18 Juni 2015

Jeder kennt das Gefühl (Teil 17)

Ein Urlaub verläuft selten perfekt, also komplett reibungslos. Ohne Zwischenfall, ein Rädchen greift ins andere. Nie, bei mir jedenfalls.

"Vom Riesengebirge durch den Süden Polens", unser Trip. Mittlerweile waren wir in Krakau. Drei Tage in dieser lebendigen und grandiosen Stadt. Drei richtig coole Tage hatten wir hinter uns. Altstadt mit Wawel, das Kazimierz, das Salzbergwerk Wieliczka usw. Dann kam die Abreise. Wir hatten ein schönes und gemütliches Appartement in der Krowoderska-Straße. In einem Altbau. 2 km vom unmittelbaren Stadtzentrum entfernt, zu Fuß. Mit dem Auto waren es dann 3,5km, laut dem schlauen Navigationsgerät. Also perfekt eigentlich. Wir wollten weiter, nach Zakopane in die Hohe Tatra. Koffer alles fertig gepackt, bereit zur Abreise. Die Tür fällt hinter uns zu, die Schließkarte für das Schloss blieb wie vereinbart im Appartment. Soweit alles gut. Wir tragen das Gepäck hinunter, vom 5. Stock wohlgemerkt, das war ganz oben. Das Auto war startklar. Da macht es bling. Wie wenn der Blitz dich aus heiterem Himmel trifft. Es fehlt etwas. Jeder kennt das Gefühl. Nur wir konnten nicht mehr hinein. Die Karte lag im Appartement und wir standen betröppelt draußen.
Die Brille fehlte. Ja, das Hilfsgestell für die Augen.

Es gab nur ein Problem. Die Rezeption für das Appartement war mitten im Altstadtkern, in einer Nebenstraße vom großen Platz. Verdammt. Nun gab es drei Möglichkeiten. Zu Fuß dorthin, mit dem Auto oder es sein lassen. Manchmal geht man gern den leichten Weg und lässt alle Viere gerade sein. Nur ist so ein Gestell nicht billig, also entschied das Geld. Zurecht. Die Frage ob zu Fuß oder Auto war schnell beantwortet. Auto.
Das hieß 3,5km, durch den Stadtverkehr. Gott sei dank ging das ziemlich flüssig.

Mittlerweile kamen uns Zweifel, ob die Brille überhaupt im Appartement sei. Vor Abreise hatten wir alles kontrolliert, nichts war mehr da. Also gingen wir alle Lokale durch, die wir besucht hatten. Vielleicht habe ich sie irgendwo liegen gelassen. Wäre keine Neuheit. Cafés, Bars, Restaurants oder Kneipen. Das Erinnerungsvermögen war erschreckend schlecht. Ein Café im jüdischen Viertel kam in Frage. Dort fuhren wir als erstes hin. Fehlanzeige. Da war nichts.

Also blieb nur das Appartement. 10 Minuten später saßen wir mit neuer Türkarte im Auto. Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen. Langsam fing es an zu nerven.
Zurück an der Krowoderska. Keine Parkplätze. Musste ja so sein. Kurz angehalten, hinaus gesprungen. 2 Minuten später hatten wir sie, die Brille. Das Übel allen Aufruhrs. Hinter dem Nachttisch auf dem Boden lag sie. Das Schmunzeln der Selbstironie ging uns nicht mehr aus dem Gesicht.
Mit einer Stunde Verspätung ging es erleichtert auf den Weg Richtung Zakopane. Mit einem kuriosen Erlebnis reicher.

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