Ich überlege, ob ich mir bei “Karin“, so der Name des Imbiss am Rathaus, noch eine Wurst gönne, lasse es dann allerdings. Hat mich nicht so recht überzeugt. Trotz des leichten Nieselregens ist ordentlich was los. Der Wochenmarkt auf dem Marktplatz bringt das rege Treiben in das Zentrum. Kleine Geschäfte säumen die Fußgängerzone. Ein schmucker Ort.


Blick zum Marktplatz in Gemünden
 Die Tour geht weiter, entlang des Mains. Gemünden soll ganz schön sein. Nicht gerade groß, nicht gerade viel los. Die Ruine der Scherenburg thront über der Stadt am östlichen Rande des Spessarts. Sie liegt an 3 Flüssen, Sinn und Fränkische Saale münden in den Main. Wieder bilden Fachwerkhäuser eine stimmige Kulisse. Beliebt ist sie, durch die günstige Lage an Fernwander- und Radfahrwegen (Birkenhainer Straße, Maintalradweg, etc.), als Haltepunkt für Radfahrer und Wanderaktive. Das Kloster Schönau im gleichnamigen Stadtteil kann man sich schenken. Ein Gotteshaus, an der die Fassade bröckelt. Mehr gibt es dort nicht. Durch das Sinntal fahren wir nördlich weiter. Ziel ist Bad Orb. Die bekannte Kurstadt im Norden des Spessarts. Dorthin sind es etwa 40km. 43km um exakt zu sein, laut Navigationsgerät.

40 km – von Ost nach Nord

Auf der Fahrt passieren wir Rieneck mit seinem Fachwerk und der Pfarrkirche unterhalb der Burg. Die heutige Gemeinde erhielt ihren Name durch die gleichnamige Grafenfamilie, denen im Laufe der Jahrhunderte einige Besitztümer im Spessart gehörten. Der Markt Burgsinn ist die nächste Stadt. Das Alte und Neue Schloss lassen wir rechts liegen und biegen links in den Sinngrund ab. Das breite Tal mit den Sinnauen übt eine beruhigende Atmosphäre aus. Hier wächst eine seltene Blumenart, die Schachblume. Sie blüht leider erst Ende April. Da sind wir deutlich zu früh dran. Trotzdem macht es den Sinngrund mit dem Seelendorf Aura, welch passender Name, nicht unattraktiver. Mit der Einfahrt in den Main-Kinzig-Kreis überschreiten wir nun auch die Landesgrenze zu Hessen. Bad Orb ist nicht mehr weit. Auffällig ist, dass sich der Waldbestand verändert. Zwar weiterhin sehr ausgedehnt, aber mit einem großen Anteil von Nadelbäumen. Die Ergebnisse und Erzeugnisse sind links und rechts zu sehen. Massen von Baumstämmen werden aus den Tiefen herausgekarrt und verarbeitet. Parkplätze für Wanderer reihen sich aneinander. Auf hunderte Kilometer kann sich jeder Aktive durch den Spessart austoben. Mit dem 120 km langen Eselsweg oder mit der Birkenhainer Straße nenne ich nur zwei Fernwanderwege. Wer die langen Kanten nicht mag, kann die unzähligen kleinen Rundtouren durch die Natur oder die Kulturwanderwege nutzen. Der Tourismus zielt auf diese Zielgruppe der Gäste ab. Attraktive Angebote gibt es en masse.

Bad Orb – Irgendwie enttäuschend

Vereinzeltes Fachwerk in Bad Orb
Bad Orb. Eingebettet zwischen bewaldeten Bergen in einem Kessel. Der erste Eindruck war allerdings denkbar ungünstig. Kurz nach dem Ortseingangschild steht ein festinstallierter Blitzer. Bergabwärts, bin mir nicht mehr ganz sicher, aber es dürfte Tempo 50 erlaubt gewesen sein. Ich mit 65. Es hat “Bling“ gemacht, bei Tempo 65. Bodenlos. Naja, nichtsdestotrotz, es geht weiter, muss es ja. Was dann kommt, finde ich relativ enttäuschend.
Die Kurstadt ist deutschlandweit bekannt. In Kreuzworträtseln ist sie eine beliebte Frage: “ Kurort im Spessart? Bad…“. Leider hält sie das für mich nicht in allen Bereichen ein. Wir parken am Solplatz, lösen vorbildlich ein Ticket. Die für den Spessart typisch roten Pflastersteine bestimmen das Bild. Die Orb fließt in einer Art Betonkanal fast schon unter dem Platz durch. Cafes und Restaurants säumen den Platz gegenüber des ehemaligen Rathauses, in dem heute die Touristeninformationen ihren Sitz hat. Alles wirkt etwas kühl. Trist ist das falsche Wort. Farblos trifft es eher. Die kleine Innenstadt hat wenig Charme. Sie macht einen etwas tristen Eindruck. Blasse und verschmutzte Häuser sind vermehrt zu finden, nur vereinzelt der Stil des Fachwerks, entgegen der Beschreibungen im Internet auf den einschlägigen Seiten. Jedenfalls sah ich sie nicht. Schaufenster der doch insgesamt wenigen Geschäften stammen teilweise aus den vergangenen Jahrzehnten. Ohne Kreativität. Ohne Modernität. Wie die Innenstadt. Am Ende der Fußgängerzone kommt ein Imbiss. Inhaber ist ein Mit-Vierziger mit türkischer Abstammung. Der Mann mit dem schütteren und verschwitzten Kopf erzählt uns, dass er seit 23 Jahren in Bad Orb zuhause ist, kennt sich bestens aus und somit auch die Leute und die Besucher. Er will auch uns gekannt haben, da täuscht er sich leider. Die vorbeigehenden Passanten grüßt er überschwänglich, kennt sie natürlich. Generell redet er gern. Das alles macht ihn aber keineswegs unsympathisch. Hähnchen, Burger, Schnitzel - alles im Angebot. Wir bekommen einen Cheeseburger, mit selbstgemachter Soße, wie er stolz berichtet. Der Salat fehlt ein wenig, trotzdem schmeckt es und ist mit den dazu bestellten, gut gewürzten Pommes schnell verputzt. Wir verabschieden uns wieder.
Zum Kurpark. Der ist nicht weit weg. Den Weg zurück und noch einmal 200m geradeaus. Die über 100 Jahre alte Anlage ist konträr zur Innenstadt. Mit einem kleinen Teich, dem durchfließenden Bächlein, die Orb und den verschiedenen Pflanzenarten drückt er eine gewisse Naturbelasseheit aus. Krokusse, Stiefmütterchen oder Astern blühen mit ihren bunten Farben. Einzig die kurze Allee von Tarnbäumen passt nicht so recht ins Bild, wobei das keine Abwertung ist. Er verfügt im Vergleich zu anderen Kurparks nicht über die riesigen Quadratmeterzahlen. Darauf kommt es auch nicht an. Nur über die Menschen ärgere ich mich manchmal. Muss ein Frauchen seinen kleinen Hunden, der kaum laufen kann zwischen die Krokusse koten lassen?! Oder die Zigarette in den Teich schnippen?! Auch wenn sie feinste Mode tragen?! Finde ich unmöglich. Da passt die grün gestrichene Metallumzäunung ins Bild, genauso geschmacklos, zeigt das Dilemma der Kurstadt. Man hat verpasst, dem Zahn der Zeit zu folgen, sich neu zu orientieren. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man den Sprung bzw. die Weiterentwicklung zu einem modernen Gesundheitszentrum nicht geschafft oder nicht vollzogen hat. Heutzutage reicht es nun mal nicht, sich nur auf den Heilfaktor und die Tradition als Staatliches Heilbad, seit 1909, zu verlassen. Der Markt ist heiß umkämpft, auch in Hessen. Ursprünglich war Bad Orb eine Stadt der Salzgewinnung mit seinen vielen Solequellen im Einzugsgebiet. Anfangs erfolgte diese Gewinnung durch die Kastendegradierung. Hier wurde, auf dem bereits erwähnten Solplatz, die Sole in den Sudkesseln eingedampft, eingedickt und später gereinigt. Seit dem 18. Jahrhundert wurden dann neue Salinen, Magazine und Gradierwerke gebaut. Dort, wo heute der Kurpark sich befindet. Eines dieser über zweihundert Jahre alten Gradierwerke existiert noch. Ein beeindruckendes Werk der Technik, ein sogenanntes Freiinhalatorium. Es ist 180m lang, mit Wänden aus Schwarzdornreisig, an denen die Sole herunterrieselt, um so die Konzentration des salzigen Wassers zu erhöhen. An den Ästen kann man die Salzablagerungen erkennen. Geht man hindurch, atmet man eine reine, gesunde Luft ein. Wir haben Glück diesmal. Es ist einen Tag zuvor wieder aus dem Winterschlaf erweckt worden. Deswegen riecht es auch noch vermodert. Eine betagtere Frau sagte zu ihrem Enkel sinngemäß: “Da wirste gleich sehen, das ist wie an der See, diese Luft“. Naja ganz so ist es nicht. Seeluft ist nochmal anders. Spielt aber keine Rolle, deswegen ist sie trotzdem gut für die Atemwege. Auf den ersten Blick wussten wir gar nicht, was das ist. Ein Kurgast erklärte uns liebenswürdigerweise die Funktionalität dieses technischen Denkmals. Klasse, das sdas auf diese Weise genutzt wird. Zum Kurpark gehört noch die Bücherei, der Musikpavillon mit einem größeren Platz für Veranstaltungen und die Toskana-Therme. Ein Design Monument. Sündhaft teuer. 23 Millionen Euro, hab ich mal gelesen. 23 Millionen. Euro. Absoluter Wahnsinn, irreal. Wir gehen nicht rein. Es ist 16 Uhr. 

Was machen wir jetzt noch? Hotel? Nein, dafür ist es zu früh. Wir müssen so oder so in Richtung Aschaffenburg. Am Ortsausgang entdecken wir noch ein kleines Hinweisschild: Wildpark Spessart. Eine Enttäuschung. Nach etlichem Hin- und Herfahren haben wir tatsächlich 10km und 20 min gebraucht, um ihn zu finden. 1km nach dem Ortsausgang ist er gelegen. Unscheinbar. Kein Schild weist darauf unmittelbar hin. Nur einige Hirsche, Kälber, Wisente und Schafe sind hier zu sehen. Zum Spazieren gehen ist das ganz nett. Aber eine Attraktion, ein Muss ist es nicht. Irgendwie etwas trostlos. Einige Spaziergänger haben sich mit ihren Kids verirrt. Für sie ist der Umgang mit Tieren immer spannend. Im angrenzenden Cafe Waldfrieden ist ordentlich was los, der Parkplatz ist voll. Lohnt sich meines Erachtens nicht weiter, schnell machen wir weiter. Durch den Spessart mit seinen Tälern und Hochplateaus. Wieder diese malerische Kulisse. 

Aschebersch

Aschebersch ist nah vor Augen, von oben sichtbar. Wir fahren hinunter, von über 500 ü.N.N auf 120 ü.N.N. „Aschebersch“, wie es in der Lokalsprache heißt. 70000 Menschen leben hier am westlichen Rand des Spessarts, hatte den Eindruck, dass es mehr sein könnten. Viel los in der City. Zuallererst steht etwas Sightseeing auf dem Programm. Die Stiftsbasilika St. Peter und Alexander, ein beeindruckendes Gotteshaus mit Teilen des frühgotischen und romanischen Architekturstils. Wie immer gehen wir rein, obwohl ich nicht gläubig bin, in keinster Weise. Verhalte mich natürlich respektvoll, nehme die Mütze oder das Cappy ab, wie sich das eben gehört. Es ist sehenswert, all der Prunk und diese Überproportionalität. Zweiter Aspekt. Es ist ruhig. Jeder verhält sich leise. Man kann kurz verschnaufen. Zufällig fanden gerade Proben für ein Klassikkonzert statt. Wir lauschten den Musikklängen der Geige, des Schifferklaviers und der Opernstimme der Sängerin. Die Töne hallten durch das große Schiff, dieser im 12. Bis 13. Jahrhundert erbauten Basilica minor. Das Stiftsmuseum mit dem angeblich üppigen Domschatz lassen wir links liegen. Die Straße führt weiter hinab zum Main. Den Glasbau des Stadttheaters und kleine Fachwerkhäuser passieren wir. Der Stiftsberg bildet die historische Altstadt Aschaffenburgs. Die Sonne ist sogar leicht herausgekommen, bei angenehmen 13 Grad. An der Mainpromenade kann man endlos spazieren, joggen oder nur chillen. Das Schloss Johannisberg und dahinter das Pompejanum, ein Nachbau einer römischen Villa aus Pompeij. Erbaut nach den Plänen von Ludwig I. Mitte des 19. Jahrhunderts dient es heute als Ausstellungsort. Es geht fast ein wenig unter im Schatten des Renaissanceschloss Johannisberg. Georg Ridinger ließ die Anlage aus Rotsandstein mit vier Flügen und vier Glockentürmen bauen. Das 1614 eingeweihte Schloss hat mit seinen drei Geschossen eine immense Kapazität. Es beheimatet heute eine Hofbibliothek, verschiedenen Museen und ein Restaurant. Wir gehen zurück, durch die Einkaufsmeile. Man fühlt sich nicht wie in Bayern. Der hessische Einfluss mit der Nähe zur Metropole ist deutlich zu spüren. Normal bei einer Entfernung von geschätzten 100 km, wenn überhaupt. Dementsprechend ist der Einfluss in Bereichen wie Mode und Lebensart ganz selbstverständlich gegeben. Auch von der Architektur her. Funktionale, “normale“ Häuser für Geschäfts- und Wohnraum. Gut, jetzt ist die Frage was ist normal? Aber jeder kennt das aus den Großstädten dieses Landes. Die üblichen Mode- und Kaufhausketten sind hier vertreten. Werden durch kleine Buchhandlungen und Boutiquen ergänzt. Wie es eben immer kommt. Shoppen. In das eine Geschäft, dann gleich in den nächsten Laden. Da und dort noch einiges gesehen. Und so weiter. Am Ende sind wir in der Stadtgalerie gelandet. Erfolgreich waren wir. Es ist jetzt dunkel. Die Kneipen, Bars und Restaurants sind sehr gut besucht, einige restlos gefüllt.

Ein langer Tag endet mit einem Riesenschnitzel

Wir sind knülle und haben Hunger. Das Shoppen hat uns den Rest gegeben. Überlegen, ob wir uns in Aschaffenburg etwas Nettes suchen, aber entscheiden uns schließlich dagegen. In der urigen Gaststätte unserer Pension essen wir noch was. Jeden Samstag gibt es hier Rindfleisch mit Meerrettich. Habe ich so noch nie gegessen. Ich überlege, entscheide mich dann lieber für ein Schnitzel mit Tomate-Mozzarella mit Pommes. Nach dem Motto: Was der Bauer nicht kennt…Das zarte Fleisch füllt den Teller komplett aus, also sehr üppig die Portion. Nebenbei ein gutes Pils. Wirklich lecker. Nur der Salat war nichts. Keine Frische, der Paprika und der Mais war leider aus der Dose. Merkt man am Geschmack. Etwas latschig. Ein sehenswerter Tag geht wieder zu Ende. Die Zeit verfliegt. Wie so oft im Urlaub. Eine Rundtour durch den Spessart. Von Mitte nach Ost. Von Ost nach Nord und schlussendlich nach West. Ein sehr guter Überblick über das Leben der Menschen in der Vergangenheit und der Gegenwart. Im Bett wird das Geschehene Revue passiert, nacherinnert sozusagen. Nicht, dass man etwas vergisst. Es wäre schade


Keine Kommentare: