Auschwitz. Jeder kennt diesen Namen. Er steht für Schrecken, Gräuel
und unmenschliche Taten. Millionen von Menschen kamen in den
Konzentrationslagern um. Massenmorde. Bevor wir diese besichtigen,
besuchen wir die Stadt. Im polnischen heißt sie Oswiciem. Außer den
Polen selbst, weiß das keiner. Die Stadt überrascht uns. Junge
Leute sind unterwegs. Nichts ist von trüber Stimmung oder sonstiger
Verbitterung zu sehen. Warum auch? Das Leben geht seinen Gang, mit
oder ohne Vergangenheit.
Die Stadt macht Werbung. Nicht mit den Konzentrationslagern, sondern
mit ihrer kleinen, feinen Altstadt. Die erstreckt sich in der Nähe
des Ufer der Weichsel. Von der gegenüberliegenden Uferseite sieht
man die Silhouetten der Bauten beinahe malerisch. Auch das Schloss,
direkt an der Weichsel, ist unübersehbar. Zu ihr führt eine Brücke,
über den Fluss. Damit verbunden auch in das Zentrum, die Altstadt.
Der große, rechteckige Marktplatz ist das eindrucksvollste Ensemble
Auschwitz. Die Einwohner laufen aus allen Himmelsrichtungen quer über
ihn. Kleinstadtcharme. Gepflegte Bürgerhäuser rundherum, der warme
Gelbton des Rathauses sticht hervor. Kleine Läden, Boutiquen,
Bäckereien und Cafes sammeln sich am Platz. Die beinahe monumental
wirkende katholische Kirche aus weinroten Ziegelsteinen ist nur einen
Katzensprung entfernt. Von hier kann man noch einen Blick auf die
Weichsel und das Schloss aus der anderen Perspektive erhaschen.
Auschwitz war im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum. Ein Herzogtum.
An der Grenze zwischen den Slawen und Deutschen. Am Zusammenfluss von
Weichsel und Sola. Um 1400 blühte die Stadt, stieg zum
Handelszentrum auf, erhielt die Gerichtsbarkeit. Indiz für
Wohlstand.
Dann setze die Landflucht ein, vorrangig die Deutschen
verließen Auschwitz. Die Chance für den polnischen König
Kasuimierz IV.. Der kaufte das Gebiet, schloss es an Krakau an. Der
Anteil der Juden in der Bevölkerung stieg ab da an. Trotzdem hatte
Auschwitz Ende des 18. Jahrhunderts seine einstige Bedeutung
verloren. Durch die verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen
in Europa gehörte man nach dem Wiener Kongress zur Monarchie
Österreichs.
Der Zweite Weltkrieg. Das grausame Schicksal Auschwitz ist damit
verknüpft. Jeder kennt die Geschichte vom Konzentrations- und
Vernichtungslager,von der Vergasung der Juden, vom Massenmord an der
Menschheit.
Die ehemaligen Buna-Werke aus damaligen Zeiten, die für den
Kriegsprozess der Nazis von großer Bedeutung waren, Gummiprodukte
wie Reifen für die Motorisierung im kriegerischen Wahnsinn, ist
heute der größten Arbeitgeber der Stadt. Ein Chemiekonzern, zur
Lanxess AG gehörend, der vorrangig Kautschukgummi herstellt.
Dichtungen, Schläuche, Kabelummantelungen oder Reifen stehen nun im
Sortiment der Produktpalette. Sonst ist der Dienstleistungssektor in
jeglichen Branchen der Wirtschaftszweig zum Wohle der Menschen
vorherrschend. Er schafft das Groß der Arbeitsplätze.
Jüdische
Bevölkerung ist heute nur noch wenig vorhanden. Eine kleine
Minderheit lebt nur noch in der Stadt. Dennoch gibt es ein jüdisches
Zentrum. Nur ein bis zwei jüdische Gebetshäuser haben jene
grausamen Jahre des Krieges überlebt. Diejenigen wurden danach noch
als Teppichlager genutzt. Irgendwie auch nicht respektvoll. 2000
wurde zumindest eine nach einer Restauration wiedereröffnet. In
diesem Zuge entstand ein verhältnismäßig winziges Museum.
Wenigstens eine Erinnerung an jüdisches Leben in Auschwitz.
Eigentlich bleibt die Stadt Auschwitz, wenn man die
Konzentrationslager außen vor lässt, eine normale, einfache
Kleinstadt. Provinzielles Spießbürgertum eben. Nichts negatives.
Lachendes junges Blut, in Form von Menschen, geben Auschwitz ein
frisches Bild. Der Kontrast zu dem, was im Anschluss kommt. Den
Staatlichen Museum von Auschwitz-Birkensau. Den Konzentrations- und
Vernichtungslagern.
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