07 Oktober 2014

Autobahn gibt es nicht – 100 km an der traumhaften Küste entlang (Teil 8)



Dubrovnik war unser südlichstes Reiseziel auf unserem Trip durch Slowenien und Kroatien. 1200 Kilometer von der Heimat entfernt. Nun geht es peu a peu nach Norden. Die nächsten 100km geht es auf der Küstenstraße, der Adriamagistrale, immer dem Meer entlang. Eine direkte Autobahnverbindung gibt es von Ploce bis Dubrovnik nicht. Gut und schlecht. Wir sehen es positiv. Das Meer wird unser ständiger Begleiter sein, wir werden mehr von dieser traumhaften Küste sehen. Zaton, Orasac, Trsteno mit dem einzigen südlichen Botanischen Garten an der Adria oder Bresecin. Kleine Dörfer und Gemeinden, teilweise vereinzelte Siedlungen, die wir passieren, lernen wir kennen. Sie leben hauptsächlich von den Touristen und Badegästen. Hinweisschilder für zu vermietende Appartements, Ferienwohnungen oder Hotelzimmer sind en masse zu sehen. Das nimmt kein Ende. Wieder diese Abhängigkeit von diesem Wirtschaftszweig.
  
Das türkise Wasser spiegelt die Sonnenstrahlen. Wir fahren durch malerische Buchten, einige sind schon fjordartig, rechts neben der Fahrbahn türmt sich das Bergmassiv empor. Es begleitet uns die nächsten gut 2 Stunden Fahrzeit. So geht es dahin, hängen hinter LKWs und Autos fest. Die Schlange wird immer länger. Sich aufregen hilft da nicht, ändern kann man es nicht, da so gut wie keine Überholmöglichkeiten gibt. Einige, vor allem Fahrer mit kroatischen Kennzeichen, versuchen es mit teilweise waghalsigen Manövern. Chancenlos.

Im Korridor von Neum – 10km Bosnien-Herzegowina

Der Schlagbaum im übertragenen Sinn lässt nicht lange auf sich warten. Die Grenze zu Bosnien-Herzegowina, dem ehemaligen Bruder im jugoslawischen Vielvölkerstaat und heute, überspitzt formuliert, fast schon Staatsfeind. 20 Km Küstenabschnitt gehören dem Land, sozusagen eingeklemmt von den Kroaten. Für das Land ist es der einzige Zugang zum Meer. Für beide Seiten ein schwieriger Zustand. Der Kontrollpunkt ist schnell passiert, die Ausweise wurden gescannt. So, dass wir nun identifiziert und registriert wurden. Von der Landschaft ändert sich nicht viel, nach wie vor geht es an der steilen Küste auf der Magistrale entlang. Neum ist die bosnische Stadt am adriatischen Mittelmeer. Sie liegt in einer kleinen Bucht. Geschützt durch die Halbinsel Peljesac, die gegenüber zu sehen ist. Sie gehört zu Kroatien. Das wird deutlich gezeigt, indem man die kroatische Flagge überdimensional erkennen kann. Klares Statement.

Die Ferienstadt wurde in den letzten Jahren stark bebaut. Die Küste ist nahezu zugepflastert. Hotels und Pensionen werden vermehrt aus dem Boden gestampft. Vor ihnen sieht man Reisebusse aus Österreich, Polen und auch Fahrzeuge aus Deutschland stehen. Daher spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Möglicherweise sind die Preise auch billiger.

Spektakuläre Bauwerke gibt es nicht, der wärmste Ort Bosnien-Herzegowinas lebt von seiner brisanten Lage am Korridor von Neum. Der schon erwähnte Gebietsstreifen teilt das kroatische Festland in zwei Teile. Seit dem Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union ist diese Grenze eine EU-Außengrenze, an der Grenzkontrollen durchgeführt werden müssen. Das verkompliziert natürlich vieles. Auch das Zusammenleben zwischen Kroaten und Bosnier, was sowieso schon vorbelastet ist. Misstrauen prägt das Verhältnis.

Raus aus der Stadt heißt heraus aus dem Land. Hinter der Stadtgrenze kommt schon die zu Kroatien. Wahnsinn, wie klein dieser Abschnitt ist. Schnell sind wir also wieder im Nachbarstaat.

Klek ist der Grenzort auf kroatischer Seite, in einer malerischen Bucht, wie so viele Küstenregionen in diesem Abschnitt gelegen. Die umliegenden Berge sind mit Olivenbäumen, Weinreben und Maulbeerbäumen übersät. Hoch über der Stadt existieren noch die gut erhaltenen Ruinen der ehemaligen Stadt Smrdan. Der Blick auf das Nevtreta-Delta und das adriatische Inselmeer soll überwältigend sein. Der Tourismus, der Obstanbau und der Fischfang geben den Ton für die Menschen an.

Die Straße führt uns für einige Kilometer weiterhin an der Adria entlang. Es wird etwas hügeliger. damit auch grüner. Bäume und Sträucher wachsen, bedecken großteils den trotzdem sehr trockenen Boden und die Karstberge. Sogar Wein wird vereinzelt direkt am Meer angebaut. Glaubt man gar nicht bei der Dürre.

Obst und Gemüse, wo das Auge hinblickt

Allmählich verabschieden wir uns vom direkten Blick auf das Meer, ehe wir scharf rechts in das Landesinnere einschwenken. Die Adria ist aus der Ferne nur noch zu erahnen. Wir fahren durch die Ausläufer des fruchtbaren Nevreta-Delta. Weite landwirtschaftlich genutzte Fläche können wir überblicken. Der Obst- und Gemüseanbau ist die Lebensader der Einheimischen. Mandarinen, Oliven, Orangen oder Tomaten, alles was dem Gaumen schmeckt. Sie leben davon. Einige Händler bieten ihre Waren in den Hütten am Straßenrand an. Man hat die Qual der Wahl. Ein kurzer Stopp, Kirschen kaufen wir schnell, ehe es weiter im Plan geht. Ein perfekter, erfrischender Snack. Die 500 Gramm sind ziemlich rasch verputzt. Herrlich.

Dank den mehreren Flussarmen im Mündungsgebiet des 278 Km langen, für die Region extrem wichtigen Strom ist eine Bewässerung der landwirtschaftlichen Felder wetterunabhängig immer gewährleistet, unterstützt von den künstlich angelegten Kanälen. Schaut man bei uns in die großen Lebensmittelmärkte und Discounter, sind viele Produkte aus dieser Region in jenen Warenregalen zu finden. Export macht es möglich.

Gleichzeitig ist es ein wichtiges Naturschutzgebiet, weil es vielen Lebewesen ein Zuhause bietet. Darum ist es teilweise geschützt. Das Gefühl, dass die wirtschaftlichen Interessen größer sind als der Naturschutz, bleibt allerdings.

In Opuzen biegen wir rechts ab. Diese 3000-Einwohner-Kleinstadt an der allmächtigen Neretva. Ein einfacher Ort, viel gibt es darüber nicht zu erzählen. Trotzdem von Bedeutung durch seine Lage an der Straßenhauptverbindung Split - Dubrovnik und auch ins bosnische Mostar. Über 2 Stunden sind wir für die 160 Kilometer unterwegs. Hinzu kommt die extreme Hitze. Das zerrt an den Kräften. Wenig spektakuläre Bauwerke, einfaches Landleben. Das möge für viele langweilig sein. Für uns nicht. Wie verlieren nie den Spaß und die Lust, an dem was wir erleben und sehen. Und das ist immer noch sehr sehr reichhaltig. Die wirkliche Leben lernt man außerhalb der gängigen Touristenorte kennen.

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