02 Oktober 2014

Mitten durch das Herz Sloweniens (Teil 3)

 
 
Die Nacht tat gut, der Schlaf tat gut. Bitternötig war das. Wir hatten vom Tag zuvor einiges nachzuholen. Neun Uhr ging es zur morgendlichen Körperpflege in das Badezimmer. Die wenigen Sachen noch in Taschen und Koffer verstaut , die Zimmerrechnung bezahlt, das Auto startklar gemacht und auf geht’s ins Gebirge. Die Julischen Alpen stehen heute im Fokus, vor allem das Herzstück Sloweniens, der Triglav-Nationalpark.

Wir nehmen den Weg, wie gestern in die Hochebene Pokljuka. Bled, Zgornje Gorje und Krnica passieren wir. Jetzt kommt der kleine, aber feine Unterschied. In Krnica biegen wir rechts ab, in Richtung Mojstrana. Unscheinbar diese Abbiegung, wir fahren erst vorbei, müssen dann mitten auf der Straße wenden. Rund einen Kilometer fahren wir durch den Ort, noch einmal links fahren laut Hinweisschilder und schon befinden wir uns in der Natur. Bald wird der Fahrbahnuntergrund wechseln, vom Teerasphalt zu Schotter. Über zehn Kilometer wird dieses Gerumpel so gehen, immer dem Fluss entlang, der Radovna. Das breite Tal, umgeben von den Eintausender Julischen Alpen, trägt ihren Namen. Ja sie begegnet uns wieder. Gestern in der Vintgar-Klamm war sie bereits Teil dieses spektakulären Naturschauspiels. Bis zum Ort mit dem leichten Namen Zgornja Radovna sieht man nur vereinzelt Häuser. Die meisten trotz, wahrscheinlich gerade wegen jener Abgeschiedenheit, bewohnt. Sonst gibt es hier nur weite Wiesen, strahlend in saftigem Grün und viel Wald, sehr viel Wald. Der Bestand von Laub- und Nadelbäumen hält sich die Waage. Vor uns schürt ein mit Baumstämmen beladener Lastwagen über die kleinen und großen Schlaglöcher. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dem Tempo können wir nicht standhalten, wollen wir auch gar nicht. Endlich sind wir in den kleinen Alpendorf. Das Tal hat sich hier geöffnet, es wird großflächiger. Es gibt eine Attraktion. Das älteste Bauernhaus innerhalb des Nationalparkes liegt direkt an der Straße nach Moistrana, dieser Teil ist sogar asphaltiert. Nicht zu verfehlen, auch nicht für uns. Das auf 1609 datierte Haus ist heute ein Museum mit einer Infostelle zur landschaftlichen Umgebung des Triglavs.



Moistrana haben wir dann ziemlich schnell erreicht. Auf dem Abstecher ins Vrata-Tal fällt ein architektonischer Bau ins Auge. Ein Mix aus Traditionellem und Moderne. Holz und Glas als klassische Komponente wurden in dem Museum für Alpinsport und Bergsteigen verbaut. Sieht neu aus, möglicherweise noch gar nicht so alt. Jedoch liegt unser Fokus auf das Vrata-Tal, genauer auf den Pericnik-Wasserfall, in etwa 4 Kilometer außerhalb des Ortes. 52 Meter stürzt das Wasser hinab und findet das Ziel im Fluss Bistrica, beeindruckend. Das Flussbett ist bei weitem nicht ausgefüllt,wir laufen ein paar Meter direkt darin, ohne nasse Füße zu bekommen. Das kristallklare kalte Wasser schlängelt sich parallel zur unbefestigten Straße. Eng geht es hier zu. Man kann sich vorstellen, was abgeht, wenn im Frühling die Schneeschmelze eintritt, ein reißender Fluss entsteht dann. Wer will, kann noch 6 Kilometer weiter relativ beschwerlich bergauf zur Aljaz-Hütte. Sie ist nach dem Bergpionier der Region Janus Aljaz, der die Hütte oben auf dem Triglav errichtete, benannt und Ausgangspunkt zur Besteigung dieses Berges.
Zurück durch den Ort gelangen wir auf die Bundesstraße, die von Jesenice bis zur italienischen Grenze führt. Wir lassen Kranska Gora noch links liegen, können aber die Abfahrtshänge der Skialpinisten aus der Ferne schon erkennen. Wir wollen nach Planica, ein Katzensprung nur entfernt. Die Zufahrtsstraße ist nicht gerade menschenfreundlich. Holper di Polper. Planica ist kein Dorf, keine Stadt. Es ist ein Alpental, auch „ Tal der Schanzen“ genannt, nur sieben Kilometer lang. Die Staatsgrenze zu Italien ist ganz in der Nähe. Bekannt ist es, wegen der Skiflugschanze, die für eine sehr lange Zeit als die größte seiner Art in der Welt galt. Bis 2017 entsteht hier eine Skisprungzentrum vom Feinsten. Sieben Schanzen sind bereits sprungbereit, mit Sommermatten ausgestattet. Von der Kinder- bis zur Großschanze ist alles fertig. Sonst herrscht Baustellenatmosphäre. Die Flugschanze ist weggerissen, wird grundlegend saniert. Im Fernsehen kommt einem das immer monumentaler vor. Trotzdem ist es für mich in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellbar, mit Latten an den Füßen da hinunterzufliegen. Unglaublich. Genauso unglaublich, dass der extra dafür beschäftigte Kassier zwei Euro für das Parken verlangt. Naja, vielleicht sehe ich das einfach nur falsch.
 

Zwanzig Minuten später sind wir endgültig in Kranjska Gora. Im der kalten Jahreszeit ist er als Wintersportort sehr beliebt, in den restlichen Monaten des Jahres als Erholungsort. Ideal für Wandertouren ins Gebirge. Ein Touristenort eben. So präsentiert er sich auch. Hotels, Pensionen und Appartements prägen das Erscheinungsbild. Eine besonders sehenswerte Altstadt, eine spezielle Sehenswürdigkeit gibt es nicht. Nur die Kirche Maria Himmelfahrt sticht heraus. Wir gönnen uns eine Verschnaufpause, ein Latte Macchiato soll es sein, 1,40 Euro kostet der, gerade einmal halb so viel wie bei uns. Der Kaffee ist generell sehr preiswert in Slowenien, den schmeißen sie dir hinterher, um es salopp zu formulieren. Kaffee trinken dauert bei mir immer eine Weile. Dieses schnelle Schlürfen ist für mich nichts. Ich trinke es als Genussmittel, dementsprechend nehmen wir uns die Zeit.

Über den Vrsic wollen wir ins Soca-Tal, endgültig ins Herzstück der Region, dem Nationalparks. Der Vrsic ist der höchste Gebirgspass Sloweniens. Zwölf Kilometer in sechsundzwanzig Serpentinen geht es auf engen Straßen hinauf, 1600 Höhenmeter. Dennoch kommt man gut voran. Wir halten oft an, schauen tief ins Tal und hoch auf die Zweitausender, deren Gipfel mit Altschnee bedeckt sind. Nach vier Kilometer erreichen wir die Russische Kapelle. Ein besonderes Mahnmal zur Erinnerung an die russischen Kriegsgefangenen, die für den Bau der Passstraße eingesetzt wurden und dabei, in Folge von Lawinenabgängen, verstarben. Der Berg hatte während des ersten Weltkrieges enorme strategische Bedeutung, da es den Streitkräften der österreichischen Armee des Kaisers einen leichteren Zugang zum Soca-Tal, um die Truppen schneller mit Kriegsgerätschaften und Lebensmittel versorgen zu können. Insgesamt hat man knapp zwei Jahre für den Bau benötigt, von 1914 bis 1916. Durch die russischen Kriegsgefangen eigens errichtet. Höchstleistung, der Berg war zu damaligen Zeiten nur schwer erreichbar, geschweige denn befahrbar. Die Kapelle ist im typisch orthodoxischen Stil gebaut. Links und rechts zwei kleine Holztürme, in der Mitte das Zwiebeldach. Leider ist sie geschlossen. Sie steht am Ende eines schmalen Weges, auf dem man einige Treppen steigen muss. Neben ihr ist ein kleiner Friedhof angelegt, unübersehbar durch die Steinpyramide. Ein trügerischer Ort. Ein Idyll in der Natur, auf den ersten Eindruck. Blickt man hinter die Fassade mit dieser Geschichte, wird man ruhiger. Wir befinden uns auf dem Gebiet eines Kriegsgefangenlagers im ersten Weltkrieges. Der Krieg wirft heute noch seine Schatten, ist ja leider immer ein aktuelles Thema in der Welt..
 
Wir fahren weiter und weiter bergauf. Die Schilder in jeder Kurve verraten uns, die wievielte Serpentine wir durchfahren und natürlich die Anzahl der noch zu bewältigenden. Bei Motorradfahrern scheint diese Route sehr beliebt zu sein. Häufig kommen uns ganze Kolonnen entgegen oder überholen uns. Unterhalb der Passhöhe, können wir plötzlich nicht mehr weiterfahren. Nicht die Polizei stoppt uns, keine Verkehrskontrolle. Schafe zwingen uns anzuhalten. Eine Herde von gut fünfzig Schafen. Sie laufen und stehen mitten auf der Straße. Nur langsam bewegen sie sich zur Seite. Grund genug für uns, kurz auszusteigen. Eines mit Gras zu füttern, ist nicht möglich. Dafür sind sie zu scheu, haben im Hochgebirge keinen Kontakt zu Menschen. Sie fressen, fressen und fressen, den ganzen Tag. Gut geht es ihnen in dieser ruhigen Natur, stressfrei. Drei Minuten später sind wir auf der Passhöhe, exakt 1611 Meter über Normalnull sind wir hier. Der Altschnee neben der Straße ist bockelhart. Nur noch Eis. Mit Mühe bringen wir es fertig einen Schneeball zu formen. Gegenseitiges Abwerfen ist Pflicht. Es pfeift ganz schön hier oben, Eine Schutzhütte musste diesen Kräften schon nachgeben. Die Temperatur ist laut Anzeige auf 6 Grad Celsius. Einen wahnsinnig schönen Blick hat man von der Berghütte Ticarjev, einer Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit für Gipfelstürmer und Passüberfahrer, ins Soca-Tal. Dort wollen wir hin. Dafür müssen wir die fünfundzwanzig kehren auf der anderen Seite nach unter bewältigen. Fünfzehn Minuten brauchen wir für die ebenfalls zehn Kilometer. Ordentliche Belastung für die Bremsen. Unten angekommen, hört die abfallende Neigung der Straße bis zum Ort Soca nie auf. Ab sofort ist der Fluss, die Soca, unser ständiger Begleiter. Mal links, mal rechts. Offiziell trägt er den Namen Trenta im Oberlauf. Ein urtümlicher Fluss, die Ufer sind wild und nicht begradigt. Da ist wieder dieses Leuchten des hellen Wasser in Türkis, wie schon so oft gesehen. Wer will, kann den Weg zur Quelle auf sich nehmen. Von hier beginnt auch der Wanderweg, Zwanzig Kilometer entlang des Flusses. Man kann sich beliebig einklinken, Es gibt genügend Parkplätze mit Einstiegsmöglichkeiten. Viele nutzen das. Immer wieder sind Hängebrücken zu sehen, die jeweils auf die andere Seite der Soca führt. Teilweise sind sie auch Zufahrtsweg zu den Häuser der Anwohner. Sie schwanken etwas, als wir auf einer der zahlreichen stehen, halten jedoch allem stand. Die Sicht auf das Wasser ist auch nicht ohne.

 
Wir bewegen uns östlich des mächtigen Triglavs, dessen Gipfel auf 2864 Höhenmeter durch die Wolken verhangen ist. Er ist das Zentrum des gleichnamigen Nationalparks. Gleichzeitig auch das nationale Symbol Sloweniens und Mittelpunkt des Landeswappens. Er gilt als Ausdruck für das Nationalbewusstsein. Als Bürger dieses Landes soll man ihn mindestens einmal im Leben bestiegen haben. Kultstatus.

Nahe dem Weiler Trenta begegnen wir dem Alpengarten. Der Botanische Garten besitzt etliche Pflanzen, die in den Karawanken, den Friaulischen und Julischen Alpen vorkommen. Einige davon gibt es nirgends woanders auf der Welt. Hundert meter weiter stehen drei Häuser und eine Kirche. Ein traumhaftes Gesamtbild.
 
Die Hinweisschilder für Campingplätze und Unterkünften in Appartements häufen sich. Angebote gibt es genügend. Die Häuser mehren sich, das moderne Besucherzentrum des Triglav-Nationalparks mit allen interessanten Fakten, Informationen und Tipps befindet sich mittendrin.

Immer wieder kommen uns Motorradfahrer entgegen oder überholen uns, ganze Kolonnen sind on tour. Da ist besondere Obacht gefordert. Bis zum nächsten Ort Soca ist es nicht weit. Das langgestreckte Dorf weist keine Besonderheit auf. Sogenannte Naturdenkmäler gibt es genug. Die Trogschluchten sind in diesem Zuge erwähnenswert. Einfach der Ausschilderung Velika Kolpata folgen, dann kann man von der Hängebrücke spektakulär in die Schlucht mit dem smaragdfarbenen Wasser der Soca hinabschauen. Wieder diese unglaubliche Natur.

Wir machen uns nun auf den Weg nach Bovec., kommen mehr und mehr heraus aus jenem Herzstück, welches wir seit Kransjka Gora durchstreifen.

Das Soca-Tal war außerdem Schauplatz eines traurigen Kapitels unserer Weltgeschichte. Einer der härtesten Schlachten im 1.Weltkrieg zwischen der österreichischen und italienischen Armee fand dort statt, mit einem berühmten Beteiligten. Der Schriftsteller Ernest Hemingway verrichtete den Sanitätsdienst auf italienischer Seite, ehe er nach zwei Monaten so stark verwundet wurde, dass er als gefeierter Held in seine Heimat zurückkehrte. Eine bewegender Abschnitt im Leben Hemingways, weil er im Lazarett eine unglückliche Liebe zu der 10 Jahre älteren Krankenschwester Catherine Barkley und mit ihr später in die damals neutrale Schweiz floh. Das ist sie heute noch. Jedenfalls verarbeitet er seine grausamen Erlebnisse literarisch in dem Werk “In einem anderen Land“. Der Krieg forderte hunderttausende Tote, auch durch den heimtückischen Einsatz von Giftgas im Jahre 1917, der letzten Schlacht in diesem Tal. Kann man gar nicht glauben, wenn man in diesem Teil Sloweniens unterwegs ist. Zeugnis jenes Grauens und Ausmaßes ist die Kriegsgräberstätte vor der Abzweigung nach Bovec. Ich kann es gar nicht schätzen, wie viele Grabmale gesetzt sind. Hunderte?Tausende? Ein trauriger Ort.



Die Flitscherklause, gute 5 Minuten von der Abzweigung nach Bovec entfernt, ist uns einen Abstecher wert, so hoffen wir. Fälschlicherweise parken wir erst einige Meter zu früh. Wir wundern uns, dass wir kein burgähnliches Gebäude sehen. Ein Waldweg führt steil hinab zum Wildwasserfluss Koritnica, der in die Soca mündet. Ich ziehe mir die Schuhe aus, will meine Füße kurz in das Gebirgswasser halten. Länger wie eine Minute halte ich es nicht aus. Oweiha ist das kalt, zu kalt. Dementsprechend bin ich wieder froh in festem und warmen Schuhwerk zu stecken. Über das Landschaftsbild muss ich nichts weiter sagen, ich würde mich wiederholen.

Schnell den Berg wieder hochkrachselnd kommen wir oben beim Auto an, völlig außer Puste, die Lunge arbeitet. Wir fahren hundert Meter weiter und da ist sie, die von 1881 bis 1883 erbaute Flitscherklause. Ein rechteckiger Klotz, kein burgtypischer Charakter. Sehr gut erhalten, stellte sie zusammen mit dem Fort Hermann, über ihr gelegen, eine uneinnehmbare Verteidigungsanlage für die gegnerischen Truppen dar. Die Italiener versuchten an dieser Front erfolglos in das österreichische Gebiet vorzudringen. Sie thront über den tiefen Schluchten der Koritnica. Ein Museum ist dort untergebracht. In dem kleinen Innenhof werden von Zeit zu Zeit Stücke aufgeführt. Unter architektonischen Aspekten betrachtend unspektakulär, die majestätische Lage beeindruckt dagegen schon. Ist jetzt nicht unbedingt ein Highlight, hat nur erneut diesen geschichtsträchtigen Hintergrund.

Wir fahren nun zurück, an der Gabelung von vorhin geht es jetzt gerade aus, in Richtung Bovec. Mittlerweile ist es schon vier Uhr nachmittags, die Zeit vergeht wie im Flug. Wahnsinn. Wir machen uns auf den Weg in die Hauptstadt, nach Ljubiljana. 114Km zeigt der Freund und Helfer des Reisenden, das Navigationssystem. Knapp zwei Stunden werden wir brauchen, fast alles nahezu Landstraße. Hmm.

Hinter dem Örtchen Bovec, lohnt sich wirklich ein kurzer Stopp. Wenn sie auf der Most Boka stehen, ist der riesige Wasserfall des Flusses Boka bereits zu erkennen. 100 Meter stürzt das Wasser aus dem Felsen in die Tiefe. Wir versuchen uns durch das breite und weiße Flussbett, welches begehbar ist, in die Nähe dieses mächtigen Schauspiels zu kämpfen. Das Wasser hat sich zurückgezogen.Sehr beschwerlich. Nach hundert, zweihundert Meter geben wir auf. Das zieht sich extrem hin. Die Zeit und Muse haben wir ehrlicherweise nicht. Lieber stellen wir uns noch einmal auf die Brücke und schauen eben aus der Ferne. Unter uns die Boka, die in die Soca plätschert. Von unserer Position aus kann man die enorme Kraft erkennen. Irre.

Der Weg treibt uns weiter .Wir sind nahezu heraus aus dem Hochgebirge, schlängeln uns an der Seite der Berge entlang. Kobarid liegt auf jenem Weg in die Hauptstadt. Ein leichter mediterraner Einfluss ist wahrnehmbar. Man merkt, dass man dem Süden näher rückt. Italien ist schließlich um die Ecke. Die Temperaturzahl des Thermometers erhöht sich um zwei bis drei Grad. Die typischen Gewächse, wie Oleander und Geranien, finden an den Bürgerhäusern ihren Platz. Ein enge Straße führt vom Dorfplatz hinauf auf den Hügel. Im ersten Moment wissen wir nicht so recht, wo sie hinführt. An der Seite tauchen immer wieder religiöse Motive aus Gestein. Kreuzwegstationen sind dort dargestellt. Vor ihnen sitzen Menschen und beten. Wir ahnen, dass wir möglicherweise zu einer Wallfahrtskirche gelangen. Nicht ganz. Auf dem Plateau des Miniberges befindet sich das Italienische Beinhaus. Es ist ein Friedhof für die gefallenen italienischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Ein Monumentalbau. Man fühlt sich ganz klein wenn man unten auf dem Parkplatz steht. Zwei Treppen führen hinauf zur Kirche des Heiligen Antonius von Padua. Eröffnet wurde es 1918 von dem damaligen Diktator Benito Mussolini. Pompös, wie sich das für ihn gehörte. Die Vergangenheit wirft ihre Schatten voraus. Von hier oben, hat man einen wunderschönen Blick ins Tal. Links und rechts die Berge. Die immer breiter werdende Soca schlängelt sich durch die atemberaubende Landschaft. Das entfernte Tolmin mit seiner Festung ist zu erblicken. Dazu die Sonne mit ihren warmen Strahlen. Perfektes Bild. Sonst lebt die Gemeinde mit ihren 4000 Leuten von der sportlichen Aktivität der Touristen. Es ist das Zentrum der Wildwasser – und Kajakfahrer. Sie sind immer wieder an und auf dem Fluss zu entdecken, paddeln durch die Stromschnellen. Ein Paradies für diesen Sport.

Ljubiljana wartet auf uns. Wie bereits erwähnt, ist es an der Zeit die Hauptstadt zu erobern. Doch der Weg dorthin ist noch lang, länger und beschwerlicher als erwartet. Anfangs kommt man gut voran, bis Tolmin kann man Meter machen. Den kleinen Ort durchfahren wir, halten aber nicht an. Auch die über der Stadt thronende Festung macht die Sache nicht interessanter. Die Straßen werden kurviger und enger. Hinter Tolmin bemerken wir verwundert, wie breit der Fluss geworden ist. Es hat schon „Seecharakter“. Obendrein dieses ultrablaue Wasser. Dazu das einsetzende Abendlicht. Traumhaft. Die Soca und die Idrijca fließen in dem winzigen Ort Most na Soci, der auf einem Felsvorsprung gelegen ist, zusammen. Grund genug, um kurz auszusteigen und auf eine der Bänke fünf Minuten Platz zu nehmen. Fotografieren nicht vergessen.
 
 
Auf der weiteren kurvenreichen Fahrt durch schmale Täler, kleine Dörfer und Städte ist Konzentration gefragt. Auch mittelgebirgsartige Berge müssen überwunden werden. Dem Beifahrer kann es da leicht übel werden. Die slowenischen Autofahrer stellen sich nicht als die geduldigsten dar. Wo es geht, werden die Kurven geschnitten oder die vorausfahrenden Fahrzeuge überholt. Sei es nur auf den letzten Drücker. Die teilweise engen Straßen tragen ihren Teil zusätzlich bei. Ob da immer zwei Autos nebeneinander passen, bin ich mir wirklich nicht sicher. Maximal 1,80m Breite pro Fahrbahn. Die zahlreichen Baustellen in jedem zweiten Dorf geben Hoffnung auf Besserung.

Nahe Logatech erreichen wir endlich die Autobahn. Höchste Eisenbahn. Die restlichen 30km in das Zentrum Ljubiljanas sind fix absolviert . Wir freuen uns auf das Appartement, mitten in der Stadt. Extra am Morgen über das Internet gebucht. Denkste!
 

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