Die Region um Zadar ist wohl eine der
beliebtesten Urlaubsziele Kroatiens. Das Gefühl, dass jedes zweite
Auto ein deutsches Kennzeichen besitzt, täuscht nicht. Mit dem
nördlichen Istrien bietet es sich jährlich einen Wettbewerb um die
Touristen.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts
begann die Entwicklung der Hafenstadt zum Fremdenverkehrsort an der
Adria. Heute ist Zadar ein Zentrum dieser Art in Kroatien.
Die Stadt im norddalmatischen Raum
umfasst heute immerhin 75000 Einwohner. Der Tourismus bietet Ihnen
ausreichend Arbeitsplätze. Die Menschen sind von diesem
Wirtschaftszweig natürlich abhängig, das alte Thema. Trotzdem
bringt es ihnen einen gesunden Lebensstandard und Wohlstand. Das ist
das Wichtigste.
Der Check-In über das Internet
gebuchte Hotelzimmer ist etwas konfus. Nicht das Einchecken, auch
nicht das Hotel, das war sehr schick, sogar mit Pool. Das Zimmer war
sehr komfortabel, wir bekamen mit stolzer Ankündigung ein Zimmer mit
Balkon. Nur war der Preis eher das Problem, es herrschte keine
Einigkeit darüber. Die Mitarbeiterin wollte uns 20 Euro mehr, als im
Internet über booking.com angeboten und gebucht, abknöpfen. Es
dauerte bis sie die Buchungsmail im System fand. Erst stürzte der
Computer ab, dann funktionierte das WLAN nicht, welches so oder so
nicht bei uns ging. Man zweifelt ja fast schon an sich selbst, obwohl
wir uns hundertprozentig sicher waren. Doch irgendwann fand sie die
Bestätigung. Wir hatten Recht. Eine Entschuldigung für die kleine
Unannehmlichkeit erhielten wir, schob es aber weiter auf die
Angestellte. Naja, seis drum. Kurz duschen, frisch machen und ab in
die Stadt. Die ist circa 3 bis 4km Fußweg entfernt, also eine
Dreiviertelstunde. Das Auto ist das geeignetere Hilfsmittel zu
angebrochener später Stunde.
Zadars Altstadt ragt auf einer
Halbinsel ins Meer hinein. Die breite und wuchtige Stadtmauer fällt
von außen sofort ins Auge. Durch mehrere Tore wird sie durchbrochen
und man gelangt so in die venezianisch geprägte Altstadt. Wir gehen
über die lange Fußgängerbrücke, beleuchtet mit grellem Licht aus
großen Leuchtröhren. Wenig venezianischer und historischer Charme.
Das ändert sich auf der anderen Seite mit dem Einritt in den
historischen Stadtkern . Das Straßenbild ändert sich schlagartig.
Historisch, voller Charme, attraktiv und sehenswert sind die spontan
treffenden Attribute.
Außen findet das einfache Leben dort
statt. Mehrparteienhäuser, Geschäftsgebäude bestimmen die Szenerie
unmittelbar am Festlandufer. Auch das ändert sich. Schnucklige
Einfamilienhäuser haben die Überhand. Von Plattenbauten ist nicht
übermäßig viel zu sehen. Fast schon Vorstadtcharakter. In den
Balkons und Vorgärten hängt die Wäsche zum Trocknen. Die
Motorroller knattern durch die Straßen. Die Bewohner gehen ihrer
Arbeit nach, kommen von ihr nach Hause, lassen den Tag gemütlich
ausklingen. Das südländische Flair macht sich auch in Zadar
bemerkbar.
Innen, im Stadtkern, ist es fast
umgekehrt. Es ist ganz schön Trubel. Die Touristen schlängeln sich
durch die engen Gassen. Körper an Körper. Wahre
Krebse sind unter ihnen. Durch das ganztägige Sonne und das
nachlässige Eincremen mancher ziehen sie ihre Haut in
Mitleidenschaft. Hautkrebs ole. Ich mache es aber nicht anders.
3000 Jahre History
Wir erreichen geradewegs den
Volksplatz, zugleich einer der Mittelpunkte des öffentlichen Lebens.
Das Rathaus und das Renaissancegebäude
der Stadtwache sind an jenem, insgesamt kleinen Platz beheimatet. An
der Südseite des Platzes vervollständigt eine Loggia das stimmige
Bild. Da kann man es sich getrost auf den Stühlen des ansässigen
Restaurants bequem machen und sein Abendessen in charmanter
Atmosphäre dort genießen. Tun auch einige.
Unser Magen hat sich auch schon zu Wort
gemeldet. Das Letzte haben wir am späten Mittag gegessen. Jetzt ist
es 21 Uhr. Daher ist es an der Zeit das Problem aus der Welt zu
schaffen. In einem kleinen Innenhof in einer der verwinkelten Gassen
werden wir fündig. Ruhig, abseits vom Trubel, stilvoll eingerichtet
und kroatisch. Bei einer Grillplatte lassen es wir uns gut gehen.
Zurück in die Touristentraube auf die
Flaniermeile namens Kalelega. Alle Gebäude wurden während des 2.
Weltkrieges zerstört. Das merkt an. Zwar hat man versucht, die
Ursprünglichkeit aus alten Tagen wiederherzustellen, gelungen ist
das nur teilweise. Der Charme eines südländischen und kroatischen
Küsten- und Touristenort geht nicht verloren. Links und rechts haben
sich Modegeschäfte angesiedelt. Darunter die typischen Ketten,
jedoch auch kleine und individuelle Boutiquen. Blickt man nach vorn,
sticht einem das offizielle Wahrzeichen des Altstadtkomplexes ins
Auge, die St. Donatius-Rundkirche. Benannt nach dem dem gleichnamigen
Bischof aus dem 15. Jahrhundert, der für ihren Bau verantwortlich
war. Ihr 27m hoher Glockenturm ragt in den Himmel und ist daher gar
nicht zu übersehen. Keine Kathedrale, kein Dom, keine Basilika. Eine
Kirche, trotzdem ist sie ein sehr repräsentatives Gotteshaus, wie
üblich bei den Katholiken. Heute ist sie durch ihre klangvolle
Akkustik ein beliebter Veranstaltungsort für Sommerkonzerte. Die
Kirche wurde auf den Fundamenten eines alten römischen Tempels
gebaut. Davon sind noch einige Mauerreste und Säulenfragmente neben
der altkroatischen Kirche zum Anfassen zu sehen. Wir befinden uns am
zentralen Hauptplatz Zadars. Forum heißt dieser. Der Name orientiert
sich dabei an der römischen Bezeichnung für die wichtigsten
Bereiche, auf denen sich das öffentliche Leben abspielte. Ein Indiz
für die lange Geschichte Zadars. 3000 Jahre kann nicht jeder
vorweisen. Die erste Siedlung entstand im 4. Jahrhundert, im
Zeitalter des Stammes der Liburnen. Die Römerzeit ist heute noch
sichtbar, das macht das Forum ganz deutlich und man war kein kleiner
Fisch. Das symmetrische Straßennetz, Befestigungsanlagen, Tempel und
Thermen wurden allesamt gebaut. Man erhielt den Status einer Kolonie
römischer Bürger zu sein. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert
wechselten sich die Besitzer ab. Mal die Kroaten, mal die Ungarn und
dann mal wieder die Venezianer. Jeder durfte sich austoben. Endgültig
kauften die Venezianer Dalmatien Anfang des 15. Jahrhundert. Zadar
wurde zur Festung ausgebaut und damit zu einem Handels- und
Verwaltungszentrum erhoben. Unter österreichischer Herrschaft war
Zadar Hauptstadt des Königreiches Dalmatien. 3000 Jahre Geschichte
voller Bedeutung. Gewaltig. Das spürt man sofort auf dem Platz.
Ebenfalls an dem zentralen Stadtplatz
ist die Kathedrale der Heiligen Anastasia angesiedelt. Sie ist nach
der Schutzheiligen der Stadt geweiht. Es ist die größte ihrer Art
in Dalmatien. Ihr heutiges romanisches Aussehen erwarb sie im 12.
Jahrhundert. Doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Ein
drittes Gotteshaus gibt es noch. Die Basilika der Heiligen Maria. Es
ist nicht so, dass sie nur eine kleine Kirche oder eine Kapelle ist.
Nein, nein. Je größer, desto besser. Ein dreischiffiger Kirchenbau
im frühromanischen Stil, das im 10. Jahrhundert errichtet wurde.
Wieder dieser hohe Glockenturm. Es wird geglotzt, nicht gekleckert.
Ich finde es übertrieben. Es ist nicht gegen den Glauben an sich
gerichtet, nur gegen den praktizierten Protz. Etwas Demut schadet an
manchen Stellen nicht. Meine subjektive Meinung.
Im direkt angrenzenden ehemaligen
Benediktinerinnenkloster wird die Dauerausstellung „Gold und Silber
von Zadar“ gezeigt. Verschiedene Objekte, extrem wertvoll, der
Kirchenkunst stammen teilweise aus dem 8. Jahrhundert. Darunter
Kelche, Stickereien, Skulpturen, Wandteppiche, Schriftstücke oder
Reliefs als Beweis aus vergangenem Reichtum. All das wurde von den
Benediktinerinnen geschützt und aufbewahrt, überstand so die
kriegerischen Phasen über die langen Zeiträume. Das ist fast
einzigartig in Europa.
Eine Touristenattraktion an diesem
historisch bedeutenden Platz ist noch zu erwähnen. Das
Archäologische Museum, unmittelbar in Nachbarschaft zu den eben
genannten Sehenswürdigkeiten, dokumentiert die Entwicklung der
Region um Zadar von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Mehr als 80000
Exponate werden ausgestellt. Für das Besucherhirn kaum greifbar. Ist
nicht unser Thema. Daher besuchen wir es nicht. Zu spät ist es
außerdem.
Das Meer können wir schon sehen. Klar,
dass es uns die wenigen Metern dorthin zieht. Die Faszination ist zu
groß. Wir könnten stundenlang hinausschauen.
Mittlerweile dämmert es, die Lichter
gehen an und beleuchten kunstvoll historische und sehenswerte
Bauwerke.
Unser Highlight Zadars
Die Menschen strömen zur Meeresorgel.
Für mich stellt sie die Attraktion Zadars dar, trotz der Massen an
Leuten ist es ein Ort der Entspannung, speziell in den Abend- und
Nachtstunden. Durch Wellenbewegungen des Meereswassers wird Luft in
die betonierten Orgelpfeifen gepresst und dadurch entstehen
klangvolle Töne, je nach Wellengeschwindigkeit oder Größe der
jeweiligen Pfeifen. Ein Architekt namens Nikola Basic hat dieses
kunstvolle Instrument erschaffen. Ein genialer Typ. Wir setzen uns
auf die zahlreich vorhandenen Stufen, schauen auf das Meer hinaus,
sehen in der Ferne die Lichter der gegenüberliegenden Insel und
hören die beruhigenden Töne der Meeresorgel zu. Eine entspannende
Atmosphäre. Automatisch vergehen die Minuten ohne das man sie
registriert. Ideal für Romantiker, für verliebte Pärchen. Aber
auch für diejenigen, die das nicht sind. Jedem beschleicht in diesem
Moment ein Gefühl der Glückseligkeit.
Nebenan sorgt eine weitere Attraktion
für Furore. Geniale Lichteffekte geben bei Eintritt des
Sonnenuntergangs ein eindrucksvolles Spektakel ab. Lichtelemente
setzen in verschiedenen Farben gleichzeitig oder abwechselnd
ein. Wirklich futuristisch. Je dunkler es wird, umso greller, umso
bestimmender kommen die Farben zur Geltung. Wir stellen uns
punktgenau in die Mitte des 22m Durchmesser umfassenden Kreises.
Unter uns spielen die Lichtelemente miteinander, die Farben verändern
sich blitzschnell. „Gruß an die Sonne“ heißt es. Wie die
Meeresorgel von Nikola Basis geschaffen. Es besteht aus dreihundert
mehrschichtigen, kreisförmig angeordneten Glasplatten, ist der Form
eines Amphitheaters nachempfunden. Rundherum sind auf Steinwürfeln
die Planeten unseren Sonnensystems dargestellt. Von Neptun bis zum
Pluto. Beides zusammen ist für uns die Sehenswürdigkeit Zadars. Von
der nördlichsten Spitze der Altstadthalbinsel laufen wir die
Promenade, die Riva, in Richtung Süden, zum prachtvollen Sitz der
Universität der Stadt. 2003 wurde sie erst gegründet, ist also noch
recht jung.
Wir laufen durch die Straßen und
Gassen der Altstadt. Vorbei an kleinen Kirchen. Unzählige gibt es
davon. Viele Restaurants und Bars haben geöffnet. Wir sind pappsatt.
Der Bauch platzt bald und dann noch dieser Geruch von Essen. Das kann
nicht immer verlockend sein. Trinken wollen wir auch nichts, dafür
haben wir keinen Trend mehr. Hotels sind eher selten im Stadtkern zu
sehen. Einige Apartments sind ausgeschildert, die sind jedoch nur zu
Fuß zu erreichen. Die Hotels mit den 3,4 oder 5 Sternen sind im
Nachbarviertel.
Der Fünf-Brunnen-Platz ist ein Zeugnis
der alten Wasserversorgung aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist es ein
Park, der erste öffentliche in Dalmatien. Eine große Zisterne mit
fünf Brunnen wurde aus Schutz vor Angriffen der Türken errichtet.
Man musste das Wasser sichern. Ohne Wasser kein Leben. Das gilt
bekanntlich heute noch. Bis ins 19. Jahrhundert wurde so die
Versorgung gewährleistet. Das Landtor aus venezianischen Tagen
grenzt sozusagen die Altstadt von der „Außenwelt“ ab. Es ist der
Haupteingang, früher wie heute. Geht man hindurch, steht man
inmitten einer grünen Oase. Der Vladimir-Nazor-Park ist der größte
seiner Art in Zadar. Er liegt auf der Oberseite der alten Zitadelle.
Man hat einen fantastischen Blick auf das gegenüberliegende
Festland. Dort, wo die Menschen Zadars leben.
Zadar ist das Zentrum Norddalmatiens,
in jeder Hinsicht. Kulturell, wirtschaftlich, administrativ.
Infrastrukturell ist es perfekt ausgebaut. Direkte Anbindung zur
Autobahn, wie eingangs erwähnt, lebt der Ort von den Touristen.
Attraktionen gibt es genügend. Überreste der Jahrtausend alten
Historie sind nicht zu übersehen, auch wenn mich die Schönheit und
das Flair der Stadt nicht vollständig überzeugt. Sie steht im
Ranking hinter Split oder Trogir. Nichtsdestotrotz geht es nicht
darum. Nicht ohne Grund strömen Jahr für Jahr die Urlauberin die
Stadt und den umliegenden Ortschaften. Zadar hat außergewöhnliche
Alleinstehungsmerkmale.
Die Nähe zu den Nationalparks
Paklenica, Krka, Nördlicher Velebit, Kornaten und den Plitvicer
Seen ist so eines. Ganze fünf sind das.Viele schöne Steinstrände
machen Lust und Spaß auf bzw. beim Sonnenbaden und Schwimmen im
kristallklaren Wasser des adriatischen Mittelmeeres. Darum ist dieses
Seebad auch so beliebt, bei tausenden Urlaubern jährlich.