Ein
Urlaub verläuft selten perfekt, also komplett reibungslos. Ohne
Zwischenfall, ein Rädchen greift ins andere. Nie, bei mir
jedenfalls.
"Vom Riesengebirge durch den Süden Polens",
unser Trip. Mittlerweile waren wir in Krakau. Drei Tage in dieser
lebendigen und grandiosen Stadt. Drei richtig coole Tage hatten wir
hinter uns. Altstadt mit Wawel, das Kazimierz, das Salzbergwerk
Wieliczka usw. Dann kam die Abreise. Wir hatten ein schönes und
gemütliches Appartement in der Krowoderska-Straße. In einem Altbau.
2 km vom unmittelbaren Stadtzentrum entfernt, zu Fuß. Mit dem Auto
waren es dann 3,5km, laut dem schlauen Navigationsgerät. Also
perfekt eigentlich. Wir wollten weiter, nach Zakopane in die Hohe
Tatra. Koffer alles fertig gepackt, bereit zur Abreise. Die Tür
fällt hinter uns zu, die Schließkarte für das Schloss blieb wie
vereinbart im Appartment. Soweit alles gut. Wir tragen das Gepäck
hinunter, vom 5. Stock wohlgemerkt, das war ganz oben. Das Auto war
startklar. Da macht es bling. Wie wenn der Blitz dich aus heiterem
Himmel trifft. Es fehlt etwas. Jeder kennt das Gefühl. Nur wir
konnten nicht mehr hinein. Die Karte lag im Appartement und wir
standen betröppelt draußen.
Die Brille fehlte. Ja, das
Hilfsgestell für die Augen.
Es gab nur ein Problem. Die
Rezeption für das Appartement war mitten im Altstadtkern, in einer
Nebenstraße vom großen Platz. Verdammt. Nun gab es drei
Möglichkeiten. Zu Fuß dorthin, mit dem Auto oder es sein lassen.
Manchmal geht man gern den leichten Weg und lässt alle Viere gerade
sein. Nur ist so ein Gestell nicht billig, also entschied das Geld.
Zurecht. Die Frage ob zu Fuß oder Auto war schnell beantwortet.
Auto.
Das hieß 3,5km, durch den Stadtverkehr. Gott sei dank ging
das ziemlich flüssig.
Mittlerweile kamen uns Zweifel, ob die
Brille überhaupt im Appartement sei. Vor Abreise hatten wir alles
kontrolliert, nichts war mehr da. Also gingen wir alle Lokale durch,
die wir besucht hatten. Vielleicht habe ich sie irgendwo liegen
gelassen. Wäre keine Neuheit. Cafés, Bars, Restaurants oder
Kneipen. Das Erinnerungsvermögen war erschreckend schlecht. Ein Café
im jüdischen Viertel kam in Frage. Dort fuhren wir als erstes hin.
Fehlanzeige. Da war nichts.
Also blieb nur das Appartement.
10 Minuten später saßen wir mit neuer Türkarte im Auto.
Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen. Langsam fing es an zu
nerven.
Zurück an der Krowoderska. Keine Parkplätze. Musste ja
so sein. Kurz angehalten, hinaus gesprungen. 2 Minuten später hatten
wir sie, die Brille. Das Übel allen Aufruhrs. Hinter dem Nachttisch
auf dem Boden lag sie. Das Schmunzeln der Selbstironie ging uns nicht
mehr aus dem Gesicht.
Mit einer Stunde Verspätung ging es
erleichtert auf den Weg Richtung Zakopane. Mit einem kuriosen
Erlebnis reicher.