Senj liegt eigentlich sehr idylisch.
Direkt am Meer gelegen, die zwischen Rijeka und Zadar gelegene
7000-Einwohner-Stadt wird vom Hinterland durch das Gebirge des
Velebit vom Hinterland abgetrennt. Unsere Route nach Senj führte uns
über den Vratnik, einem 700m hohen „Bergpass“. Von oben hat man
einen atemberaubenden Blick auf die Stadt im Tal, im Hintergrund
liegt das Meer. Die vorgelagerten Inseln, die die kroatischen
Küstenregionen von Nord nach Süd prägen, sind ebenfalls zu sehen.
Eine grüne, baumreiche Vegetation prägt die Umgebung rund um den
Berg, den Gebirgszug des Velebits überhaupt.
Von dem Bergübergang
sind es nur wenige Kilometer hinab nach Senj. Die Straße schlängelt
sich serpentinenartig ins Tal, in einen der ältesten Orte der oberen
Adriaküste. Bereits zur Römerzeit war es unter dem Namen Senia eine
bedeutende Siedlung.


Ab dem 12. Jahrhundert besiedelten die Kroaten
das Gebiet und gehörte zum Geschelcht der Frankopanen. Nach der
Befreiung von den Osmanen blühte Senj auf, erwarb Wohlstand durch
Handel und Seefahrt. Man duellierte sich mit den nördlich gelegenen
Rijeka und Bakar um die Bedeutung als Haupthafen. Das Rennen verlor
man, auch wegen des fehlenden Anschlusses an das Eisenbahnnetz. Mit
dramatischen Folgen. Die Industrie kam zum Erliegen, Menschen
wanderten aus. Heute ist das Leben auch nicht sehr viel leichter zu
bewältigen. Der Tourismus spielt eine zentrale Rolle. Man versucht
mitzuhalten, mit den Zadars, Trogirs, Pags und Krks dieses Landes.
Gelingen tut das eher nicht. Der Zahn der Zeit nagt an der Stadt. Die
Häuser bräuchten eine Frischzellenkur. Der Putz fällt ab, die
Holzfenster verlieren ihre Isolierfunktion. Es ist grau und trist. Es
tut einem fast leid. Wir laufen durch die Straßen Senj’s. Über
uns thront die Festung Nehaj auf dem gleichnamigen Berg, mit dem
quadratischem Grundriss und vier Halbtürmen an jeder Eckseite.
Quadratisch, praktisch, gut. Gut erhalten jedenfalls. Im 16.
Jahrhundert wurde sie, mit Baumaterial aus abgerissenen Häusern aus
der Umgebung Senj’s, erbaut. Sie war Hauptstützpunkt der Usoken,
einer Gemeinschaft von Kriegsflüchtlingen. Ein Kulturdenkmal, eine
Sehenswürdigkeit, das heute ein Museum beherbergt. Die einzig
nennenswerte eigentlich. Leider, weil der Ort mit seiner Umgebung und
seiner Natur, dem Meer und dem Velebit, Potential für mehr hätte.
Die Voraussetzungen wären gegeben. Nur ist der Ort im Laufe der
Jahrzehnte stehen geblieben, hat die Entwicklung zum Urlaubsort
verschlafen. Eben auch ein Beispiel für Kroatien. Es ist nicht alles
Gold, was glänzt. Der Tourismus ist die Lebensader. Funktioniert
dieser Wirtschaftszweig in den Regionen nicht, geht es den Menschen
auch nicht bestens. So auch in Senj.
Nach wie vor stürmt es heftig. Das
Meer ist in Wallung. Zum Abschluss wollen wir unser restliche Kuna in
ein Abendessen investieren. Mit Blick auf das Wasser werden wir
fündig und sitzen in geschützter Lage am Tisch. Sehr freundlich
heißt uns die Bedienung, in diesem Fall ein junger Mann, willkommen
und preist uns die Spezialitäten des Hauses an. In perfektem Deutsch
übrigens. Seine Intention ist klar, er zielt auf unser Trinkgeld.
Das bekommt er auch. Wenn auch es oftmals zu freundlich und insgesamt
zu übertrieben wirkte. Nicht authentisch. Aber das ist nur ein
kleiner Kritikpunkt. Die Grillplatte ist sehr fein und lecker.
Verschiedene Fleischsorten als Filet, Steak oder Spieß waren im Nu
verputzt, dazu Pommes als Beilage. Satt bis oben, Platz für den
Nachtisch muss aber immer noch sein. Das kostenlose Dessert, ein
Eierkuchen mit Apfelmus und Puderzucker, rundete nicht nur das
fantastische Essen, sondern die gesamten neun Tage voller Erlebnisse
grandios ab.
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